Roaming – EU beschließt faulen Kompromiss

Roaming – EU beschließt faulen Kompromiss

Eigentlich war das Abschaffen der Roaminggebühren längst beschlossene Sache. Ende 2015 sollte es nach mehreren Runden des Absenkens der Gebühren endlich soweit sein. Weit gefehlt: Durch Lobbyarbeit von Mobilfunkanbietern und auf Hinwirken einzelner Politiker ist diese Entscheidung jedoch noch einmal herausgezögert worden. Nun haben sich heute in den frühen Morgenstunden nach zähem Ringen Vertreter des EU-Parlaments und der EU-Staaten auf einen Kompromiss geeinigt. Tenor: Die Roaminggebühren werden in zwei Schritten abgeschafft. Jedenfalls ein bisschen.

So verändern sich die Roaminggebühren ab 2016

Der Kompromiss sieht vor, dass die Mobilfunkunternehmen ab 30.04.2016 nur noch deutlich geringere Roaminggebühren verlangen dürfen. Roaminggebühren verlangen Anbieter, wenn Reisende im Ausland ihr heimisches Mobilgerät in fremden Netzen nutzen. Das soll ein Ausgleich bei den dafür anfallenden Kosten sein, die dem Anbieter gegenüber dem Netzbetreiber im Ausland entstehen. Diese Roaminggebühren werden auf 5 Cent pro Minute für Gespräche, (derzeit 19 Cent), 2 Cent pro SMS (derzeit 6 Cent) und 5 Cent pro Megabyte Datenvolumen (derzeit 20 Cent) gedeckelt. Ab 15.06.2017 sollen diese Gebühren dann ganz wegfallen.

Fauler Kompromiss: Neue Gebühren ersetzen Roaming

Der von den Politikern bejubelte Kompromiss ist jedoch faul. Denn Anbieter dürfen ein Fair-Use-Prinzip auf den Weg bringen, das ein zu exzessives Nutzen von Mobilgeräten in ausländischen Netzen finanziell bestraft. Ausnahme sollen gelegentliche Reisende, also normale Urlauber sein. Was das im Einzelfall bedeutet, ist schwer abzuschätzen. Sicher scheint jedoch, dass diese Einschränkung für Vielreisende zu neuen Gebühren führen kann.

Netzneutralität und Ausnahmen

Im Zuge des Kompromisses wurde auch über die Netzneutralität verhandelt. Diese wird nun erhalten. Das heißt: Netzbetreiber und Anbieter dürfen bestimmten Datenpakten im Mobilfunknetz keinen Vorrang gewähren. Damit ist das Hochladen von privaten Fotos gleichberechtigt wie eine E-Mail von staatlichen Stellen. Aber auch hier soll es Ausnahmen geben. So sollen die Provider berechtigt sein, in Ausnahmefällen einzelne Datentransfers zu drosseln oder zu blockieren. Beispiele könnten Cyber-Angriffe sein. Zudem sollen Notrufe und ähnliche Funktionen Vorrang bekommen.

Kompromiss ist nicht endgültig sicher

Ob dieser Kompromiss letztlich zum Tragen kommt, ist indes ungewiss. Denn die einzelnen Länder müssen diesem noch zustimmen. Es ist grundsätzlich davon auszugehen, dass die Kommission dem Kompromiss zustimmt und die Mitgliedsstaaten damit die neuen Regelungen annehmen. Allerdings sind Überraschungen auch nicht auszuschließen.

Update 09.07.2015

Gestern habe alle 28 Mitgliedstaaten der EU bestätigt, dass sie die Zusatzkosten bis 2017 abschaffen wollen. Nun ist noch die Zustimmung des Europarlament erforderlich.

Hinterlasse jetzt einen Kommentar

Kommentar hinterlassen

E-Mail Adresse wird nicht veröffentlicht.


*


Die aktuellsten telespiegel Nachrichten
Achtung, Betrug – so können KI-Fake-Anrufe enttarnt werden

Achtung, Betrug

So können KI-Fake-Anrufe enttarnt werden

Betrügerische Anrufe und Nachrichten sind aufgrund des Einsatzes von Künstlicher Intelligenz immer schwieriger zu erkennen. Um sich dennoch vor den betrügerischen Absichten zu schützen, hilft eine Frage, die bei einem vermeintlichen Hilfeanruf gestellt werden kann. […]

Unzulässige Internet-Sportwetten – Spieler können Einsatz zurückfordern

Unzulässige Internet-Sportwetten

Spieler können Einsatz zurückfordern

Spieler können ihre im Internet verlorenen Wetteinsätze von ausländischen Anbietern zurückfordern. Nämlich dann, wenn der Anbieter der Online-Sportwetten zu diesem Zeitpunkt keine gültige Lizenz für Deutschland hatte. Dies hat der Bundesgerichtshof entschieden. […]

Glasfaseranschlüsse – BNetzA veröffentlicht Leerrohrentgelte-Entwurf

Glasfaseranschlüsse

BNetzA veröffentlicht Leerrohrentgelte-Entwurf

Die Telekom muss Wettbewerbern den Zugang zu sogenannten Leerrohren ermöglichen, um zusätzliche Bauarbeiten zu vermeiden. Wie viel das Unternehmen für die Nutzung durch die Konkurrenz erhält, steht bislang noch nicht fest. Jetzt hat die zuständige Behörde einen Kompromiss vorgeschlagen. […]

Adaptive Timeout-Funktion – längere Akkulaufzeit bei Android 15

Adaptive Timeout-Funktion

Längere Akkulaufzeit bei Android 15

Ein neues Feature, das mit Android 15 kommen soll, könnte die Akkulaufzeit von Android-Geräten erheblich verlängern. Entdeckt wurden Hinweise auf „adaptive Timeout“ auf der zweiten Developer Preview. Das neue Betriebssystem soll bereits in einigen Monaten erscheinen. […]