Fußball – spanische Liga hört Smartphones ab

Fußball - spanische Liga hört Smartphones ab

In Spanien hat eine Meldung der Tageszeitung El Pais aufhorchen lassen. Demnach nutzen dort zehn Millionen Menschen eine Fußball-App der spanischen Liga. Diese wiederum versucht offenbar über die App ihre Rechte zu schützen. Dazu hat sie Standortdaten der Nutzer ausgewertet und über das Mikrofon die Umgebung abgehört. Was anfangs wie ein harmloser Vorgang wirkt, könnte sich zu einem Skandal entwickeln. Denn es geht um die grundlegende Frage des Schutzes von Bürgerrechten.

Spanische Fußballliga will unlizenzierte Übertragungen ausmachen

Die Primera Division bzw. La Liga ist in Spanien die oberste Spielklasse im Fußball. Die Gemeinschaft der Vereine lizenziert Spielübertragungen an Pay-TV-Sender. Viele Kneipen, Sport-Bars und andere Einrichtungen zeigen in ihren Räumlichkeiten die von den Sendern ausgestrahlten Spiele, ohne jedoch eine Lizenz dafür zu haben. Die rechtliche Grundlage ist ähnlich wie in Deutschland. Auch hier benötigen Gastronomen eine Lizenz, um die Spiele öffentlich zeigen zu dürfen. Der Schaden durch unlizenzierte Übertragungen beläuft sich laut Medienberichten in Spanien auf etwa 150 Millionen Euro im Jahr.

Der Fußball-Lauschangriff per App

Die App der Liga ist weit verbreitet. Diese darf nach der Installation unter anderem auf Standortdaten und das Mikrofon zugreifen. Über diesen Kniff haben die Verantwortlichen Lauschangriffe gestartet, um durch Umgebungsgeräusche zunächst Live-Streams der Übertragungen ausfindig zu machen. Über die Standortdaten der Nutzer wurden diese dann lokalisiert und die entsprechenden Wirte zur Kasse gebeten.

Entdeckung war purer Zufall

Die Entdeckung des Abhörens war Zufall. Bislang war in den Nutzungsbedingungen von Publikumsanalysen zu lesen. Durch Einführung der EU-weiten Datenschutzgrundverordnung Ende Mai musste die Liga jedoch die Angaben ändern. Dort heißt es nun, dass über das Mikrofon ermittelt werden soll, ob der Nutzer Fußball sieht. Das bemerkte ein Rechtsexperte per Zufall. Er meldete dies über Twitter und Medien sprangen darauf an. Nach Recherche war schnell klar: Die spanische Liga hört die Smartphones ab. Diese bestätigt den Vorgang grundsätzlich. Sie weist jedoch darauf hin, dass sie nur kurze Fragmente abhören können, um die Streams zu finden.

Am Ende bleibt jedoch ein eklatanter Eingriff in den persönlichen Bereich. Denn die Nutzer der App können sich nicht sicher sein, dass die Liga nicht ihre Privatgespräche abhört. Abseits des verständlichen Ansatzes, den Schaden durch Schwarz-Übertragungen zu reduzieren, bleibt nicht nur ein Eingriff in Bürgerrechte in Form von Standort- und Audio-Überwachung. Denn zehn Millionen App-Nutzer werden unfreiwillig zu einem spitzelnden Informanten. Eine Aufarbeitung dieses Vorgangs ist daher auch von politischer Seite geboten und könnte über den Einzelfall hinaus grundsätzliche Entscheidungen zur Zulässigkeit von App-Berechtigungen nach sich ziehen.

Weitere Informationen

Hinterlasse jetzt einen Kommentar

Kommentar hinterlassen

E-Mail Adresse wird nicht veröffentlicht.


*


Die aktuellsten telespiegel Nachrichten
Nachhaltige Optionen – Google-Maps zeigt Alternativen zum Autofahren

Nachhaltige Optionen

Google-Maps zeigt Alternativen zum Autofahren

Der Tech-Riese Google will die Nutzer seiner Maps-App zur Nutzung von nachhaltigen Verkehrsmitteln animieren. Hierzu werden zahlreiche Änderungen im Routenplaner vorgenommen. Mit dem neuen Feature sollen leichter umweltbewusste Entscheidungen getroffen werden können. […]

Achtung, Betrug – so können KI-Fake-Anrufe enttarnt werden

Achtung, Betrug

So können KI-Fake-Anrufe enttarnt werden

Betrügerische Anrufe und Nachrichten sind aufgrund des Einsatzes von Künstlicher Intelligenz immer schwieriger zu erkennen. Um sich dennoch vor den betrügerischen Absichten zu schützen, hilft eine Frage, die bei einem vermeintlichen Hilfeanruf gestellt werden kann. […]

Unzulässige Internet-Sportwetten – Spieler können Einsatz zurückfordern

Unzulässige Internet-Sportwetten

Spieler können Einsatz zurückfordern

Spieler können ihre im Internet verlorenen Wetteinsätze von ausländischen Anbietern zurückfordern. Nämlich dann, wenn der Anbieter der Online-Sportwetten zu diesem Zeitpunkt keine gültige Lizenz für Deutschland hatte. Dies hat der Bundesgerichtshof entschieden. […]

Glasfaseranschlüsse – BNetzA veröffentlicht Leerrohrentgelte-Entwurf

Glasfaseranschlüsse

BNetzA veröffentlicht Leerrohrentgelte-Entwurf

Die Telekom muss Wettbewerbern den Zugang zu sogenannten Leerrohren ermöglichen, um zusätzliche Bauarbeiten zu vermeiden. Wie viel das Unternehmen für die Nutzung durch die Konkurrenz erhält, steht bislang noch nicht fest. Jetzt hat die zuständige Behörde einen Kompromiss vorgeschlagen. […]