Strom – neue Flatrate-Angebote sind kritisch zu beurteilen

Strom - neue Flatrate-Angebote sind kritisch zu beurteilen

Es klingt verlockend: eine Strom-Flatrate! Konsumieren, so viel der Kunde möchte. Licht anlassen, Heizlüfter laufen lassen, Klimaanlage kaufen – alle Verbrauchsmengen sind mit den Monatspreisen inklusive. Das scheint auf dem ersten Blick mit den neuen Flatrate-Angeboten einiger Anbieter der Strombranche möglich. Ein Blick auf die Details lässt jedoch schnell Ernüchterung einkehren. Dennoch könnten Strom-Flatrates den Markt verändern.

Wie funktionieren Strom-Flatrates

Zu unterscheiden sind im Prinzip zwei Flatrate-Arten. Zum einen bieten Stromlieferanten feste Preise für Kunden, die ihren Bedarf weitgehend über erneuerbare Energien vom eigenen Grundstück bzw. Haus decken und einen Stromspeicher des Anbieters nutzen. Der Effekt ist gering. Viel häufiger ist die Stromflatrate für den „Normalkunden“. Inzwischen locken einige Stromanbieter mit solchen Flatrates.

Besonders innovativ scheint ein Angebot der RWE-Tochter Innogy zu sein. Hier bekommt der Kunde auf dem ersten Blick zu einem festen Preis eine beliebige Energiemenge. Wer jedoch glaubt, dass damit unlimitierter Verbrauch verbunden ist, wird schnell eines Besseren belehrt. Zum einen stuft Innogy den Kunden auf Basis des bisherigen Verbrauchs ein. Für diese Jahressumme, die zwischen 2.000 und 12.000 kWh liegen muss, wird ein fester Betrag errechnet. Bleibt der Kunde anschließend bei einer gesetzten Toleranzgrenze unter der veranschlagten Verbrauchsmenge, wird er im Folgejahr heruntergestuft. Liegt er über der Verbrauchsmenge, wird er hochgestuft. Der scheinbare Vorteil einer Flatrate ist also lediglich ein Verschieben einer Preisanpassung mit einem gewissen Risiko beim Anbieter. Denn Mehrnutzung wird nicht nachberechnet. Liegt der Verbrauch bei Innogy jedoch unterhalb einer gewissen Toleranz, erhält der Kunde sogar Geld zurück. Vorteil: Der Strom stammt komplett aus erneuerbaren Energiequellen.

Fallstricke der Strom-Flatrates

Das System ähnelt dem der Strompaketpreise. Der einzige Unterschied: Wird das bestellte kWh-Kontingent nicht eingehalten, folgt anders als bei Strompaketen keine Nachberechnung. Dennoch lohnt sich eine so gestaltete Flatrate häufig nicht. Denn der Preis liegt meistens deutlich über dem von günstigen Anbietern, die exakt nach verbrauchten kWh abrechnen. Im Gegenteil: Teilweise ist der Preis für eine Flatrate sogar höher als der für die meistens sehr teuren Grundtarife der lokalen Stromversorger. Kunden sollten sich also nicht blenden lassen. Denn im Preisvergleich schneiden die Flatrates meistens nicht nur schlecht ab, sondern die Einstufung im Folgejahr rückt Verbrauchsschwankungen wieder zurecht. Am Ende profitiert der Kunde anders als bei Telefonflatrates nicht im gewünschten Maß.

Dennoch Marktbewegung

Die ersten Angebote für scheinbar unlimitierten Stromverbrauch haben aber Bewegung in den Markt gebracht. Zugleich greifen Bauherren die Idee auf. Die Cottbuser Wohnungsgenossenschaft eG Wohnen 1902 ist derzeit zum Beispiel dabei, energieautark arbeitende Häuser zu errichten. Damit verbunden ist für die späteren Mieter eine Flatrate für Strom, denn die Kosten für den nicht reglementierten Verbrauch sind als Pauschale in den Mietnebenkosten enthalten.

Solche Angebote zeigen, dass sich der Bezug und die Abrechnung von Strom mit dem Ausbau der erneuerbaren Energien verändern wird. Sobald der Energiebedarf komplett aus Wind, Wasser, Sonne und Erdwärme stammt, sind vielleicht echte Flatrates denkbar, die nur noch die Unterhaltskosten der Technik und nicht mehr den eigentlichen Verbrauch beinhalten. Ob damit Menschen zum Reduzieren des Energieverbrauchs animiert werden, ist dann eine ganz andere Frage.

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