Geschichte der E-Mail

Geschichte der E-Mail

Heute ist die E-Mail als Kommunikationsmittel nahezu unverzichtbar. Das war natürlich nicht immer so und ihre Erfindung war mehr oder weniger ein Abfallprodukt bei der Programmierung eines der ersten Netzwerke. Das war Anfang der 1970er-Jahre. Seitdem ist das Grundprinzip des E-Mail-Verkehrs zwar erweitert worden, eine grundlegende Änderung der Idee und der Geschichte als solcher fand aber nicht mehr statt.

E-Mail: So hat alles begonnen

Don’t tell anyone! This isn’t what we’re supposed to be working on

sagte Ray Tomlinson Anfang der 1970er-Jahre zu seinen Mitarbeitern in der Firma BBN. Er hatte gerade die erste E-Mail verschickt und war sich bewusst, dass diese Spielerei nicht das war, woran er arbeiten sollte. Aber auch nicht, dass er damit später einmal Geschichte schreiben würde. Ziel war es eigentlich, in den Anfangstagen des Internets ein System der Datenübertragung für das US-Verteidigungsministerium zu errichten. Eine E-Mail in der heutigen Form war weder Bestandteil des Auftrags, noch galt sie anfangs als zweckmäßig. Diese Frühform des Internets, das Arpanet, hatte noch nichts mit einem Rechnernetzwerk in heutiger Form gemeinsam und musste noch lange Zeit weiterentwickelt werden. Aber diese Anfänge haben das heutige Internet dennoch geprägt. Das gilt besonders für das Thema E-Mail.

Die erste E-Mail im Jahr 1971

Ende 1971 hatte Tomlinson bei den Arbeiten des Projektes eine Möglichkeit gefunden, eine Datei von einem Computer zu einem Benutzer auf einem anderen Computer zu versenden. In dieser Datei konnten Texte gespeichert und verändert werden. Der Empfänger las die Datei, fügte Text hinzu und schickte sie zurück. Die Idee der E-Mail entstand. Nach eigenen Angaben benötigte Tomlinson rund sechs Stunden für das Programmieren dieser Datei. Grundlage war eine Technik, die es den Anwendern eines Computers bereits fast zehn Jahre zuvor erlaubte, anderen Anwendern am gleichen Computer eine Nachricht zu hinterlassen. Das war zum Beispiel für Übergabenotizen nützlich, wenn zwei Personen am gleichen System zu unterschiedlichen Zeiten arbeiteten.

Verwechslungsgefahr bei der E-Mail

Aus dieser Grundstruktur einer Mailbox entwickelte Tomlinson eine Datei, die auch zwischen Rechnern hin- und hergeschickt und zudem verändert werden konnte. Dazu war es notwendig, den Adressaten und den Rechnernamen in der Adresse der Datei zu kombinieren. Da dies wegen der Verwechslungsgefahr nicht mit einem normalen Zeichen möglich war, musste ein Sonderzeichen gefunden werden. Tomlinson entschied sich für das @-Zeichen, das er in einem Sonderzeichensatz seines Großrechners entdeckte. Mit einer so adressierten Datei war der Datentransfer möglich. Diese Mischung aus dem bis dahin genutzten Mailboxprinzip auf einem Rechner (SENDMSG) und der Frühform eines Datenübertragungsprogramms (CPYNET) war – zu der Zeit noch unerkannt – ein Quantensprung für das Informationszeitalter.

Die Idee und Programmierung Tomlinsons wurde stetig weiterentwickelt. Das zeigt sich unter anderem daran, dass die parallele Entwicklung des Arpanet der E-Mail eine wachsende Bedeutung zukommen ließ. Bereits 1973 waren knapp 2.000 Rechner im Netzwerk verknüpft und der E-Mail-Verkehr machte satte 75 Prozent des Datentransfers aus. Dann ging es Schlag auf Schlag. 1974 veröffentlichte Tomlinsons Unternehmen BNN die kommerzielle Version des Arpanets, das Telenet. Ein System, das ebenfalls rasant wuchs. Knappe drei Jahre später verwaltete die Universität von Wisconsin 100 elektronische Postfächer für Kunden der Computerwissenschaft über das Telenet. Dieses System nannte sein Entwickler Larry Landweber Theorynet. Auf dieser Grundlage erschuf er weiterhin ein lokales E-Mail-System.

