Mehr sexualisierte Gewalt – Jahresbericht 2024 zum Jugendschutz im Internet

Mehr sexualisierte Gewalt – Jahresbericht 2024 zum Jugendschutz im Internet

Auf TikTok, Instagram, X und Co. sind Jugendliche und Kinder besonderen Gefahren ausgesetzt. Täglich werden sie bei der Nutzung der Social-Media-Plattformen mit Pornografie, Cybermobbing, Gewaltdarstellungen oder sexualisierter Gewalt konfrontiert. Durch den zunehmenden Einfluss von Künstlicher Intelligenz nimmt die Verbreitung von Inhalten, die für junge Menschen äußerst problematisch sind, weiterhin zu.
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Was geht aus dem Jahresbericht 2024 hervor?

„Sexualisierte Gewalt im Netz stellt eine ernsthafte Bedrohung für Kinder und Jugendliche dar. (…) Es ist eine gesamtgesellschaftliche Aufgabe, jungen Menschen ein unbeschwertes Aufwachsen im digitalen Raum zu ermöglichen“, betont Janosch Litting, Staatssekretär im Jugendministerium Rheinland-Pfalz.

Dass sexualisierte Gewalt im Internet für Jugendliche und Kinder aktuell die größte Gefahr darstellt, zeigen die Zahlen, die aus dem Jahresbericht 2024 von jugendschutz.net hervorgehen. Von allen gemeldeten Fällen entfallen rund 90 Prozent auf diesen Themenbereich – nämlich 15 677 Verstoßfälle. Erschreckend ist zudem, dass sich die Zahl der insgesamt gemeldeten Fälle im Vergleich zum Vorjahr 2023 mehr als deutlich verdoppelt hat. Während 2023 7 645 Fälle über jugendschutz.net gemeldet wurden, waren es im vergangenen Jahr 17 630. Ein Anstieg ist auch im Themenfeld politischer Extremismus zu verzeichnen. Im Vorjahresvergleich nahm die Zahl um 400 zu und stieg auf 1 245 Meldungen an.

„Rechtsextreme und Islamisten ködern auf TikTok, Instagram und Co. mit hippen Auftritten und Themen, die nah an der Lebenswelt junger Menschen sind“, erklärt der Leiter von jugendschutz.net, Stefan Glaser.

Anders sieht es bei den Meldungen über Selbstgefährdung und Cybermobbing aus, hier gingen die registrierten Fälle zurück. Von allen gemeldeten Verstößen wurden 96 % gemäß dem Jugendmedienschutz-Staatsvertrag als „absolut unzulässig“ eingestuft. Das waren allein im vergangenen Jahr 16 975 Fälle, von denen 14 567 unter den Themenbereich Kinderpornografie fielen. Aber auch zahlreiche Meldungen über Kennzeichen verfassungswidriger Organisationen – 1 099 Meldungen – wurden entsprechend eingestuft. Mehr als 6 600 Meldungen über Verstöße veranlassten jugendschutz.net dazu, umgehend die zuständigen Strafverfolgungsbehörden zu informieren. Aus dem jetzt veröffentlichten Jahresbericht geht allerdings auch hervor, dass die Arbeit von jugendschutz.net wirksam ist. Denn in 99 % der Fälle, in denen Anbieter Löschaufforderungen von der Organisation erhielten, wurden diese auch umgesetzt.

Die Zahlen im Überblick:

Verstöße gegen Jugendmedienschutz gesamt: 17 630
davon:

  • Sexualisierte Gewalt: 15 677
  • Politischer Extremismus: 1 245
  • Sex/Pornografie: 354
  • Gewalt: 187
  • Selbstgefährdung: 148
  • Cybermobbing: 19

Fälle, die als „absolut unzulässig“ eingestuft wurden: 16 975

Was steckt hinter der Organisation jugendschutz.net?

Bei der Organisation, die bereits im Jahr 1997 gegründet wurde, handelt es sich um das gemeinsame Kompetenzzentrum von Bund, Ländern sowie Landesmedienanstalten. Die Aufgabe von jugendschutz.net ist der Schutz von Jugendlichen und Kindern im Internet – die drei Hauptfelder betreffen hierbei das Erkennen von Risiken, die Bekämpfung von Verstößen sowie die Bewertung der Vorsorge. Wer im Internet auf einen Inhalt stößt, den er für jugendgefährdend hält, kann dies ganz einfach und schnell online melden.

„Junge Nutzer:innen benötigen im Netz Hinweise zum sicheren Verhalten, Informationen zum Umgang mit belastenden Inhalten sowie Unterstützung bei Notfällen. (…) Ein leicht handhabbares und effektives Meldesystem, das bei Verstößen für schnelle Abhilfe sorgt, ist für den Schutz von Kindern und Jugendlichen besonders wichtig“, heißt es im Jahresbericht.

Fünf Jahre nach Gründung der Organisation folgte im Jahr 2003 die Festlegung der Aufgaben im sogenannten Jugendmedienschutz-Staatsvertrag – kurz JMStV. Im Rahmen der Veröffentlichung des Jahresberichts 2024 weist die Organisation darauf hin, dass die fehlende Altersprüfung weiterhin ein großes Problem ist. Denn durch diese sind die Kinder und Jugendlichen, die beliebte Plattformen wie TikTok, Instagram und Co. nutzen, nur wenig geschützt. Daher wird eine verlässliche Altersprüfung bei der Registrierung gefordert. Denn die beliebten Plattformen geben zwar ein Mindestalter vor, prüfen dies jedoch nicht. In den meisten Fällen wird nur das Geburtsdatum abgefragt, das von den Kindern und Jugendlichen natürlich falsch angegeben werden kann.

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