Studie – Unfaire, höhere Preisaufschläge für Verbraucher

Studie – Unfaire, höhere Preisaufschläge für Verbraucher

Eine Untersuchung des Mannheimer Leibniz-Zentrums für Europäische Wirtschaftsforschung im Auftrag des Bundesministeriums für Justiz und Verbraucherschutz, kurz BMJV, zeigt, dass Verbraucher höheren Preisaufschlägen ausgesetzt sind als die Gesamtwirtschaft. Insbesondere die Onlinewirtschaft hat einen immer größeren Einfluss – die Kosten hierfür werden von den Verbrauchern getragen.

Preisaufschläge haben zugenommen

Der Preisaufschlag bezeichnet die Differenzen zwischen dem Preis eines Produkts und seinen Grenzkosten. Die Studie zeigt, dass die Preisaufschläge, welche Unternehmen für Leistungen und Produkte durchsetzen können, in den letzten Jahren enorm gestiegen sind. Die größten Preisaufschläge gab es hierbei bei Digitalprodukten und IT-Dienstleistungen – also in Bereichen, die von Global Playern wie Google, Microsoft und Co. beherrscht werden.

„Die Dominanz einzelner Unternehmen nimmt in vielen Märkten zu, und die Leidtragenden sind die Verbraucherinnen und Verbraucher“, so BMJV-Staatssekretär Christian Kastrop.

Welche Ergebnisse gehen noch aus der Studie hervor?

Während die Preise im Jahr 2002 noch etwa 15 Prozent über den Kosten lagen, waren es im Jahr 2016 bereits durchschnittlich knapp 28 Prozent. Die Studie des ZEW zeigt darüber hinaus, dass es zwischen den verschiedenen Branchen enorme Unterschiede bezüglich der Preisaufschläge gibt. Besonders starke Anstiege sind in der Dienstleistungs-Branche die Bereiche Information und Verkehr. Aber auch dort, wo eine steigende Nachfrage auf ein begrenztes Angebot stößt, stiegen die Gewinne und Preisaufschläge. So beispielsweise in der Bau- und Wohnungswirtschaft – dort gibt es eine Steigerung um nahezu 20 Prozent. Darüber hinaus konnten folgende Ergebnisse festgestellt werden:

  • die Gewinnspanne bei Digitalprodukten und IT-Dienstleistungen hat sich im Untersuchungszeitraum mehr als verdreifacht
  • Im Einzelhandel und in der Versorgungswirtschaft waren die Preisaufschläge nur geringfügig
  • im verarbeitenden Gewerbe stieg die Gewinnspanne doppelt so schnell wie im Rest der Wirtschaft

Niedrigverdiener sind stärker belastet

Die wichtigsten Wirtschaftszweige sind gemessen am Konsumgewicht:

  • der Handel (44%)
  • das Grundstücks- und Wohnungswesen (21%)
  • das Gesundheits- und Sozialwesen (5%)
  • sonstige wirtschaftliche Dienstleistungen (5%)
  • die Energieversorgung (5%)
  • das Gastgewerbe (5%)

Diese Preissteigerungen belasten insbesondere Niedrigverdiener wie beispielsweise Rentner. Die Studie zeigt einen deutlichen Unterschied zwischen der Belastung von Haushalten mit niedrigem Einkommen zu Haushalten aus der Mittel- oder Oberschicht. Daher spiele der Anstieg von Marktmacht und Unternehmenskonzentration auch eine Rolle in der Entwicklung von wirtschaftlicher und sozialer Ungleichheit. „(…) Hier sind Politik und Wirtschaftsforschung gleichermaßen gefordert“ so ZEW-Wissenschaftler und Co-Autor der Studie, Bernhard Ganglmair.

Die Bundesregierung will handeln

Die Bundesregierung ist durch die Ergebnisse der Studie alarmiert und will der Entwicklung insbesondere in der Digitalwirtschaft nicht tatenlos zusehen. Daher wolle man bei der Diskussion um neue EU-Richtlinien für die Onlinewirtschaft auf „klare und verbindliche Regeln für digitale Geschäftsmodelle“ drängen und einen besseren Wettbewerb schaffen, welcher letztendlich auch den Verbrauchern zugutekommt.

Hinterlasse jetzt einen Kommentar

Kommentar hinterlassen

E-Mail Adresse wird nicht veröffentlicht.


*


Die aktuellsten telespiegel Nachrichten
Schnelles Internet - Wie weit hängt Deutschland beim Netzausbau zurück?

Schnelles Internet

Wie weit hängt Deutschland beim Netzausbau zurück?

Menschen in Deutschland haben inzwischen ein offizielles Recht auf schnelles Internet. Was das bedeutet und woran die Verzögerungen liegen, haben wir hier zusammengefasst. Vor allem in ländlichen Regionen gibt es nach wie vor Probleme, die nur stückweise angegangen werden. […]

Programmfehler „Acropalyse“ – Inhalte können wiederhergestellt werden

Programmfehler „Acropalyse“

Inhalte können wiederhergestellt werden

Screenshots, die mit dem Pixel-Tool Markup bearbeitet und zugeschnitten wurden, ließen sich aufgrund eines Bugs wieder vollständig herstellen. Mittlerweile ist die potenzielle Sicherheitslücke geschlossen – aber auch das Snipping-Tool von Microsoft weist ein entsprechendes Problem auf. […]

Abzocke mit „Amazon-Paletten“ – Verbraucherzentrale warnt vor Betrug

Abzocke mit „Amazon-Paletten“

Verbraucherzentrale warnt vor Betrug

Mit vermeintlichen Schnäppchen locken Betrüger arglose Verbraucher in eine Falle und ziehen ihnen das Geld aus der Tasche. Die Ware erhalten die Kunden nie. Die Verbraucherzentrale Sachsen warnt aktuell vor der Betrugsmasche mit angeblichen „Amazon-Paletten“. […]

Illegale Streaming-Plattform – Ermittlern gelingt Schlag gegen Streamzz

Illegale Streaming-Plattform

Ermittlern gelingt Schlag gegen Streamzz

Der Alliance for Creativity and Entertainment ist ein Schlag gegen die beliebte illegale Streaming-Plattform Streamzz gelungen. Die Ermittler konnten die Seite offline nehmen, auf der mehr als 75 000 Filme illegal angeboten wurden. Betrieben wurde die Plattform aus Deutschland. […]

Gerichtsurteil – Tastendruck-Abofalle im Festnetz ist rechtswidrig

Gerichtsurteil

Tastendruck-Abofalle im Festnetz ist rechtswidrig

Das Oberverwaltungsgericht NRW hat entschieden, dass ein Abo-Dienst, der über das Drücken einer Tastenkombination im Festnetz abgeschlossen wird, rechtswidrig ist. Grund ist ein Verstoß gegen die Preistransparenz und das Wettbewerbsgesetz sowie eine rechtswidrige Rufnummernnutzung. […]