FreeMessage – 1&1 jetzt auch mit Nischen-Messenger

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Die Gelegenheit ist günstig. Nachdem WhatsApp wie zuletzt mit der unberechtigten Datenweitergabe an Facebook immer wieder in Kritik gerät, gibt es erste Risse in der Akzeptanz des Platzhirschen unter den Messenger-Apps. Zugleich warnen Experten wie Edward Snowden auch vor dem Google-Messenger Allo, da dieser durch einen Bot alle Kommunikation mitliest. Bei dieser Ausgangslage könnte die Konkurrenz koordiniert zurückschlagen. Das ist aber Wunschdenken. Stattdessen wachsen Messenger wie Pilze aus dem Boden, ohne dass diese einzeln eine ernsthafte Chance auf Verbreitung hätten. Der Grund: Jeder Anbieter kocht sein eigenes Nachrichten-App-Süppchen, kein größerer Anbieter arbeitet an einem Projekt koordiniert mit anderen zusammen. Zu diesen Anbietern gehört nun auch 1&1. Der Telekommunikations- und Internetkonzern hat den Messenger FreeMessage veröffentlicht.

Was kann FreeMessage von 1&1?

1&1 hat sich an bestehenden Standards orientiert. Der Messenger umfasst Gruppenchats sowie Video- und Bildformate. Eine Besonderheit ist die Integration in die Mailsysteme von Web.de und GMX, die beide zum gleichen Konzern gehören. Die Funktionalität der jeweiligen Apps soll mit FreeMessage verknüpft werden, sodass auch der E-Mail-Verkehr über den Messenger abgewickelt werden kann.

Eine weitere Besonderheit ist eher fragwürdig. Hat der Gegenüber eines Nutzers keinen FreeMessager, wandelt die App die Nachricht in eine SMS um. Das klingt positiv, kann aber zum Ärgernis werden. Denn bei längeren Texten wird die Nachricht auf maximal 160 Zeichen gekürzt. Um den kompletten Inhalt zu lesen, muss der Empfänger innerhalb von 7 Tagen die App FreeMessage zwangsinstallieren. Ob Medienanhänge per SMS lesbar durchkommen, ist je nach System fraglich. Der Vorteil ist zwar, dass so überhaupt aus dem Messenger eine Kommunikation mit allen anderen Teilnehmern möglich ist. Hier wäre eine nutzerfreundliche Umsetzung ratsam gewesen.

Einen dicken Pluspunkt sammelt FreeMessage durch eine vollständige Ende-zu-Ende-Verschlüsselung aller Inhalte inklusive der Medienanhänge. Der Schlüssel wird ausschließlich auf dem Gerät angelegt und nicht auf den Servern des Unternehmens gespeichert. Positiv ist auch, dass der Quellcode zwar nicht öffentlich ist, auf Anfrage aber zur Verfügung gestellt werden soll.

Zwar wird die App FreeMessage unter anderem bei Bundle-Angeboten den Kunden von 1&1 regelrecht aufgedrückt und auch die vielen SMS für Empfänger ohne App münden in eine so empfundene nachdrückliche Empfehlung für den Messenger. Ob ein weiterer neuer Messenger ohne übergreifende Unterstützung jedoch auch nur den Hauch einer Chance hat, darf bezweifelt werden. Die solide Verschlüsselung und die Integration der E-Mail-Konten wären zumindest eine gute Voraussetzung. Solange aber ein gemeinsames Agieren von Entwicklern ausbleibt und WhatsApp trotz kleiner und großer Skandale weiter erste Wahl bei den Nutzern ist, reichen gute Voraussetzungen allein nicht aus.

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WhatsApp Alternativen – Welche Messenger Dienste bieten mehr

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