Urteil – Internetanschlussinhaber nicht zwingend haftbar für Rechtsverletzungen anderer

Urteil - Internetanschlussinhaber nicht zwingend haftbar für Rechtsverletzungen anderer

Insgesamt 290 Audiodateien im mp3-Format seien an einem Tag im September 2006 über den Internetanschluss eines Feuerwehrmannes in dem Internet verfügbar gemacht worden. Und die ausschließlichen Verwertungsrechte an diesen Musikstücken hätten sie, klagte ein Musikverlag und ging gegen den Anschlussinhaber vor Gericht.

Dass diese Dateien von dem Internetanschluss des Feuerwehrmannes öffentlich gemacht worden waren, konnte anhand der IP-Adresse festgestellt werden, die zu diesem Zeitpunkt seinem Anschluss zugeteilt war. Dass er selbst jedoch nicht zuhause war, konnte der klagende Musikverlag nicht widerlegen und auch seine Ehefrau sowie seine noch bei ihm lebenden volljährige und minderjährige Tochter seien zu dem Zeitpunkt unterwegs gewesen, erklärte der Vater. Auch habe er seine Töchter immer wieder darauf hingewiesen, dass sie keine Urheberrechte oder andere Rechtsverstöße in dem Internet begehen dürfen. Außerdem, so sagte der Mann zu seiner Verteidigung, kenne nur er das Passwort zu seinem Computer. Seinen Familienmitgliedern gingen mit ihren eigenen Passwörtern online.

Die Richter des Oberlandesgerichts erklärten, es könne nicht mit Sicherheit gesagt werden, dass der Anschlussinhaber selbst das Filesharing vorgenommen habe. Es sei jedoch naheliegend, dass die Urheberrechtsverletzung von einem der Familienmitglieder begangen worden sei. Dafür könne der Anschlussinhaber jedoch nicht haftbar gemacht werden. Denn nur wenn sich konkrete Anhaltspunkte ergeben hätten, dass der Dritte den ihm zur Nutzung überlassenen Anschluss zu einer Rechtsverletzungen missbrauchen könnte, müsse der Anschlussinhaber den Nutzer informieren und auch überwachen. Da nur der Anschlussinhaber, also der Familienvater angeklagt war, wies das Gericht die Klage gegen den Mann ab und ließ die Frage, wer denn nun die Urheberrechtsverletzung begangen hat, offen.

Oberlandesgericht Frankfurt am Main, Aktenzeichen 11 W 58/07 vom 20.12.2007

Weitere Informationen

Internet – Übersicht
Gerichtsurteile – Internet

 

Hinterlasse jetzt einen Kommentar

Kommentar hinterlassen

E-Mail Adresse wird nicht veröffentlicht.


*


Die aktuellsten telespiegel Nachrichten
Cloud statt Konsole – Die Zukunft der Unterhaltung

Cloud statt Konsole

Die Zukunft der Unterhaltung

Die Zeiten, in denen man für einen spannenden Abend eine teure Konsole, stapelweise Discs oder teure Kinotickets brauchte, sind vorbei. Ab 2026 könnte die beste Unterhaltung direkt aus der Cloud auf dem Fernseher laufen – […]

Fahrzeugschein jetzt digital – Kostenlose Bundes-App für Autofahrer

Fahrzeugschein jetzt digital

Kostenlose Bundes-App für Autofahrer

Die neue Bundes-App „i-Kfz“ bringt den Fahrzeugschein auf das Smartphone. Autofahrer können das Dokument digital verwenden, teilen und sogar offline vorzeigen. Innerhalb Deutschlands reicht der digitale Fahrzeugschein ab sofort aus. […]

Die Zusatzbeiträge der gesetzlichen Krankenkassen für 2026

Gesetzliche Krankenkassen

Zusatzbeiträge für 2026

Die Zusatzbeiträge der gesetzlichen Krankenkassen steigen seit Jahren – und auch 2026 müssen sich Versicherte auf höhere Abgaben einstellen. Neben dem festen Beitragssatz von 14,6 Prozent erhebt jede Krankenkasse individuelle Zusatzbeiträge, um steigende Kosten für Behandlungen, Medikamente und eine älter werdende Bevölkerung auszugleichen. Warum diese Aufschläge nötig sind und wie sie sich 2026 entwickeln sollen, lesen Sie hier. […]

Zwischen Jugendschutz und EU-Recht – Streit um Porno-Websites

Zwischen Jugendschutz und EU-Recht

Streit um Porno-Websites

Ein Urteil des Verwaltungsgerichts Düsseldorf stellt den Sperrzwang für Internetprovider infrage. Während der Schutz von Minderjährigen unbestritten bleibt, geraten deutsche Regelungen durch EU-Recht zunehmend unter Druck. […]

Digitale Steuerbescheide ab 2026 – Papier nur auf Wunsch

Digitale Steuerbescheide ab 2026

Papier nur auf Wunsch

Ab 2026 werden Steuerbescheide in Deutschland in der Regel nur noch digital bereitgestellt. Papier gibt es nur auf Wunsch. Was bedeutet das für Bürgerinnen, Bürger und Kanzleien? Hier erfährst du verständlich, was sich ändert – und wie du dich vorbereitest. […]

Scheinbarer App-Zwang – congstar wegen Irreführung verurteilt

Scheinbarer App-Zwang 

 congstar wegen Irreführung verurteilt

Die Telekom-Tochter congstar behauptete, ihr Online-Kundencenter werde 2025 abgeschaltet – und drängte damit Kunden zum App-Download. Doch das stimmte gar nicht. Ein Gerichtsurteil deckt nun auf, wie weit der vermeintliche App-Zwang wirklich ging. […]