
1&1 hat nach eigenen Angaben alle mehr als zwölf Millionen Kunden vollständig auf das eigene Kernnetz migriert. Damit erfüllt der vierte deutsche Netzbetreiber die Frist der Bundesnetzagentur. Das Unternehmen betreibt nun das erste vollständig virtualisierte Mobilfunknetz Europas auf Basis von Open-RAN. Dennoch treten bei einigen Kunden technische Probleme auf.
Warum musste 1&1 bis Jahresende 2025 umstellen?
Die zuständige Behörde, die BNetzA, setzte dem Unternehmen die Frist, um sicherzustellen, dass 1&1 „wettbewerblich unabhängig“ wird. Seit dem 8. Dezember 2023 ist 1&1 ein eigenständiger Mobilfunknetzbetreiber. Zuvor durfte das Unternehmen als Mobile Virtual Network Operator (MVNO) zusätzlich Fremdnetz-Dienste verkaufen. Das ist eigenständigen Netzbetreibern jedoch nicht erlaubt, weshalb die Behörde die Frist für eine vollständige Nutzung des eigenen Kernnetzes festlegte. Nach Angaben von 1&1 wurde die staatliche Vorgabe jetzt vollständig erfüllt und mehr als zwölf Millionen Kunden wurden erfolgreich umgebucht. Zuvor nutzten die meisten der Kunden das O2-Netz, für dessen Nutzung der Anbieter Miete zahlte.
Wie ist der aktuelle Stand?
1&1 verkündete, dass die Migration früher als vorgeschrieben abgeschlossen wurde. Damit betreibt das Unternehmen nach eigenen Angaben das erste vollständig virtualisierte, cloudbasierte Mobilfunknetz in ganz Europa auf Basis der Open-RAN-Technologie und zugleich die weltweit größte Open-RAN-Installation dieser Art. CEO Ralph Dommermuth erklärt hierzu:
„Wir heißen unsere Kundinnen und Kunden im leistungsstarken 1&1 O-RAN willkommen. Mit dem vierten deutschen Mobilfunknetz gibt es mehr Wettbewerb und Wahlfreiheit. Basierend auf der innovativen Open-RAN-Technologie, zeigt das 1&1 O-RAN zudem, wie Deutschland leistungsstarke und zugleich digital-souveräne Infrastruktur für Millionen Nutzer in kurzer Zeit entstehen kann.“
Pro Tag wurden teilweise bis zu 50 000 Kunden in das Kernnetz von 1&1 übertragen. Offizielle Zahlen zur tatsächlichen Netzabdeckung oder der Zahl eigener 1&1-Basisstationen bleiben jedoch selten. Durch sogenanntes National Roaming können Kunden aber bundesweit surfen und telefonieren.
Was steckt hinter der Open-RAN-Technologie?
Open RAN ermöglicht es, Netzkomponenten unterschiedlicher Hersteller flexibel miteinander zu kombinieren. Das basiert auf offenen technischen Standards und soll Innovationen, Kosteneffizienz sowie Wettbewerb steigern. Derzeit arbeitet 1&1 hierfür mit rund 100 Partnerunternehmen zusammen.
Welche Schwierigkeiten treten derzeit auf?
Trotz der abgeschlossenen Kernnetz-Migration ist das physische 1&1-Netz vergleichsweise noch klein. Um Verbindungsabbrüche durch Funklöcher zu verhindern, werden Kunden daher weiterhin auch in Zukunft häufig über Vodafone-Antennen versorgt. Das ist durch einen National-Roaming-Vertrag der beiden Unternehmen abgesichert. Einige Nutzer berichten über Aktivierungsprobleme bei neuen SIM-Karten. So auch ein Telespiegel-Leser. Besonders ältere Smartphones scheinen zum Teil kein Netz zu finden. Der WinSim-Kunde erhielt folgende Aktivierungsanweisung:
„Um die neue SIM-Karte nutzen zu können, müssen Sie diese vorher aktivieren. Rufen Sie dafür einfach unseren automatischen Aktivierungsassistenten direkt von Ihrer Mobilfunkrufnummer aus unter 06181 7074 190 an.“
Für Personen ohne zweites Handy oder Festnetzanschluss kann die Aktivierung dadurch erheblich erschwert werden.
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