
Die Verbraucherzentrale Schleswig-Holstein warnt vor einer perfiden Betrugsmasche, die Online-Käufer auf Amazon betrifft. Statt der bestellten Ware erhalten die Opfer völlig andere Produkte – und stehen oft wochenlang ohne Rückerstattung da. Ein aktueller Fall verdeutlicht das Ausmaß des Problems.
Ein Fallbeispiel: Linde Schalla und das falsche Paket
Der NDR berichtete über den Fall der Linde Schalla, 79, aus Schleswig-Holstein. Als bei ihr das bestellte Amazon-Paket ankommt, ist ihr Enkel zu Besuch, um sie bei der Einrichtung ihres neuen Smartphones zu unterstützen. Doch die Freude schlägt in Fassungslosigkeit um, als sie statt des bestellten Handys zwei Flaschen Insektenschutzmittel auspackt. „Ich war wirklich völlig fassungslos“, sagt Schalla.
Der Kundenservice von Amazon riet ihr, das Paket sofort an den Lieferfahrer zurückzugeben, was sie auch tat. Dennoch erstattete Amazon den Betrag von knapp 800 Euro wochenlang nicht. Aus Angst um ihr Geld buchte sie es nach einem Monat selbst zurück – eine rechtlich zulässige Option bei Lastschriften innerhalb von acht Wochen. Doch damit begann der nächste Albtraum: Mahnungen und Forderungsschreiben von Amazon folgten.
Verbraucherzentrale erhält immer mehr Beschwerden
Katrin Reinhardt von der Verbraucherzentrale Schleswig-Holstein bestätigt, dass sich solche Fälle häufen. Betroffene klagen nicht nur über Falschlieferungen, sondern auch über Schwierigkeiten bei der Klärung der Probleme mit Amazon. Laut Reinhardt trägt Amazon hier klare Verantwortung: Bis zur Ankunft der Ware beim Kunden liegt das Risiko beim Versender.
Wie die Betrugsmasche funktioniert
Die genaue Vorgehensweise der Betrüger bleibt unklar, aber vieles deutet darauf hin, dass sie an einem Punkt in der Lieferkette zugreifen. Wertvolle Elektronik ist oft an Gefahrgutkennzeichnungen für Lithium-Batterien leicht zu erkennen. Vermutlich öffnen die Betrüger die Pakete, tauschen die Ware aus und verschließen sie wieder, bevor sie an den Endkunden gelangen.
Amazon betont, dass man diese Fälle sehr ernst nimmt und bereits zusätzliche Sicherheitskontrollen eingeführt hat. Details über die ergriffenen Maßnahmen gibt der Konzern allerdings nicht preis.
Tipps der Verbraucherzentrale für Betrugsopfer
- Dokumentation: Falschlieferungen sollten umgehend dokumentiert werden. Am besten filmen Sie das Öffnen des Pakets.
- Beweise sammeln: Fotografieren Sie die erhaltene Ware sowie die Verpackung, inklusive der Versandetiketten.
- Kontaktaufnahme: Setzen Sie sich direkt mit dem Kundenservice in Verbindung und bestehen Sie auf eine Klärung.
- Rechtliche Schritte: Sollten Sie keine Rückerstattung erhalten, können Sie sich an eine Verbraucherzentrale wenden.
Ein langer Weg zur Lösung
Nach mehreren Monaten und mit Unterstützung der Verbraucherzentrale erhielt Linde Schalla schließlich ihr Geld zurück. Ihr Vertrauen in Online-Bestellungen ist jedoch erschüttert: „Bei größeren Anschaffungen würde ich jetzt lieber in den Laden gehen.“ Dennoch bleibt sie auf Amazon angewiesen, da sie in einer ländlichen Region lebt.
Fazit
Die Betrugsmasche zeigt, wie verletzlich Online-Bestellungen gegenüber Manipulationen in der Lieferkette sind. Verbraucher sollten bei wertvollen Bestellungen besonders vorsichtig sein und sich im Zweifel rechtlich absichern. Die Verbraucherzentrale fordert Amazon auf, seine Verantwortung ernst zu nehmen und die Sicherheit entlang der gesamten Lieferkette deutlich zu erhöhen.
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