Frühzeitige Weiterentwicklungen

Im weiteren Verlauf der Geschichte der E-Mail ist es sehr auffallend, wie früh wesentliche Aspekte der heutigen Form der E-Mail gefunden wurden. So entstanden bereits 1975 die ersten Mailinglists, ein System, das noch heute bei Anbietern wie Yahoo benutzt wird. Ebenfalls 1975 erschuf der Programmierer John Vittal erstmals ein Programm, das E-Mails erstmals bequem darstellte und eine Vorschau einführte. Mit diesem Programm ließen sich auch Dateien anhängen und mitsenden. Außerdem gibt es bereits seit 1979 in der E-Mail Emoticons, also Smiley.

In der Folgezeit schossen weitere Netzwerke wie das BITNET oder das CSNET wie Pilze aus dem Boden und schufen die Grundlage zur Verknüpfung der einzelnen Netzwerke zu einem gemeinsamen Internet. Die E-Mail war als wesentliches Mittel der Nachrichtenübermittlung immer ein integraler Bestandteil dieser Weiterentwicklungen. Dieses Internet kam auch in Ländern außerhalb der USA an. In der Bundesrepublik begann der E-Mail-Verkehr am 2.08.1984. Werner Zorn und sein enger Mitarbeiter Michael Rotert arbeiteten in Karlsruhe an der Universität an den Grundstrukturen des deutschen Internets. An diesem Tag erreichte Rotert, der die notwendige Software aus den USA installierte, die erste E-Mail in Deutschland. Inhalt war eine Willkommensnachricht für das CSNET.

Smiley wird verwendet

Die Verwendung von Smileys in E-Mails und anderen elektronischen Nachrichtenformen begann in den frühen 1980er-Jahren. Der erste dokumentierte Einsatz eines textbasierten Smileys, speziell das bekannte „:)“ Symbol, wird dem Informatikprofessor Scott Fahlman zugeschrieben. Am 19. September 1982 schlug er in einer Nachricht auf einem Online-Bulletin-Board der Carnegie Mellon University vor, das Zeichen 🙂 zu verwenden, um scherzhafte oder nicht ernst gemeinte Kommentare zu kennzeichnen. Dies markierte den Beginn der breiten Nutzung von Emoticons, den Vorläufern der heutigen Emojis, in der digitalen Kommunikation.

E-Mail für alle startet 1989

Vermutlich wäre ohne den Mauerfall und das Ende des Kalten Krieges einiges anders gelaufen. Denn seit 1989 öffnete sich das bis dahin eher offizielle Netz den Privatnutzern und wurde zu dem Internet, wie es heute existiert.

Mit dieser Verbreitung des Internets ist die Geschichte der E-Mail fortgesetzt worden. Dazu gehören aber nicht nur die wichtigen positiven Entwicklungen wie die schnelle Nachrichtenübermittlung, das Anhängen von immer größeren Anhängen, erste Free-Mail-Anbieter oder verschlüsselte Mailsysteme, die eine geschützte Datenübertragung ermöglichen. Denn die E-Mail hat auch ihre Schattenseiten. Zwar gab es bereits in den Anfangsphasen des Arpanets Spam-Mails, aber erst 1994 wurde die erste bekannte sehr erfolgreiche kommerzielle Spam-Mail verschickt. Darin warben (ausgerechnet) Anwälte für eine Green-Card-Lotterie. Die Massen-E-Mail war so erfolgreich, dass im Anwaltsbüro die Mailbox mit Antworten überquoll. Seitdem nimmt der Anteil an Spam-Mails im gesamten Datenverkehr stetig zu. Verschiedenen Datenquellen zufolge liegt der Anteil des Spams inzwischen regional bei bis zu 97 Prozent des gesamten Datentransfers für E-Mails. Ein weiteres Problem des stark ansteigenden E-Mail-Verkehrs ist die Gefahr von Phishing-Mails und mitgeschickten Computerviren. Aus diesem Grund sollten alle Anwender einen Virenschutz auf ihrem Computer installieren.

Die E-Mail ist aus dem Geschäftsbereich kaum wegzudenken. Jedes Jahr wächst die Zahl der in Deutschland geschäftlich versendeten Mails nach Angaben des Branchenverbands eco um rund 10 %. Obwohl auch das Mobilfunknetz heute dank neuer Techniken wie LTE den Austausch schon Nachrichten per E-Mail erlaubt, sinkt die Zahl der privat verschickten Nachrichten jedes Jahr. Viele Endnutzer steigen auf persönliche Gespräche, Messenger-Dienste, Social-Media-Plattformen und SMS um. Die Bedeutung der E-Mail wird jedoch auch an weltweiten Zahlen deutlich: 2012 nutzten rund zwei Milliarden Menschen diese Kommunikationsform und verschickten täglich rund 140 Milliarden Mails.