Smart Car – Autohersteller greifen Daten im großen Stil ab

Smart Car - Autohersteller greifen Daten im großen Stil ab

Ein Autofahrer wird von seiner Versicherung plötzlich deutlich höher eingruppiert. Dabei entstehen große zusätzliche Kosten. Ein anderer klagt auf Schadensersatz, bekommt aber ein gegenteiliges Urteil, weil ihm ein Fehlverhalten nachgewiesen wurde. Und ein Dritter kann seine E-Batterie nicht mehr laden, weil er seine letzte Leasingrate nicht bezahlt hat. Was sich nach einer riesigen Unverschämtheit anhört, ist längst Realität. Denn Smart Car, der mobilfunkgestützte Datenaustausch vom Auto mit den Servern der Hersteller, macht genau das bereits möglich. Darauf weist der ADAC in der aktuellen Ausgabe 06/2016 seiner Mitgliederzeitschrift hin.

Ungeregelte Datensammelwut zum Nachteil der Autofahrer

Sie tun es, weil es geht. Einen Nutzen gibt es – noch! – nicht immer. Das bescheinigt der ADAC den Automobilherstellern. Bei einer Untersuchung von vier Fahrzeugen der Marken BMW, Mercedes und Renault gab es erstaunliche Erkenntnisse. Per Mobilfunk überträgt die mit Smart Home vergleichbare Autotechnik umfassende Daten an die Hersteller. Diese ermöglichen unter anderem ein Bewegungsprofil mit Daten im Minutentakt. Diese Totalüberwachung ist aber nur ein Auswuchs der bisher noch größtenteils unkontrollierten Datensammelwut. Durch die Übermittlung anderer Details sind Autofahrer noch unmittelbarer betroffen.

Auf dem ersten Blick kann man den Herstellern zugutehalten, dass sie die Einstellung des Sitzes oder die genutzt Motorleistung des Fahrzeuges sowie den Fehlerspeicher überwachen. All das fließt potenziell in eine Optimierung der Fahrzeugentwicklung ein.

Auf dem zweiten Blick gibt es jedoch ein erhebliches Datenrisiko für die Fahrer. Der ADAC weist auf mehrere Beispiele hin. Das Auslesen des Fehlerspeichers führt dazu, dass Fahrfehler dokumentiert und vor Gericht genutzt werden können. Das Senden der Motordrehzahl beeinflusst schon jetzt ausgewählte Versicherungstarife. Wer rasant fährt, zahlt unter anderem bei einigen App-gestützten Tarife der Versicherer wie der Allianz mehr. Das wissen viele Autofahrer nicht einmal. Ebenso vermuten sie nicht, dass aus diesem Verhalten in Kombination mit anderen gesendeten Informationen ein Profil generierbar ist, das den Versicherungstarif bereits vor Abschluss eines Vertrages beeinflussen kann. Ein anderes Beispiel ist der beidseitige Sendekanal. Renault ist offenbar in der Lage, das Aufladen der Batterie in Elektroautos zu verhindern. Einsetzbar ist diese Technik unter anderem, wenn eine Leasingrate ausbleibt. Besonders kritisch sieht der ADAC, dass die Fahrer die Technik meistens nur ganz oder gar nicht nutzen könnten. Schalten Sie – sofern überhaupt möglich – Smart Car ab, funktioniert außer bei Mercedes nicht einmal mehr die Notruf-Funktion.

Experten fordern Transparenz und gesetzliche Regelungen für Smart Car

Die vom ADAC beauftragten Experten fordern vor allem Transparenz. Die Fülle der übertragenden Daten ist überraschend groß. Daher sollten alle Fahrzeughersteller die über Smart-Car-Techniken per Mobilfunktechnik abgefragten Daten auflisten, damit sich Käufer der Fahrzeuge ein Bild von der Sammelleidenschaft der Hersteller machen können. In dem Zusammenhang sind möglicherwiese auch gesetzliche Regelungen erforderlich, denn mit den Daten könnten Autofahrer engmaschig überwacht werden.

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