Schadensersatzklage – Android-Nutzer können ihr Klagerecht verkaufen

Schadensersatzklage – Android-Nutzer können ihr Klagerecht verkaufen

Für 40 Euro können User von Android-Smartphones ihr Klagerecht an die CAG GmbH abtreten. Im Rahmen der Kampagne Privacy Reclaim ist eine Schadensersatzklage gegen den US-amerikanischen Tech-Riesen geplant. Hierfür werden 100 000 Android-User gesucht.

Was steckt hinter der Schadensersatzklage?

Google sammelt viele Daten aller Android-Nutzer. Viele davon soll der Konzern jedoch ohne eine hierfür gemäß Artikel 5 und Artikel 9 DSGVO benötigte Rechtsgrundlage sammeln. Aus einem insgesamt 91-seitigen Gutachten, das von Privacy Reclaim in Auftrag gegeben wurde, soll hervorgehen, dass beispielsweise auch sensible Daten, die eigentlich eine besondere Einwilligung benötigen, auf den Google-Servern landen. So sollen unter anderem Daten darüber gespeichert werden, welche Apps im App-Store angeschaut werden. Über die Sammlung dieser Daten, die unter anderem Rückschlüsse auf den Gesundheitszustand, die sexuelle Orientierung oder die religiöse Präferenz des Android-Users zulassen, soll Google die User nicht ausreichend informieren. Die Schadensersatzklage soll daher aufgrund des massenhaften Sammelns personenbezogener Daten ohne ausreichende Rechtsgrundlage eingereicht werden. Privacy Reclaim vermittelt, dass der Android-Nutzer durch das Abtreten des Klagerechts einen finanziellen Ausgleich für diese möglichen Datenschutzverletzungen erhält.

Was steckt hinter der Privacy Reclaim-Kampagne?

Bei dieser Klage handelt es sich jedoch nicht um eine klassische Sammelklage, wie man sie unter anderem von Verbraucherzentralen kennt. Dahinter steckt ein Prozessfinanzierer, der zunächst in Vorleistung geht. Das Ziel ist, mit der Klage gegen den Tech-Riesen Gewinne zu erzielen, indem durch wenige Prozesse eine Vergleichssumme ausgehandelt wird. Wer sein Klagerecht abtreten will, um sich daran zu beteiligen, benötigt die IMEI-Nummer seines Android-Handys, die Mail-Adresse seines Google-Kontos sowie ein Bankkonto und einen Personalausweis.

Lohnt sich das Abtreten des Klagerechts für Android-User?

„Du hast die Wahl. Anspruch verkaufen und dafür direkt 40 € erhalten, schnell, unkompliziert und ohne irgendwelche Kosten für dich. Oder du beauftragst unsere Partnerkanzlei und ziehst selbst vor Gericht. In diesem Fall ist eine Rechtsschutzversicherung von Vorteil, da dir sonst hohe Kosten entstehen können“, heißt es auf der Webseite von Privacy Reclaim.

Grundsätzlich spricht zunächst nichts dagegen, das Klagerecht gegen 40 Euro an Privacy Reclaim abzutreten. Allerdings sollten sich Android-User darüber im Klaren sein, dass es durch eine eigene Klage unter Umständen möglich wäre, deutlich höhere Entschädigungen zu erreichen. Durch das abgetretene Klagerecht entfallen möglicherweise Ansprüche auf höhere Entschädigungen und damit mehr Geld als die gebotenen 40 Euro. Dies könnte insbesondere der Fall sein, sollte es zu Gesetzesänderungen oder größeren Skandalen bezüglich der Verstöße von Google kommen. Denn das Ziel der jetzt geplanten Klage ist es nicht, das individuelle Recht jedes einzelnen Android-Nutzers durchzusetzen. Eine eigene Klage gegen den Tech-Giganten ist hingegen kostspielig und kann mehrere Jahre dauern. Ob es sich lohnt, das Klagerecht an die CAG GmbH abzutreten, bleibt daher fraglich und sollte von jedem Android-User gut überlegt werden.

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