
Die Empörung wäre vermutlich riesig, wenn die BILD oder ein Unternehmen wie VW, Deutsche Bank oder die Telekom einfach E-Mail-Postfächer von GMX oder Web.de auslesen würde. Umso erstaunlicher ist es, dass Millionen Nutzer ihre Gmail-Nachrichten auf ebendiese Weise von Dritten auslesen lassen. Darauf macht das Wallstreet Journal aufmerksam. Sie stimmen entsprechenden Nutzungsbedingungen von unter anderem App-Anbietern zu. Google als maßgeblicher Mailfach-Anbieter erlaubt dieses technische Mitlesen nicht nur, sondern betreibt dies selbst. Es ist kaum zu verstehen, warum so viele Nutzer freiwillig ihr im Grundgesetz manifestiertes Briefgeheimnis außer Kraft setzen und sich ohne Not überwachen lassen.
Das passiert bei Googles Gmail: Dritte lesen mit
Google erlaubt es Dritten, sich das Recht auf Mitlesen von Gmail-Nachrichten zu beschaffen. Das berichtet mit Hinweis auf eine Unternehmensäußerung Golem. Meistens sind es App-Anbieter, die unter dem ehrlichen oder vorgeschobenen Ansatz einer Verbesserung des Nutzerverhaltens diese Möglichkeit nutzen. Konkret nennt das Wallstreet Journal unter anderem einen Routenplaner und eine Preisvergleichsplattform. Mitarbeiter solcher Unternehmen trainieren mit den Nachrichtentexten der Gmail-Nutzer Software zur Verbesserung ihrer Angebote. Zum Teil sollen Texte tatsächlich von Menschen gelesen und per Hand ausgewertet werden. Google selbst scannt die Nachrichteninhalte ebenfalls. Auf diese Weise will das Unternehmen unter anderem kriminelle Aktivitäten feststellen.
Das Problem sind die Gmail-Nutzer
Es ist überaus fragwürdig, wenn sich Unternehmen Zugriff auf persönliche Nachrichten verschaffen. Dass sie dabei den Eingriff durch Zustimmung zu den Nutzungsbedingungen abfragen, grenzt an Verbrauchertäuschung. Kein App-Nutzer würde erwarten, dass der Anbieter Zugriff auf Gmail-Nachrichten verlangt. Ebenso würde niemand erwarten, dass Dritte Mails über Gmail mitlesen.
Das Problem ist aber der Nutzer. Die Gleichgültigkeit, mit der dieser Nutzungsbedingungen einfach ungelesen bestätigt oder Eingriffe wie diese klaglos hinnimmt, ist erschreckend und unverständlich. Denn es gibt ausreichend Alternativen, die ebenso geräteunabhängig nutzbar sind, ähnliche Funktionen bieten und sicher vor dem Zugriff Dritter sind. Solange sich diese Haltung nicht ändert, werden Unternehmen leichtes Spiel haben. So lange können Dritte ungehindert selbst intimste Liebesbeteuerungen, konkrete Geschäftsgeheimnisse oder gesundheitliche Details mitlesen. Die aktiven Gmail-Nutzer müssen sich die Frage gefallen lassen, warum sie keine der vorhandenen, sicheren und deutschen Alternativen nutzen, sondern sich regelrecht abhören lassen.
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