11818 – Kostenlose Telefonauskunft mit Einschränkungen

11818-auskunft

Ab und zu benötigt man sie doch, die Telefonauskunft. Doch wenn kein Telefonbuch zur Hand ist und die kostenlose Online-Telefonauskunft mangels Internetzugang nicht genutzt werden kann, wird die Information vielleicht teuer. Denn lange Zeit passierte nicht viel auf dem Markt der telefonischen Onlineauskünfte. Die populären Anbieter haben bei vielen Verbrauchern eben aufgrund ihrer Popularität die Nase vorn, aber auch meist die höchsten Preise. Erst vor wenigen Monaten kam etwas Bewegung in den Markt. Manche Provider bieten nun auch komfortable Auskunftsdienste für unter 60 Cent pro Minute an. Eine völlig kostenlose telefonische Telefonauskunft, das gab es bisher aber noch nicht.“Deutschlands erste kostenlose Telefonauskunft“, mit dieser Aussage bewirbt die 1 18 18 Auskunft GmbH vollmundig ihre Auskunftsnummer 1 18 18 und vergleicht mit den Tarifen anderer, populärer Anbieter. Finanziert werde der Dienst über Werbe-Partner, die eine kurze Ansage vor das Auskunftsgespräch schalten, erklärt 1 18 18, ein Unternehmen aus Essen und Tochter der arvato AG.

Die ganze Wahrheit findet sich aber im Kleingedruckten. Dort ist zu lesen, dass der Kunde nur in der ersten Minute kostenlos mit der Telefonauskunft 1 18 18 verbunden ist. Ab der zweiten Minute fallen für den Dienst 99 Cent/Min. an. Ist der Operator also nicht schnell genug oder das Auskunftsgesuch etwas komplizierter, zahlt der Kunde für den Auskunftsdienst. Auch Weiterverbindungen werden mit 99 Cent pro Minute berechnet. Ohnehin gilt der Preis von 0 Cent in der ersten Minute nur für Anrufe aus dem deutschen Festnetz. Bei Anrufen vom Handy fallen nämlich die Preise des jeweiligen Mobilfunkproviders an.

Fazit: Die Idee des werbefinanzierten Service ist nicht neu und wurde bereits in vielen Bereichen versucht. An sich ist auch die Idee der 1 18 18 einen Blick wert. Wenig verbraucherfreundlich ist jedoch das Ungleichgewicht zwischen der offensichtlichen Werbeaussage, die Telefonauskunft sei kostenlos und der Einschränkungen, die nur im Kleingedruckten zu finden sind. Vermutlich werden viele Verbraucher diese Einschränkungen zunächst nicht wahrnehmen, sondern erst anhand ihrer Telefonrechnung erkennen. Das, so zeigt die Erfahrung, verstimmt die Verbraucher jedoch und veranlasst sie, letztlich doch einen anderen Dienst zu verwenden.

Update vom 04.06.2010

Die Verbraucherzentrale Berlin hat den Betreiber des Telefonauskunftsangebots 11818 wegen unlauterer Werbung und Verstoß gegen die Preisangabe gemäß Telekommunikationsgesetz abgemahnt.
Entgegen der Werbung und eigenen Presseverlautbarungen gebe es die Auskunft weder kostenlos noch besonders günstig. Die Information darüber, dass nur die erste Minute kostenlos sei und danach 99 Cent pro Minute anfallen, bleibe in der Anbieterwerbung drucktechnisch mehr als unauffällig und von der Aussage „kostenlose Telefonauskunft” räumlich weit getrennt.

Update 01.02.2016

Bei einer Überprüfung der Konditionen durch die telespiegel Redaktion ist aufgefallen, dass die 11818 inzwischen 1,99 € pro Minute für Auskunftsdienste berechnet.

Hinterlasse jetzt einen Kommentar

Kommentar hinterlassen

E-Mail Adresse wird nicht veröffentlicht.


*


Die aktuellsten telespiegel Nachrichten
Schnelles Internet - Wie weit hängt Deutschland beim Netzausbau zurück?

Schnelles Internet

Wie weit hängt Deutschland beim Netzausbau zurück?

Menschen in Deutschland haben inzwischen ein offizielles Recht auf schnelles Internet. Was das bedeutet und woran die Verzögerungen liegen, haben wir hier zusammengefasst. Vor allem in ländlichen Regionen gibt es nach wie vor Probleme, die nur stückweise angegangen werden. […]

Programmfehler „Acropalyse“ – Inhalte können wiederhergestellt werden

Programmfehler „Acropalyse“

Inhalte können wiederhergestellt werden

Screenshots, die mit dem Pixel-Tool Markup bearbeitet und zugeschnitten wurden, ließen sich aufgrund eines Bugs wieder vollständig herstellen. Mittlerweile ist die potenzielle Sicherheitslücke geschlossen – aber auch das Snipping-Tool von Microsoft weist ein entsprechendes Problem auf. […]

Abzocke mit „Amazon-Paletten“ – Verbraucherzentrale warnt vor Betrug

Abzocke mit „Amazon-Paletten“

Verbraucherzentrale warnt vor Betrug

Mit vermeintlichen Schnäppchen locken Betrüger arglose Verbraucher in eine Falle und ziehen ihnen das Geld aus der Tasche. Die Ware erhalten die Kunden nie. Die Verbraucherzentrale Sachsen warnt aktuell vor der Betrugsmasche mit angeblichen „Amazon-Paletten“. […]

Illegale Streaming-Plattform – Ermittlern gelingt Schlag gegen Streamzz

Illegale Streaming-Plattform

Ermittlern gelingt Schlag gegen Streamzz

Der Alliance for Creativity and Entertainment ist ein Schlag gegen die beliebte illegale Streaming-Plattform Streamzz gelungen. Die Ermittler konnten die Seite offline nehmen, auf der mehr als 75 000 Filme illegal angeboten wurden. Betrieben wurde die Plattform aus Deutschland. […]

Gerichtsurteil – Tastendruck-Abofalle im Festnetz ist rechtswidrig

Gerichtsurteil

Tastendruck-Abofalle im Festnetz ist rechtswidrig

Das Oberverwaltungsgericht NRW hat entschieden, dass ein Abo-Dienst, der über das Drücken einer Tastenkombination im Festnetz abgeschlossen wird, rechtswidrig ist. Grund ist ein Verstoß gegen die Preistransparenz und das Wettbewerbsgesetz sowie eine rechtswidrige Rufnummernnutzung. […]