Kostenfalle – Ortsgespräch für 2 Euro trotz Flatrate

Kostenfalle - Ortsgespräch für 2 Euro trotz Flatrate

Das hätte sich die Kundin von 1&1 nicht erträumen lassen. Auf ihrem Einzelverbindungsnachweis tauchten plötzlich rund 2 Euro Kosten für ein Ortsgespräch in Bonn auf. Nach Bericht des Bonner General-Anzeigers hatte die Frau mit der Stadtverwaltung telefoniert. Dabei fielen sowohl eine Grundgebühr als auch ein Minutentarif an, obwohl sie eine Festnetzflatrate bei 1&1 gebucht hatte.

Flatrate ist nicht gleich Flatrate

Der Fall eröffnet den Blick auf ein ärgerliches Kuriosum, das möglicherweise einer gerichtlichen Klärung bedarf. Denn Telefonie-Anbieter dürfen einzelne Rufnummern von einer Flatrate ausnehmen. Wie die Unternehmen ihre Tarife kalkulieren ist zunächst allein ihre Sache. Daher kommt es offenbar bei einigen Anbietern zu Ausnahmen von der Flatrate. Betroffen sind in der Regel Rufnummern, die verstärkt angerufen werden. Es gibt jedoch kein einheitliches Muster innerhalb von Ortschaften und bei verschiedenen Anbietern. So kann ein Anruf bei einem Unternehmen in Stadt A kostenlos sein, während für eine Leitung zu einer Zweigstelle in Stadt B besondere Kosten anfallen. Bei einem Anbieter kann der Anruf bei der Stadtverwaltung in einer Kommune kostenlos sein, während ein anderer Anbieter besondere Entgelte verlangt. Und nicht zuletzt: Ruft ein Telefonkunde bei einer Behörde in Stadt X an, können Gebühren anfallen, während bei einem Anruf bei einer anderen Behörde in der gleichen Stadt keine Kosten anfallen.

Kunden müssen das Kleingedruckte lesen

Die erste Frage lautet: Wer soll da noch durchsteigen? Die nächste Frage betrifft die Gebühren. Im vorliegenden Fall hatte 1&1 offenbar ein Verbindungsentgelt sowie ein Minutentarif veranschlagt, der über normalen Kosten von Ortstarifen liegt. So kann ein einfacher Anruf innerhalb eines Ortes trotz vorhandener Flatrate zur Kostenfalle werden.

Rechtlich sind solche Ausnahmen von der Flatrate grundsätzlich erlaubt. Allerdings müssen die Anbieter darauf hinweisen. Das geschieht in der Regel im Kleingedruckten wie zum Beispiel in den Nutzungsbedingungen. Ein Ärgernis, denn am Ende erhält der Kunde nicht das, was er glaubt zu bezahlen. Zudem sind die Ausnahmen punktuell, sodass der Kunde bei jedem Anruf prüfen müsste, welche Tarife anfallen.

In letzter Konsequenz sind Gerichte gefragt. Denn es ist möglich, dass diese von Anbietern verlangen, bei Ausnahmen einer Flatrate, eine Bandansage mit den auflaufenden Kosten vorzuschalten, so wie es bei Service-Nummern der Fall ist. Die Bonner Stadtverwaltung dagegen ist unschuldig an der Misere. Sie ist nur eine Leidtragende der Flatrate-Ausnahmen. Offenbart steht die 1&1-Kundin nämlich nicht allein, denn die ehemalige Hauptstadt weist inzwischen auf ihrer Webseite darauf hin, dass bei Anrufen besondere Gebühren anfallen können. So wird ausgerechnet der heiße Draht für Bürger zum ungewollten und kostspieligen Abenteuer.

Mehr Informationen

Hinterlasse jetzt einen Kommentar

Kommentar hinterlassen

E-Mail Adresse wird nicht veröffentlicht.


*


Die aktuellsten telespiegel Nachrichten
Achtung, Betrug – so können KI-Fake-Anrufe enttarnt werden

Achtung, Betrug

So können KI-Fake-Anrufe enttarnt werden

Betrügerische Anrufe und Nachrichten sind aufgrund des Einsatzes von Künstlicher Intelligenz immer schwieriger zu erkennen. Um sich dennoch vor den betrügerischen Absichten zu schützen, hilft eine Frage, die bei einem vermeintlichen Hilfeanruf gestellt werden kann. […]

Unzulässige Internet-Sportwetten – Spieler können Einsatz zurückfordern

Unzulässige Internet-Sportwetten

Spieler können Einsatz zurückfordern

Spieler können ihre im Internet verlorenen Wetteinsätze von ausländischen Anbietern zurückfordern. Nämlich dann, wenn der Anbieter der Online-Sportwetten zu diesem Zeitpunkt keine gültige Lizenz für Deutschland hatte. Dies hat der Bundesgerichtshof entschieden. […]

Glasfaseranschlüsse – BNetzA veröffentlicht Leerrohrentgelte-Entwurf

Glasfaseranschlüsse

BNetzA veröffentlicht Leerrohrentgelte-Entwurf

Die Telekom muss Wettbewerbern den Zugang zu sogenannten Leerrohren ermöglichen, um zusätzliche Bauarbeiten zu vermeiden. Wie viel das Unternehmen für die Nutzung durch die Konkurrenz erhält, steht bislang noch nicht fest. Jetzt hat die zuständige Behörde einen Kompromiss vorgeschlagen. […]

Adaptive Timeout-Funktion – längere Akkulaufzeit bei Android 15

Adaptive Timeout-Funktion

Längere Akkulaufzeit bei Android 15

Ein neues Feature, das mit Android 15 kommen soll, könnte die Akkulaufzeit von Android-Geräten erheblich verlängern. Entdeckt wurden Hinweise auf „adaptive Timeout“ auf der zweiten Developer Preview. Das neue Betriebssystem soll bereits in einigen Monaten erscheinen. […]