
Die Polizei Hannover startete im März diesen Jahres ein bis dahin bundesweit einmaliges Projekt. Sie erstellte einen Account in dem Sozialen Netzwerk Facebook. Dort veröffentlicht die Pressestelle der Behörde aktuelle Meldungen und ruft zur Mithilfe auf. Hinweise können über die Onlinewache oder telefonisch gegeben werden. Rund 85.000 „Fans„ hat die Polizei Hannover bei Facebook inzwischen und kann diverse Fahndungserfolge vorweisen.
Mithilfe der Facebook-Gemeinde seien bis Mitte Dezember bereits acht Fälle gelöst worden, teilt die Behörde stolz mit. Dazu gehören zwei Vermisstensachen, ein Sexualdelikt, zwei Fälle von gefährlicher Körperverletzung, ein Fall von gewerbsmäßigem Diebstahl, ein Autodiebstahl in Wolfsburg sowie ein Fall von Landfriedensbruch bzw. gefährlicher Körperverletzung in Göttingen. Derzeit hofft die Polizei Hannover auf Hinweise bezüglich eines Mordes.
Datenschützer äußern zwar Bedenken, viele Polizeidienststellen ziehen aber ebenfalls die Einrichtung eines Facebook-Accounts in Betracht. Die Polizeiinspektion Harburg hat bereits einen mit derzeit rund 1500 „Fans„. Die Polizei-Mecklenburg-Vorpommern hat auf Facebook derzeit etwa 8000 „Fans„. Auch andere Polizeidienststellen sind auf Facebook präsent. Die Polizei in anderen Bundesländern erwägt, ein Facebook-Account zu erstellen. In Hannover hofft man derweil auf eine Fortsetzung des Pilotprojekts. Anfang des nächsten Jahres werde über eine mögliche Fortsetzung gesprochen.
Update vom 20.01.2012
Das Innenministerium hat heute entschieden, dass die Polizeidirektion Hannover vorerst keine Fahndungsaufrufe mehr auf ihrem Facebook-Account veröffentlichen darf. Es gebe unterschiedliche rechtliche Auffassungen, was das Einstellen von personenbezogenen Daten ins Internet seitens der Behörde angehe, sagte ein Sprecher des niedersächsischen Innenministeriums.
Update vom 06.02.2012
Der Datenschutzbeauftragte des Landes hatte Bedenken geäußert, weil die personenbezogenen Daten, die die Polizei über Facebook veröffentlichte, über amerikanische Server übertragen wurden. Amerikanische Behörden könnten auf diese Daten zugreifen und das sei mit dem deutschen Recht nicht zu vereinbaren.
Nun wurde offenbar eine Lösung für dieses Problem gefunden, meldet heute die Hannoversche Allgemeine Zeitung (HAZ). Ab sofort dürfe über den Facebook-Account wieder gefahndet werden.
Update vom 07.02.2012
Niedersachsen ist das erste Bundesland, das Fahndungen über ein Soziales Netzwerk einführt. Nach der einjährigen Testphase hat das Innenministerium auch aufgrund der vielen Fahndungserfolge einer weiteren Nutzung zugestimmt. Man hoffe auch, jüngere Menschen zu erreichen, die beispielsweise über klassische Medien kaum noch zu erreichen seien.
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