Kartellrechts-Verstoß – Meta darf Facebook-Seite nicht einfach sperren

Kartellrechts-Verstoß – Meta darf Facebook-Seite nicht einfach sperren

Meta ist ein marktbeherrschendes Unternehmen und wird aufgrund dessen auch als sogenannter Gatekeeper bezeichnet. Der US-amerikanische Tech-Gigant, zu dem auch Facebook gehört, hat eine Vereins-Webseite gesperrt und das, ohne hierfür Gründe anzugeben. Das OLG Düsseldorf hat jetzt in seinem Urteil (Aktenzeichen: VI-U (Kart) 5/24) entschieden, dass es sich hierbei um einen Kartellrechtsverstoß handelt.

Wie kam es zu dem Rechtsstreit?

Der Verein Filmwerkstatt Düsseldorf, der die bekannte und beliebte Social-Media-Plattform dafür nutzte, um Öffentlichkeitsarbeit zu betreiben, hat gegen den Meta-Konzern geklagt. Denn Ende 2021 wurde die Seite plötzlich gesperrt. Das geschah sowohl ohne Vorwarnung als auch ohne Angaben von Gründen hierfür. Kurz vor der Sperrung wurde auf dem Facebook-Account des Vereins ein Bild aus einem FSK-12-Film gepostet. Begründet wurde die Sperrung der Vereins-Webseite mit vermeintlichen Verstößen gegen Gemeinschaftsstandards. Die Filmwerkstatt Düsseldorf zog daraufhin vor Gericht, um sich gegen das Vorgehen des Meta-Konzerns zu wehren. Bereits in erster Instanz hat das Landgericht Düsseldorf daraufhin die Rechtswidrigkeit der Sperrung festgestellt. Doch der US-amerikanische Konzern zweifelte sogar an, ob überhaupt ein deutsches Gericht zuständig sei. Denn in den AGB des Unternehmens sei festgeschrieben, dass der Gerichtsstand für Nicht-Verbraucher in Irland sei. Doch genau wie das Landgericht bejahte auch das OLG die Zuständigkeit des deutschen Gerichts. Denn die Filmwerkstatt Düsseldorf stütze sich auf kartellrechtliche Ansprüche. Die AGB greifen daher nicht. Hierzu heißt es im Urteil:

„Die in den Nutzungsbedingungen enthaltene Gerichtsstandsvereinbarung sei wegen Unklarheit des Verstoßes gegen § 19 GWB, Art. 102 AEUV unwirksam und erfasse überdies kartellrechtliche Ansprüche nicht. Der Kläger hat geltend gemacht, die anlass-, begründungs- und anhörungslos erfolgte Sperrung […] verletze seine Grundrechte […].“

Wie hat das OLG seine Entscheidung begründet?

In seinem Urteil stellte das Oberlandesgericht dann fest, dass der US-amerikanische Konzern mit seinem Vorgehen gegen das Kartellrecht verstoßen hat. Denn als Gatekeeper – also als marktbeherrschendes Unternehmen – dürfe eine Sperrung nicht ohne Anhörung des Nutzers sowie ohne stichhaltige Gründe vorgenommen werden. Beides sei im vorliegenden Fall nicht geschehen, weshalb ein Missbrauch der Marktstellung durch das Gericht festgestellt wurde. Durch die Sperrung sei der Verein unbillig behindert worden – dies ist nach deutschem Kartellrecht rechtswidrig. Obwohl Meta die Facebook-Seite des Vereins später wieder freigab, ändert dies nach Auffassung des OLG nichts an einer Wiederholungsgefahr.

„Die Kartellrechtswidrigkeit der beanstandeten Handlungen hängt allein davon ab, ob der Beklagten […] eine marktbeherrschende Stellung zukommt und sie diese mit diesen Handlungen missbraucht […]“, heißt es im Urteil.

Hinterlasse jetzt einen Kommentar

Kommentar hinterlassen

E-Mail Adresse wird nicht veröffentlicht.


*


Die aktuellsten telespiegel Nachrichten
Digitale Steuerbescheide ab 2026 – Papier nur auf Wunsch

Digitale Steuerbescheide ab 2026

Papier nur auf Wunsch

Ab 2026 werden Steuerbescheide in Deutschland in der Regel nur noch digital bereitgestellt. Papier gibt es nur auf Wunsch. Was bedeutet das für Bürgerinnen, Bürger und Kanzleien? Hier erfährst du verständlich, was sich ändert – und wie du dich vorbereitest. […]

Scheinbarer App-Zwang – congstar wegen Irreführung verurteilt

Scheinbarer App-Zwang 

 congstar wegen Irreführung verurteilt

Die Telekom-Tochter congstar behauptete, ihr Online-Kundencenter werde 2025 abgeschaltet – und drängte damit Kunden zum App-Download. Doch das stimmte gar nicht. Ein Gerichtsurteil deckt nun auf, wie weit der vermeintliche App-Zwang wirklich ging. […]

Urteil – Sperrung von Social-Media-Kanälen eines Influencers

Urteil 

 Sperrung von Social-Media-Kanälen eines Influencers

Das Oberlandesgericht Bamberg hat in seinem Urteil entschieden, dass die Sperrung mehrerer Social-Media-Kanäle eines Influencers durch eine Plattformbetreiberin nicht ohne Weiteres zulässig ist. Insbesondere stellte das Gericht fest, dass die bloße Weiternutzung eines weiteren Kanals keine automatisierte Umgehung der Sperrmaßnahme darstellt. […]

United Internet & 1&1 - Marken, Produkte und Hintergründe zum Versatel-Verkauf

United Internet & 1&1

Marken, Produkte und Hintergründe zum Versatel-Verkauf

United Internet bündelt seine Telekommunikationsaktivitäten und verkauft die Netztochter 1&1 Versatel konzernintern an die 1&1 AG. Für Endkunden bleiben die bekannten Marken wie 1&1, IONOS, GMX oder WEB.DE bestehen. Der Artikel erklärt verständlich, welche Produkte die Unternehmen anbieten und was der mögliche Verkauf der Domain-Handelsplattform Sedo bedeutet. […]

Kritische Chrome-Lücke – Google veröffentlicht Notfall-Update

Kritische Chrome-Lücke

Google veröffentlicht Notfall-Update

Eine Chrome-Schwachstelle wurde aktiv von Cyberkriminellen ausgenutzt. Google hat mittlerweile ein Notfall-Update bereitgestellt, das dringend installiert werden sollte. Chrome-Nutzer müssen ihren Browser neu starten, um das Update zu aktivieren. […]