
Die Messaging-Plattform Telegram steht seit Jahren im Fokus der öffentlichen Debatte über freie Kommunikation – und ihre Schattenseiten. Nun zeigen aktuell veröffentlichte Daten, dass die Moderationsmaßnahmen massiv ausgeweitet wurden.
Massive Sperrungen und steigende Zahlen
Laut der offiziellen Moderationsübersicht von Telegram wurden am 13. November 2025 519.646 Gruppen und Kanäle gesperrt – ein neuer Rekord für den Messenger. Zum Vergleich: Am 5. Februar 2025 lag die Zahl bei etwa 4490 433 Blockaden. Diese Spitzenwerte lassen einen deutlichen Trend erkennen: Allein im Jahr 2025 wurden bis Mitte November bereits mehr als 35 Millionen Sperrungen vorgenommen – mehr als doppelt so viele wie im Jahr davor.
Die gesperrten Inhalte reichen von Gewaltaufrufen über Handel mit illegalen Waren bis hin zu Material über sexuellen Kindesmissbrauch (CSAM).
Telegram erklärt, dass man proaktiv arbeitet – mit maschinellen Lernverfahren, KI-Moderation und automatischen Hash-Datenbanken zur Erkennung von CSAM.
Nulltoleranz bei Kindesmissbrauch
Telegram führt eine eigene Statistik für Inhalte mit sexuellem Missbrauch von Kindern (CSAM). Seit Ende 2018 wird ein automatischer Abgleich öffentlicher Bilder mit einer Hash-Datenbank eingesetzt.
Telegram
Im Jahr 2025 wurden bereits über 860.000 Gruppen und Kanäle mit CSAM-Bezug gesperrt. Diese harte Zahl unterstreicht, wie stark Telegram dieses Problem gewichtet. Die Maßnahmen umfassen tägliche Transparenzberichte.
Extremistische Inhalte & Kooperation mit Organisationen
Ein weiterer Schwerpunkt: Inhalte mit terroristischer oder extremistischer Ausrichtung. In Kooperation mit der in Riad ansässigen Etidal („Global Center for Combating Extremist Ideology“) meldete Telegram, dass seit Beginn der Zusammenarbeit im Februar 2022 bis Ende Q3/2025 insgesamt 236 Millionen extremistische Inhalte entfernt und 18.605 Kanäle geschlossen wurden.
Zum dritten Quartal 2025 allein: Rund 28,5 Millionen Inhalte und über 1.150 Kanäle gelöscht.
Die Kooperation zeigt: Telegram sieht sich zunehmend als Partner globaler Moderations- und Sicherheitsvorgaben – etwa im Rahmen des EU-Regelwerks Digital Services Act (DSA).
Herausforderungen & Kritik
Trotz der beeindruckenden Zahlen bleibt Telegram mit Herausforderungen konfrontiert. So weist etwa die belgische Regulierungsbehörde darauf hin, dass noch viele Inhalte grenzüberschreitend gemeldet werden.
Untersuchungen zeigen zudem, dass Telegram-Kanäle weiterhin als Verbreitungsort für Cyberkriminalität dienen können, etwa im Rahmen von Datenlecks, Hacker-Foren oder illegalem Handel.
Kritisiert wird außerdem, dass „Sperrungen“ nicht zwingend vollständige Löschungen oder Ausschlüsse bedeuten, da Inhalte über neue Kanäle weiterverbreitet werden können. Damit befindet sich die Plattform weiterhin im Spannungsfeld zwischen Kommunikationsfreiheit und Missbrauchsrisiken.
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