Blitzschlag bei Fernsehen und Internet – Das sollten Sie wissen

Blitzschlag

Es brodelt kräftig in der Luft und ein Gewitter jagt das nächste – gerade in der heißen Sommerzeit treten Gewitter zahlreicher und öfter auf als in Herbst und Winter. Somit steigt auch die Gefahr von Blitzeinschlag und infolgedessen Defekte an elektronischen Geräten wie Fernseher, Telefonanlage, für das dem Internet benötigte DSL-Hardware wie dem Router und PC sowie Telekommunikations- und Internetleitungen. Rund zwei Millionen Blitzeinschläge werden jährlich gezählt, Tendenz steigend. Auch die Schadenssummen, aufgrund der eingetretenen Defekte, erreichen Millionenniveau.

Blitzschutz sollte nicht auf die leichte Schulter genommen werden, doch wie funktioniert er am besten? Und wer haftet für Schäden, die an elektronischen Geräten und Leitungen entstehen?

Was passiert bei Gewitter eigentlich?

Treffen warme feuchte Luftmassen, die vom Boden oder aus Gewässern aufsteigen, auf kalte Luftmassen in großer Höhe, entstehen Gewitterwolken, deren oberste Schicht aus Eiskristallen besteht. Diese Kristalle sind positiv elektrisch aufgeladen, der Bereich nahe dem Erdboden lädt sich negativ auf, sodass sich ein elektrisches Feld mit einer hohen Spannung von mehreren Hundert Millionen Volt aufbaut. Das führt zu einer hohen Druckwelle, die sich mit Donnergeräuschen bemerkbar macht und letztlich zum Kurzschluss und der Entladung durch Blitze. Pro Blitz können bis zu fünf Entladungen mit einer durchschnittlichen Stromstärke von 20.000 Ampere stattfinden.

Schlägt der Blitz ein, so entstehen in elektrischen Leitungen und Geräten Überspannungen, die sich ebenfalls explosionsartig entladen und somit zu Defekten und Schäden führen können. Dabei muss der Blitz nicht einmal in das eigene Haus oder bewohnte Gebäude einschlagen, auch ein Gewitter, das sich einen Kilometer entfernt entlädt, stellt eine Gefahr dar, da die elektrische Spannung noch immer extrem hoch ist. Die Überspannung erreicht elektronische Geräte durch sämtliche Leitungen im Haus/Gebäude, über das Stromnetz und Telefon-, Internet-, Antennenkabel.

Äußerer und innerer Blitzschutz an Gebäuden – Wie sicher sind diese Anlagen?

Jetzt könnte man meinen, dafür gibt es ja den Blitzableiter am Haus, aber die Blitzschutzanlagen von heute sind komplexer und können dennoch keine hundertprozentige Sicherheit bieten. Und nicht jeder Mieter weiß, ob an dem Haus, in dem er wohnt, ein Blitzschutz installiert ist. Hinzukommt, dass bei alten Gebäuden der Blitzableiter schon so verrottet und verrostet ist, dass er keinerlei Funktion mehr im Falle eines Falles gewährleistet.

Generell wird heute in äußeren und inneren Blitzschutz unterschieden. Der „klassische“ Blitzableiter stellt den äußeren Blitzschutz dar und besteht aus der Fangeinrichtung auf dem Dach, einem Ableitungssystem (Blitzableiter) und der Erdungsanlage. Sinn und Zweck ist zu verhindern, dass der Blitz in das Gebäude einschlägt und zu Bränden und Explosionen führt. Daher wird der Blitzstrom am zu schützenden Gebäude vorbeigeführt und die Erde abgeleitet. Allerdings hat der äußere Blitzschutz in den vergangenen Jahren durch die Aufrüstung von Satellitenschüsseln, Antennen und Solaranlagen auf Dächern an Wirksamkeit eingebüßt, denn die metallenen Gehäuse können Blitze anziehen.

