Geschichte der Telefonie

Vermittlungsstelle ca. 1920
Vermittlungsstelle ca. 1920

Die Erfindung des Telegrafen und die Entwicklung der Funktelegrafie waren wegweisend, doch auch das Telefon spielte eine entscheidende Rolle in der Geschichte der Telekommunikation und legte den Grundstein für die Mobilfunktechnologie. Bereits früh wurden erste Mobiltelefone entwickelt und getestet, allerdings war deren Technik noch nicht für den breiten Einsatz geeignet. Dieser Artikel widmet sich der Entwicklung der kabelgebundenen Telefonie und ihrer Bedeutung für die moderne Kommunikation.

Wann wurde das Telefon erfunden?

„Das Pferd frisst keinen Gurkensalat“ – dieser unbedeutende Satz hängt mit der Erfindung des Telefons zusammen

Antike Telefonvermittlung
Antike Telefonvermittlung

Nach verschiedenen Erfindungen und Ideen, die allesamt nicht zielführend umgesetzt wurden, entstanden das erste Telefon und die erste Telefonleitung erst im 19. Jahrhundert. Nach heutigem Wissensstand war es Antonio Meucci, der in den USA in seinem Haus erstmals eine Leitung legte und zwei Telefone miteinander verband. Wie auch bei anderen Vorreitern der Entwicklung gelang es ihm aber nicht, das Telefon zur Marktreife zu bringen. Dies schaffte erst Alexander Graham Bell. Obwohl er nicht der eigentliche Erfinder ist, gelang es ihm, das Telefon 1876 als Produkt auf den Markt zu bringen. Dabei konnte er auf zwei wichtige Grundlagen zurückgreifen: Die Erfindung von Antonio Meucci von 1860, in dessen Werkstatt er selbst arbeitetet und dessen Telefon-Pläne er (vermutlich sogar missbräuchlich) genutzt hat, und der Erfindung des auch sogenannten Telefongerät des Deutschen Johann Philipp Reis. Reis hatte in den 1860er-Jahren sein Telefon so weit entwickelt, dass er viele Exemplare als Anschauungsobjekt verschickte. Nach einer Legende fand das erste Telefongespräch im Hause Reis statt. Reis sein Schwager las im Garten aus einem Buch laut vor, die Worte wurden mit dem ersten Telefon ins Haus zu Reis übertragen.

Der erste Satz in einem Telefongespräch soll gelautet haben: „Das Pferd frisst keinen Gurkensalat“.

Dieser Satz ist ein Klassiker aus der deutschen Sprachgeschichte, insbesondere aus der Kommunikationsforschung. Es handelt sich um eine Aussage aus dem Kontext des ersten Telefonats, das Philipp Reis im Jahr 1861 führte. Die Idee hinter dem Satz war, eine Testphrase zu haben, die ungewöhnlich klingt und phonetisch schwierig ist, um die Übertragungsqualität zu prüfen. „Das Pferd frisst keinen Gurkensalat“ wurde gewählt, weil es sowohl harte als auch weiche Konsonanten enthält und dadurch gut zum Testen geeignet war.
Zwar wurde dieser Satz von Reis nicht komplett richtig verstanden, aber das spielt in der Geschichte keine große Rolle mehr. Unter anderem lernte Bell auf diese Weise das Gerät in Schottland kennen. Der Erfinder des modernen Telefons hatte sich also die Arbeiten von anderen zunutze gemacht und konnte auf dieser Basis die erste Telefongesellschaft „die Bell Telephone Company“ gründen, die heute als AT&T das größte Telekommunikationsunternehmen der Mobilfunk-Geschichte ist.

Weiterentwicklung der Telegrafie

Fernsprecher ZB 06/07, 1907-1930
Fernsprecher ZB 06/07, 1907-1930

Technisch war das Telefon eine Weiterentwicklung der Forschungen und Entwicklungen zur Telegrafie und zum Mikrofon. Denn die Übermittlung von Sprache wurde durch die Umwandlung in elektrische Schwingungen sowie durch die Rückwandlung in Sprache erreicht. Das Grundprinzip bestand darin, mit den Schallwellen der Sprache eine Membran zum Schwingen zu bringen. Die Schwingungen wurden über Spulen in elektrische Signale umgewandelt und nach Weiterleitung am Empfängergerät wieder umgekehrt und in Sprache umgewandelt. Besonders die Weiterentwicklung des Mikrofons beschleunigte dabei die technische Optimierung des Telefons.

