Preselection – deren 2000er-Jahre Blütezeit

Preselection
Mit der Liberalisierung des Telekommunikationsmarktes in Deutschland am 1. Januar 1998 verlor die Deutsche Telekom ihr Monopol im Festnetzbereich. Zunächst gab es weiterhin nur die Telefonanschlüsse der Telekom. Um trotzdem Wettbewerb zu ermöglichen, wurde die sogenannte Preselection (Betreibervorauswahl) eingeführt: Kunden konnten bei ihrem Telekom-Anschluss dauerhaft einen alternativen Anbieter für Ferngespräche, Ortsgespräche oder Auslandsgespräche voreinstellen lassen.

Die Verbindung des Telefonanschlusses mit dem Netz des gewählten Anbieters erfolgt bei der Preselection in der Ortsvermittlungsstelle.

Zuvor gab es nur Call-by-Call: Wer günstiger telefonieren wollte, musste vor jedem Anruf eine Anbieterkennzahl (z. B. „010xy“) vorwählen. Preselection vereinfachte diesen Vorgang – der gewünschte Anbieter wurde automatisch voreingestellt. Die Telekom stellte weiterhin die Leitung, doch die Gesprächsminuten wurden über den alternativen Anbieter abgerechnet.

Die 2000er-Jahre: Blütezeit der Preselection

Viele neue Anbieter wie Arcor, Tele2, Mobilcom oder Versatel nutzten Preselection, um Kunden zu gewinnen. Zunächst waren nur Ferngespräche, Anrufe in die Mobilfunknetze und in das Ausland möglich, etwas später auch Ortsgespräche. Für Kunden bedeutete dies Bequemlichkeit und im Regelfall deutliche Kostenvorteile gegenüber den Tarifen der Telekom.

Probleme und Missbrauch

Mit dem Boom von Preselection traten jedoch auch Probleme auf. Einige Anbieter nutzten aggressive Telefonwerbung und Haustürverkäufer, manche stellten Kunden ohne deren Wissen auf Preselection um – ein Vorgehen, das später als „unlautere Antragsbearbeitung“ bezeichnet wurde. Für viele Verbraucher wurde die Änderung erst dann sichtbar, als plötzlich ungewohnte Rechnungen ins Haus flatterten. Diese mangelnde Transparenz führte immer wieder zu Ärger und Unsicherheit. Schließlich mussten sich auch Gerichte, Verbraucherschützer und die damalige Regulierungsbehörde (heutige Bundesnetzagentur) mit den Praktiken befassen und einschreiten, um Kundenrechte zu stärken und Missbrauch einzudämmen.

Rückgang ab Mitte der 2010er-Jahre

Mit der zunehmenden Verbreitung von DSL-Anschlüssen und Allnet-Flatrate verlor Preselection nach und nach an Bedeutung. Ab etwa 2012 verfügten die meisten Haushalte über einen Internetanschluss, bei dem eine Telefon-Flatrate ins deutsche Festnetz bereits enthalten war. Damit war es kaum noch interessant, Ferngespräche oder Auslandsgespräche minutengenau über Preselection abzurechnen.

Die Nutzung schrumpfte so stark, dass die Bundesnetzagentur im Jahr 2019 sogar über ein vollständiges Ende von Call-by-Call und Preselection diskutierte. Schließlich stellte die Deutsche Telekom die Preselection am 31. Dezember 2024 endgültig ein. Ein wesentlicher Grund dafür war die technische Umstellung auf All-IP-Anschlüsse, bei denen sich das Preselection-Verfahren schlicht nicht mehr umsetzen ließ.

Die damaligen Möglichkeiten von Preselection

  • Dauerhafte Nutzung eines alternativen Anbieters ohne Vorwahl.
  • Wahlweise nur für bestimmte Gesprächsarten (Ortsgespräche, Ferngespräche, Auslandsgespräche).
  • Bequemer Wettbewerbsvorteil: Preselection brachte vielen Haushalten erstmals günstige Telefontarife, ohne ständig Vorwahlen tippen zu müssen.

Kleines Preselection-Know-how

  • Die Telekom war wegen ihrer starken Marktposition gesetzlich dazu verpflichtet worden, ihren Festnetz-Kunden Preselection anzubieten. An dem Telefonanschluss eines anderen Anbieters konnten Kunden keine feste Voreinstellung erhalten.
  • Mit einer Preselection telefonierte der Kunde wahlweise in die Orts-, Fern- bzw. 032-VoIP– und Mobilfunknetze im In- und Ausland über den Preselection-Tarif des alternativen Anbieters. Auch die Wahl mehrerer Preselection-Anbieter, zum Beispiel einen für Ferngespräche und einen für Ortsgespräche, war theoretisch möglich.
  • Über welchen Betreiber der Kunde telefonierte und ob der Telefonanschluss bereits umgestellt wurde, konnte einfach durch die Vorwahl 0311 (für Ortsnetzverbindungen) bzw. 0310 (für Fernverbindungen) `angerufen´ ermittelt werden. Dann wurde der Kunde mit einer kostenlosen Ansage über den aktuellen Betreiber informiert.