Langer Atem – Vier Jahre Kampf mit Klarmobil

Langer Atem – Vier Jahre Kampf mit Klarmobil

Es ist der 1. Juni 2021, als eine Verbraucherin online einen neuen Mobilfunkvertrag abschließt. Nur wenige Tage später überlegt sie es sich anders und widerruft den Vertrag am 10. Juni – fristgerecht und schriftlich, wie es das Gesetz vorsieht. Ein Routinefall, sollte man meinen. Doch was dann folgt, entwickelt sich zu einem zähen Marathon, der fast vier Jahre dauern wird.

Ein klarer Fall – sollte man meinen

Die Kundin rechnet mit einer Bestätigung ihres Widerrufs. Stattdessen flattern weiterhin Rechnungen ins Haus. Monat für Monat. Obwohl sie den Vertrag nie nutzt, überweist sie das Geld – aus Angst vor Mahnungen oder Schufa-Einträgen.

„Eigentlich ein klarer Fall“, sagt Jana von Bibra von der Verbraucherzentrale Niedersachsen. „Der Widerruf war korrekt, die Kundin hatte alles richtig gemacht.“ Doch Klarmobil beziehungsweise die damals noch zuständige mobilcom-debitel wiesen jede Verantwortung von sich und verwiesen auf den Händler.

Vier Jahre Stillstand

Fast vier Jahre lang ändert sich nichts. Die Kundin zahlt weiter, schweigend und zunehmend frustriert. Es summiert sich auf fast 900 Euro – ein Betrag, der sie regelmäßig an das erlittene Unrecht erinnert.

Erst als sie sich an die Verbraucherzentrale Niedersachsen wendet, kommt Bewegung in die Sache. Die Verbraucherschützer nehmen Kontakt zu Klarmobil und dem Händler auf. Plötzlich geht alles sehr schnell: Der Widerruf wird anerkannt und das Geld zurückerstattet.

„Es lohnt sich, nicht aufzugeben, wenn Unternehmen Verbraucherrechte ignorieren“, sagt von Bibra. Ein Gerichtsverfahren war in diesem Fall nicht nötig – allein das Einschreiten der Verbraucherzentrale brachte die Lösung, denn das Telekommunikationsrecht ist hier eindeutig.

Ein Fall mit Signalwirkung.

Der Kampf dieser Kundin zeigt, dass selbst klare Rechtslagen in der Praxis zum Nervenkrieg werden können. Und er erinnert Verbraucher daran, dass es Stellen gibt, die helfen, wenn man selbst nicht mehr weiterkommt.

Widerruf: einfach und wirksam

Ein Widerruf ist eigentlich unkompliziert: Ein formloses Schreiben per E-Mail reicht aus, sofern es fristgerecht beim Vertragspartner eingeht. Alternativ sind Anbieter verpflichtet, auf ihrer Webseite eine Kündigungsfunktion bereitzustellen. Wichtig sind korrekte Kunden- und Vertragsdaten sowie die Einhaltung der Widerrufsfrist.

Hinterlasse jetzt einen Kommentar

Kommentar hinterlassen

E-Mail Adresse wird nicht veröffentlicht.


*


Die aktuellsten telespiegel Nachrichten
Scheinbarer App-Zwang – congstar wegen Irreführung verurteilt

Scheinbarer App-Zwang 

 congstar wegen Irreführung verurteilt

Die Telekom-Tochter congstar behauptete, ihr Online-Kundencenter werde 2025 abgeschaltet – und drängte damit Kunden zum App-Download. Doch das stimmte gar nicht. Ein Gerichtsurteil deckt nun auf, wie weit der vermeintliche App-Zwang wirklich ging. […]

Urteil – Sperrung von Social-Media-Kanälen eines Influencers

Urteil 

 Sperrung von Social-Media-Kanälen eines Influencers

Das Oberlandesgericht Bamberg hat in seinem Urteil entschieden, dass die Sperrung mehrerer Social-Media-Kanäle eines Influencers durch eine Plattformbetreiberin nicht ohne Weiteres zulässig ist. Insbesondere stellte das Gericht fest, dass die bloße Weiternutzung eines weiteren Kanals keine automatisierte Umgehung der Sperrmaßnahme darstellt. […]

United Internet & 1&1 - Marken, Produkte und Hintergründe zum Versatel-Verkauf

United Internet & 1&1

Marken, Produkte und Hintergründe zum Versatel-Verkauf

United Internet bündelt seine Telekommunikationsaktivitäten und verkauft die Netztochter 1&1 Versatel konzernintern an die 1&1 AG. Für Endkunden bleiben die bekannten Marken wie 1&1, IONOS, GMX oder WEB.DE bestehen. Der Artikel erklärt verständlich, welche Produkte die Unternehmen anbieten und was der mögliche Verkauf der Domain-Handelsplattform Sedo bedeutet. […]

Kritische Chrome-Lücke – Google veröffentlicht Notfall-Update

Kritische Chrome-Lücke

Google veröffentlicht Notfall-Update

Eine Chrome-Schwachstelle wurde aktiv von Cyberkriminellen ausgenutzt. Google hat mittlerweile ein Notfall-Update bereitgestellt, das dringend installiert werden sollte. Chrome-Nutzer müssen ihren Browser neu starten, um das Update zu aktivieren. […]

Kernnetz vollständig in Betrieb – 1&1 schließt Netzumstellung ab

Kernnetz vollständig in Betrieb

1&1 schließt Netzumstellung ab

1&1 hat die vollständige Migration aller Kunden in das eigene Kernnetz abgeschlossen. Damit betreibt der Netzbetreiber Europas größtes Open-RAN-Mobilfunknetz. Damit wurde die staatliche Pflichtvorgabe der Bundesnetzagentur umgesetzt. […]