Der theoretisch beste Blitzschutz in Hinblick auf Anlagen setzt sich aus dem äußeren und inneren Blitzschutz zusammen. Der innere Blitzschutz umfasst Überspannungsmaßnahmen, die verhindern sollen, dass die hohe Energie nach einem Blitzeinschlag durch Leitungen ihren Weg nimmt und so eine Überspannung erzeugt, die Schäden an der Leitung selbst und den angeschlossenen Geräten verursacht. Dazu gehören auch Überspannungen, die durch einen Blitzschlag in bis zu 1,5 km Entfernung vom eigentlichen Gebäude entstehen können. Hier finden sich spezielle Überspannungsschutzgeräte/Module (Surge Protective Devices), die nach DIN EN 61643-11 in drei Gruppen eingeteilt sind:

  • SPD Typ 1: Bieten einen Grobschutz und werden an den Einführungen von elektrischen Leitungen installiert. Sie leiten den Blitzstrom ab und reduzieren die Energiestärke, können aber Überspannung nicht verhindern. Hier sind Funkenstrecken in Gehäusen verbaut.
  • SPD Typ 2: Bieten einen mittleren Schutz, da sie die Spannung weiter reduzieren als Typ 1, entsprechende spannungsabhängige Widerstände (Varistoren) werden als Unterverteilungen eingesetzt.
  • SPD Typ 3: Diese Komponenten reduzieren die Spannung auf ein Niveau, das für elektronische Geräte ungefährlich ist, daher erfolgt ihr Einsatz auch nahe an den zu schützenden Endgeräten. Dazu gehören Überspannungsschutz-Module, Überspannungsschutz-Steckdosen (Einbau) und entsprechende Steckdosenleisten.

Professionelle Systeme, die ausschließlich vom Fachmann (Elektroinstallateur) eingebaut werden, setzen sich aus verschiedenen Komponenten für maximalen Schutz zusammen.

Definitiv sichere Methode: Stecker bzw. Kabel herausziehen

Einen hundertprozentigen Schutz kann keine Blitzschutzanlage bieten, dafür sind Gewitter und Blitzschläge einfach zu unberechenbar. Zudem besteht keine rechtliche Verpflichtung zum Einbau solcher Schutzsysteme, der auch mit hohen Investitionskosten verbunden ist, die sich nicht jeder leisten kann. Die sichere Methode ist und bleibt daher: Geräte bei sich anbahnendem Gewitter ausschalten und vom Strom trennen, durch Stecker oder Kabel (Antenne, Netzwerk, Datenleitungen) ziehen.

Überspannungsschutzsteckdosenleisten sind eine sinnvolle Anschaffung, wenn der Umfang angeschlossener Geräte an eine Stromquelle groß ist. Auch in der Praxis schneiden die Leisten in Tests und bei Verbrauchern ausgezeichnet ab.

Im Ernstfall – Was ist zu tun und wer haftet für Schäden?

Bei laufenden Geräten macht sich ein Blitzeinschlag meist direkt bemerkbar: Die Technik fällt komplett aus, der Bildschirm wird schwarz, evtl. kann Rauch oder ein verbrannter Geruch auftreten. Bei ausgeschalteten Geräten können dunkle LEDs, verschmorte Kabel oder schwarze Stellen an der Steckdose ein Indiz sein. Dann lieber einen Fachmann rufen, denn es können auch schwere Defekte in der Stromleitung vorliegen. Sind keine Brand- oder Schmorspuren sichtbar, sollte unbedingt gewartet werden, bis das Gewitter definitiv vorübergezogen ist, bevor das (erneute) Einschalten erfolgt. Anschließend testen, ob alles funktioniert.

Sind Geräte oder Leitungen tatsächlich durch den Einschlag beschädigt worden, kommt leider weder der Gerätehändler oder Gerätehersteller noch das Telekommunikationsunternehmen für den Schaden auf, da es sich bei einem Gewitter um höhere Gewalt handelt.

Die Wohngebäudeversicherung haftet in erster Linie für Blitzschlagschäden am Gebäude selbst und größtenteils nur, wenn es über einen intakten äußeren Blitzschutz verfügt. Für Blitzeinschlagschäden an Geräten kann die Hausratversicherung in Anspruch genommen werden, sofern eine solche besteht und Überspannungsschäden enthalten sind.