Funkzellenauswertung und stille SMS – Zahlen zur Handyortung durch Polizei

Handyortung auch durch stille SMS

Spätestens seit dem Vorfall in Dresden stehen die Überwachungsmethoden der Polizei im Fokus. Am 19. Februar 2011 hatten die Sicherheitsbehörden bei einer Demonstration eine sogenannte Funkzellenauswertung vorgenommen. Die Verkehrsdaten von allen sich innerhalb bestimmter Mobilfunkzellen befindlichen Mobilfunkgeräten, die aktiv verwendet wurden, wurden gespeichert. Dadurch wollte die Polizei feststellen, ob sich polizeilich bekannte Personen in dem Bereich befinden. Als dieses, übrigens von einem Richter genehmigte Vorgehen einige Wochen später bekannt wurde, war die Entrüstung groß. Man stelle ahnungslose Passanten unter Generalverdacht, hieß es.

Aber nicht nur komplette Funkzellen werden im Bedarf von den Behörden überwacht. Auch einzelne Mobilfunkgeräte können geortet werden. In diesem Fall schickt die Polizei mehrfach Ortungsimpulse an das Handy und kann so den Standort oder die Bewegung des Besitzers bestimmen. Die sogenannte „stille SMS„ simuliert jedoch nur eine Kommunikation mit dem Endgerät. Dem Handybesitzer fällt demnach nicht auf, dass sein Mobiltelefon geortet wird und weil es sich nicht um einen Kommunikationsvorgang handelt, verletzt dieses Vorgehen das Brief-, Post- und Fernmeldegeheimnis (Artikel 10 Grundgesetz) nicht. Beide Vorgehen, die Funkzellenauswertung und die „stille SMS„ müssen richterlich angeordnet worden sein oder es muss Gefahr im Verzug ist.

Die Antwort auf eine Kleine Anfrage im Landtag Nordrhein-Westfalen brachte zutage, das in Nordrhein-Westfalen im Jahr 2010 im Rahmen von 778 Straftaten 5.276 Mobilfunkanschlüsse überwacht wurden. Die „stille SMS„ wurde an 2.644 Mobilfunkanschlüsse gesendet. Insgesamt wurde in dem Jahr 255.784 Ortungsimpulse ausgesandt. Wieviele dieser Ortungsimpulse tatsächlich ihr Ziel erreicht haben, steht nicht fest. Sie können nur erfolgreich an Mobiltelefone gesendet werden, die sich in einem deutschen Mobilfunknetz eingebucht haben. Im Jahr 2009 wurden in dem Bundesland 320.811 Ortungssignale verschickt, in den Jahren zuvor 291.884 (2008), 252.975 (2007) und 156.203 (2006). Aufgrund der Ortung durch „stille SMS„ habe man beispielsweise einen Gewaltverbrecher, einen Vergewaltiger und einen Drogendealer festnehmen können, erklärte der Innenminister Ralf Jäger in der Antwort auf die Kleine Anfrage der Linken.

Mehr Informationen

Verschlüsselt telefonieren per App

Hinterlasse jetzt einen Kommentar

Kommentar hinterlassen

E-Mail Adresse wird nicht veröffentlicht.


*


Die aktuellsten telespiegel Nachrichten
Achtung, Betrug – so können KI-Fake-Anrufe enttarnt werden

Achtung, Betrug

So können KI-Fake-Anrufe enttarnt werden

Betrügerische Anrufe und Nachrichten sind aufgrund des Einsatzes von Künstlicher Intelligenz immer schwieriger zu erkennen. Um sich dennoch vor den betrügerischen Absichten zu schützen, hilft eine Frage, die bei einem vermeintlichen Hilfeanruf gestellt werden kann. […]

Unzulässige Internet-Sportwetten – Spieler können Einsatz zurückfordern

Unzulässige Internet-Sportwetten

Spieler können Einsatz zurückfordern

Spieler können ihre im Internet verlorenen Wetteinsätze von ausländischen Anbietern zurückfordern. Nämlich dann, wenn der Anbieter der Online-Sportwetten zu diesem Zeitpunkt keine gültige Lizenz für Deutschland hatte. Dies hat der Bundesgerichtshof entschieden. […]

Glasfaseranschlüsse – BNetzA veröffentlicht Leerrohrentgelte-Entwurf

Glasfaseranschlüsse

BNetzA veröffentlicht Leerrohrentgelte-Entwurf

Die Telekom muss Wettbewerbern den Zugang zu sogenannten Leerrohren ermöglichen, um zusätzliche Bauarbeiten zu vermeiden. Wie viel das Unternehmen für die Nutzung durch die Konkurrenz erhält, steht bislang noch nicht fest. Jetzt hat die zuständige Behörde einen Kompromiss vorgeschlagen. […]

Adaptive Timeout-Funktion – längere Akkulaufzeit bei Android 15

Adaptive Timeout-Funktion

Längere Akkulaufzeit bei Android 15

Ein neues Feature, das mit Android 15 kommen soll, könnte die Akkulaufzeit von Android-Geräten erheblich verlängern. Entdeckt wurden Hinweise auf „adaptive Timeout“ auf der zweiten Developer Preview. Das neue Betriebssystem soll bereits in einigen Monaten erscheinen. […]