Aus für das Telegramm – Deutsche Post hat den Service eingestellt

Aus für das Telegramm – Deutsche Post hat den Service eingestellt

Lange Zeit war das Telegramm die einzige Möglichkeit, um schnell wichtige Nachrichten zu übermitteln. In Zeiten des Smartphones und Internets hat der traditionsreiche Kommunikationsdienst allerdings beinahe vollständig an Bedeutung verloren. Zum Jahresende 2022 hat die Deutsche Post den Telegramm-Service vollständig eingestellt.

Was steckt hinter dem Kommunikationsdienst?

Das Telegramm, das bereits im 19. Jahrhundert erfunden wurde, war eine Revolution der Kommunikation. Auf schnellem Weg konnten nun wichtige Informationen übermittelt werden, denn die Briefzustellung dauerte rund vier Tage – in mancher Situation eindeutig zu lang. In den Anfängen wurden insbesondere militärische und politische Nachrichten per Telegramm übermittelt. Später nutzten auch viele Privatpersonen diesen Kommunikationsweg, um freudige, aber auch traurige Nachrichten zu überbringen. So waren Telegramme gleichwohl bei Geburten als auch bei Trauerfällen üblich. Vornehmlich in der DDR hatte das Telegramm eine wichtige Bedeutung, da hier nur wenige Privatpersonen ein Telefon besaßen. Der Service war oft die einzige Möglichkeit, um mit Verwandten und Freunden im Westen in Kontakt zu bleiben und diese über wichtige Ereignisse zu informieren. Auch für die Beantragung eines Visums zur Einreise in die DDR wurden Telegramme genutzt. In den ersten Tagen nach dem Mauerfall gab es einen regelrechten Telegramm-Boom, da zahlreiche Menschen ihren Besuch bei der Familie im Westen ankündigten. Wer in den neuen Bundesländern ein Telegramm aufgab, musste 7 DM bezahlen, in den alten Bundesländern kostete der Service 11 DM. Der Preisunterschied wurde am 1. Januar 1999 aufgehoben.

Wie wurden Telegramme übermittelt?

Aufgegeben werden konnte das Telegramm zum Beispiel bei einem zuständigen Postamt, von wo aus es zu einer Postfiliale in der Nähe des Empfängers meist per Fernschreiber übermittelt und anschließend von einem Boten zugestellt wurde. Nach Angaben der Deutschen Bundespost wurden allein im Jahr 1978 13 Millionen Telegramme übermittelt. Größtenteils erfolgte die Zustellung tagsüber innerhalb von nur zwei und nachts innerhalb von vier Stunden. Doch auch der Telegramm-Service hat sich mit der Zeit verändert und konnte zuletzt bei der Deutschen Post auch online aufgegeben werden. Die Preise hatten es allerdings in sich: für ein Mini-Telegramm mit 160 Zeichen waren ohne Schmuckblatt 12,57 Euro und mit Schmuckblatt 16,67 Euro fällig. Die Übermittlung eines Maxi-Telegramms mit bis zu 480 Zeichen kostete ohne Schmuckblatt zuletzt 17,89 und mit Schmuckblatt 21,98 Euro. Trotz des stolzen Preises gab es für die Übergabe am selben Tag keine Garantie.

Warum hat die Deutsche Post den Dienst nun eingestellt?

Bis zum 31.12.2022 konnten Telegramme bei der Deutschen Post noch aufgegeben werden. Jetzt wurde der Dienst vollständig eingestellt. Grund hierfür ist, dass das Kommunikationsmittel kaum noch genutzt wurde und immer mehr an Bedeutung verloren hat. Zuletzt hatten fast ausschließlich Unternehmen oder Verwaltungen die Übermittlung per Telegramm genutzt – doch auch hier sei die Nachfrage immer geringer geworden. Wer nun auf die Webseite der Deutschen Post schaut, findet folgenden Text:

„Das Produkt Telegramm wurde leider zum 31.12.2022 eingestellt, da die Nachfrage nach diesem Produkt auf Privatkundenseite in den letzten Jahren immer mehr gesunken ist. Einen ähnlich hohen Aufmerksamkeitseffekt wie Telegramme erzielen individuell gestaltete Briefe […]“.

Mit der jetzigen Einstellung des Dienstes, folgt das Unternehmen zahlreichen Postunternehmen weltweit, die den Dienst bereits seit langer Zeit eingestellt haben. Die Deutsche Telekom stellte den Kommunikationsdienst ins Ausland zum Beispiel schon zum Jahresende 2000 ein. In Zeiten, in denen fast jeder ein Smartphone oder Handy besitzt, können Nachrichten über Instant-Messenger, E-Mails, SMS oder Telefonie in Sekunden weltweit übermittelt werden. Das Telegramm ist daher schon lang nicht mehr der schnellste Weg, um Informationen zu teilen. Zudem schreckten wohl auch die hohen Preise ab. Diese wurden vonseiten der Deutschen Post mit dem hohen Aufwand der Fertigung und der logistischen Herausforderung der Expresszustellung begründet.

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