Urteil – BGH zu Rechnungsgebühren und SIM-Karten-Pfand

urteile3-1

In einem Verfahren (Az.: III ZR32/14) hat der Bundesgerichtshof (BGH) das Urteil des Oberlandesgerichts Frankfurt gegen den Mobilfunkanbieter Drillisch Telecom GmbH bestätigt und dessen Revision zurückgewiesen. In der Entscheidung ging es um Gebühren für Rechnungen per Briefpost sowie ein Pfand für SIM-Karten. Entsprechende Klausen in den Nutzungsbedingungen erklärte das Gericht für unwirksam.

Kein Entgelt für Rechnungen per Post erlaubt

Die Beklagte forderte nach ihren Nutzungsbestimmungen ein Entgelt von 1,50 Euro für jede Rechnung, die per Briefpost an den Kunden gesendet wird. Diese Regelung beanstandete der Bundesgerichtshof als mit dem Gesetz nicht vereinbar. Denn jeder Vertragspartner habe seine Verpflichtungen zu erfüllen, „ohne dafür ein gesondertes Entgelt verlangen zu können„. Daraus resultiere eine Vertragspflicht zur kostenfreien Rechnungsstellung. Das ausschließliche Bereitstellen der Rechnung über ein Internetportal und das Erheben von Kosten für die Zusendung per Post benachteilige jedoch Kunden ohne Internetzugang. Nur wenn sich das Angebot der Beklagten ausschließlich an Online-Kunden richte, könne das Mobilfunkunternehmen davon ausgehen, dass ihre Pflicht zum Rechnungsbereitstellen auch online erfolgen kann.

Pfand für SIM-Karten unzulässig

Die Beklagte erhob laut ihren Nutzungsbedingungen außerdem ein Pfand für die SIM-Karte in Höhe von 29,65 Euro. Dieser Betrag wurde einbehalten, wenn der Kunde die SIM-Karte nicht innerhalb von drei Wochen nach Ablauf des Vertragsverhältnisses und der Gültigkeitsdauer ohne Schäden zurücksendete. Diese Klausel ist ebenfalls unwirksam. Der BGH begründete sehr ausführlich, dass ein Pfand zwar nicht grundsätzlich zu beanstanden sei, der Passus der AGB des Anbieters aber gegen § 307 Abs. 1 BGB verstoße. Dieser gehe inhaltlich weit über das berechtigte Sicherungsinteresse hinaus benachteilige den Kunden unangemessen. Im vorliegenden Fall sei dies nach Ansicht der Richter durch den Pfandbetrag, die gesetzte Frist und den Begriff „einwandfreier Zustand„ gegeben. Weiterhin sei es nicht nachvollziehbar, warum das Rücksenden zur Verhinderung eines Missbrauchs erforderlich sei, zumal sich durch die Rückgabe und das Sammeln zur Vernichtung die Möglichkeiten des Missbrauchs der SIM-Karten vergrößerten.

Mehr Informationen

Prepaid-Karten-Vergleich
Vorwahlen im Handynetz
Was tun, wenn die Telefonrechnung nicht stimmt?
Gerichtsurteile – Interessante und abstrakte Urteile

Hinterlasse jetzt einen Kommentar

Kommentar hinterlassen

E-Mail Adresse wird nicht veröffentlicht.


*


Die aktuellsten telespiegel Nachrichten
Digitale Steuerbescheide ab 2026 – Papier nur auf Wunsch

Digitale Steuerbescheide ab 2026

Papier nur auf Wunsch

Ab 2026 werden Steuerbescheide in Deutschland in der Regel nur noch digital bereitgestellt. Papier gibt es nur auf Wunsch. Was bedeutet das für Bürgerinnen, Bürger und Kanzleien? Hier erfährst du verständlich, was sich ändert – und wie du dich vorbereitest. […]

Scheinbarer App-Zwang – congstar wegen Irreführung verurteilt

Scheinbarer App-Zwang 

 congstar wegen Irreführung verurteilt

Die Telekom-Tochter congstar behauptete, ihr Online-Kundencenter werde 2025 abgeschaltet – und drängte damit Kunden zum App-Download. Doch das stimmte gar nicht. Ein Gerichtsurteil deckt nun auf, wie weit der vermeintliche App-Zwang wirklich ging. […]

Urteil – Sperrung von Social-Media-Kanälen eines Influencers

Urteil 

 Sperrung von Social-Media-Kanälen eines Influencers

Das Oberlandesgericht Bamberg hat in seinem Urteil entschieden, dass die Sperrung mehrerer Social-Media-Kanäle eines Influencers durch eine Plattformbetreiberin nicht ohne Weiteres zulässig ist. Insbesondere stellte das Gericht fest, dass die bloße Weiternutzung eines weiteren Kanals keine automatisierte Umgehung der Sperrmaßnahme darstellt. […]

United Internet & 1&1 - Marken, Produkte und Hintergründe zum Versatel-Verkauf

United Internet & 1&1

Marken, Produkte und Hintergründe zum Versatel-Verkauf

United Internet bündelt seine Telekommunikationsaktivitäten und verkauft die Netztochter 1&1 Versatel konzernintern an die 1&1 AG. Für Endkunden bleiben die bekannten Marken wie 1&1, IONOS, GMX oder WEB.DE bestehen. Der Artikel erklärt verständlich, welche Produkte die Unternehmen anbieten und was der mögliche Verkauf der Domain-Handelsplattform Sedo bedeutet. […]

Kritische Chrome-Lücke – Google veröffentlicht Notfall-Update

Kritische Chrome-Lücke

Google veröffentlicht Notfall-Update

Eine Chrome-Schwachstelle wurde aktiv von Cyberkriminellen ausgenutzt. Google hat mittlerweile ein Notfall-Update bereitgestellt, das dringend installiert werden sollte. Chrome-Nutzer müssen ihren Browser neu starten, um das Update zu aktivieren. […]