Die Entwicklung des Telefons schritt rasant voran. Bereits 1890 gab es in Berlin 13.800 Sprechstellen und ein Leitungsnetz von fast 30 Kilometern. Selbst Ferngespräche konnten bereits mit dem Telefon geführt werden. In den USA entstand zur gleichen Zeit die erste automatische Telefonvermittlung. Während bis dahin eine Person in einer Vermittlungsstelle tatsächlich einen Stecker umstöpseln musste, konnte über ein System, das dem heutigen Rufnummernverfahren ähnelt, Telefone direkt angewählt werden. Als Erfinder gilt der Bestatter Almon Strowger, der dieses System entwickelte, weil er glaubte, dass seine Konkurrenz ihm durch eine Zusammenarbeit mit den Angestellten der Vermittlungsstelle Aufträge wegnahmen.

Wählscheibentelefon

Siemens WT8
Siemens Telefon WT8 (ca. 1950)

Anfang des 20. Jahrhunderts wurde erstmals der Nummernschalter, die Drehwahlscheibe am Telefon, eingesetzt. Diese arbeiteten nach dem Impulswahlverfahren und waren über Jahrzehnte Standard bei modernen Telefonen. Das heutige Mehrfrequenzwahlverfahren wurde bereits 1955 entwickelt und umgesetzt. Dieses Verfahren ist noch heute der Standard bei den Tastentelefonen. Das Telefongerät wurde noch einmal deutlich verbessert, als die Computertechnologie voranschritt und durch die Halbleitertechnik immer kompaktere Geräte und Informationsspeicher möglich wurden. Die Entwicklung der Telefon-Technik war zugleich stets ein Impuls für die Mobilfunkentwicklung.

Die 1970er Jahre: Digitalisierung und Festnetz-Revolution

Telefon mit WählscheibeAutomatisierung der Telefonnetze: Die 1970er Jahre brachten den verstärkten Übergang von manuell betriebenen Vermittlungsstellen zu automatisierten und elektronischen Systemen. Durch die Digitalisierung der Vermittlungstechnik wurde der Verbindungsaufbau schneller und effizienter.
Durchbruch der internationalen Telefonie: Globale Kommunikation wurde durch den Einsatz von Satellitentechnik wie Intelsat revolutioniert. Dies ermöglichte erstmals direkte Telefongespräche zwischen Kontinenten ohne Vermittlung. Die Entwicklung von Unterseekabeln wurde weiter vorangetrieben, um stabile Verbindungen zu gewährleisten.
Telefon für Privathaushalte: In den 1970er Jahren wurde das Telefon in immer mehr Haushalten zum Standard. Die Kosten sanken, und die Verfügbarkeit stieg. Besonders in Deutschland baute die Deutsche Bundespost das Telefonnetz massiv aus, um die steigende Nachfrage zu bedienen.
Erste Mobiltelefon-Prototypen: Mobiltelefone befanden sich noch im experimentellen Stadium, aber es wurden erste Prototypen entwickelt, die ein Mobiltelefonnetz verwenden konnten.

Die 1980er Jahre: Mobilfunk und digitale Innovation

Einführung des Mobilfunks: In den frühen 1980er Jahren starteten die ersten analogen Mobilfunknetze (z. B. das A-Netz in Deutschland, 1958 eingeführt, und das B-Netz ab 1972). 1983 wurde in den USA das erste kommerzielle Mobilfunknetz (AMPS) eingeführt, gefolgt von GSM-Entwicklungen in Europa, die den Standard für die heutigen digitale Mobilfunknetze legten.
ISDN: TelefonDie Entwicklung des ISDN („Integrated Services Digital Network“) begann in den 1980er Jahren und ermöglichte die digitale Übertragung von Sprache und Daten über das Telefonnetz. ISDN legte damals die Grundlage für die spätere Entwicklung moderner Datennetze.
In den 1980er Jahren kamen die ersten schnurlosen Telefone auf den Markt, die die Mobilität innerhalb eines Gebäudes oder Grundstücks erlaubten. Telefonapparate wurden zunehmend designorientierter, mit bunten Gehäusen und verschiedenen Modellen. Die Verbreitung von Fax, Anrufbeantworter und Leistungsmerkmale wie Makeln, Konferenzen und viele andere ist erst durch die Entwicklung der letzten Jahrzehnte massentauglich geworden.
Globaler Anschluss: Das Telefon wurde endgültig zum Massenmedium, und die Zahl der weltweiten Anschlüsse stieg rasant. Länder wie Deutschland, die USA und Japan bauten ihre Netze weiter aus, während Entwicklungsländer langsam Zugang erhielten.

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