Cybercrime – Schlag gegen internationales Callcenter-Betrüger-Netzwerk

Cybercrime – Schlag gegen internationales Callcenter-Betrüger-Netzwerk

In Kooperation mit internationalen Polizei- und Justizbehörden gelang es Ermittlern aus Baden-Württemberg, den bisher wohl größten Callcenter-Betrug in ganz Europa zu enttarnen. Durch den Schlag gegen das höchst professionell organisierte Netzwerk konnte ein potenzieller Schaden in Höhe von zehn Millionen Euro verhindert werden. Aktuell werden die sichergestellten Beweise ausgewertet.

Was steckt hinter dem Betrüger-Netzwerk?

Aus insgesamt fünf verschiedenen Ländern sollen die Kriminellen operiert haben. Um den Opfern hohe Geldsummen aus der Tasche zu ziehen, sollen verschiedenste Betrugsmaschen angewendet worden sein. So gaben sich die Betrüger beispielsweise am Telefon als Polizisten oder nahe Verwandte aus.

„Betrügerische Anrufstraftaten sind besonders perfide und skrupellos, denn sie spielen mit den Ängsten und Nöten der Menschen und erschüttern das gegenseitige Vertrauen sowie das Vertrauen in die Polizei“, betont Thomas Strobl, stellvertretender Ministerpräsident und Innenminister von Baden-Württemberg.

An die Daten der späteren Opfer sollen die Kriminellen im Darknet gelangt sein. Es besteht darüber hinaus der Verdacht, dass auch WhatsApp-Nachrichten sowie betrügerische Onlinewerbung eingesetzt wurde, um persönliche Informationen zu erhalten.

Wie gelang den Ermittlern der Schlag gegen die Callcenter-Betrüger?

Was am 18. April dieses Jahres in international abgestimmten und großangelegten Durchsuchungen in fünf Ländern mündete, begann im Dezember vergangenen Jahres mit dem Hinweis eines aufmerksamen Mitarbeiters einer Bank. Dieser konnte durch seine Besonnenheit einen potenziellen Schaden in Höhe von 100 000 Euro verhindern. Im Rahmen dieses versuchten Betrugs tauchte eine Telefonnummer auf, die anschließend in mehr als 10 000 weiteren betrügerischen Fällen auftauchte. Noch im Dezember 2023 wurde daraufhin eine Ermittlungsgruppe eingerichtet, an welcher nicht nur Behörden aus Baden-Württemberg, sondern auch aus Bayern, Berlin und Sachsen eingebunden waren. Unter der Leitung des Cybercrime-Zentrums Baden-Württemberg, hörten die Ermittler im Verlauf tausende der Telefongespräche mit und konnten hierdurch live verfolgen, wie die Angerufenen um ihr Geld gebracht werden sollten. In 6 000 Fällen gelang es ihnen nach eigenen Angaben, die Opfer rechtzeitig zu warnen.

„Was als ein Ermittlungsverfahren gegen unbekannte Täter begann, führte dank der Schlagkraft und gebündelten Expertise von Strafverfolgung und IT zu dem europaweit wohl größten Erfolg beim Kampf gegen Callcenter-Betrüger“, fasst Marion Gentges, Ministerin der Justiz und für Migration, zusammen.

Welchen Erfolg haben die Ermittler erzielt?

Um den Ring der Callcenter-Betrüger zu zerschlagen, wurden von der Generalstaatsanwaltschaft Karlsruhe 100 Beschlüsse erwirkt. Die gemeinsame Aktion der nationalen und internationalen Behörden am 18. April wurde dann mit dem Staatsanwalt des Cybercrime-Zentrums aus der Europol-Zentrale in Den Haag koordiniert. Um die insgesamt zwölf Call-Center zu durchsuchen, waren mehr als 60 Beamte des Landeskriminalamts Baden-Württembergs in vier Westbalkanländer und den Libanon gereist. Begleitet wurden die deutschen Ermittler dabei jeweils von regionalen Polizeipräsidien sowie Cyber-Spezialisten vor Ort. Durch die Unterstützung der nationalen Einsatzkräfte waren zum Teil mehr als 100 Polizisten bei den Durchsuchungen in den Geschäftsräumen und Wohnungen beteiligt. Neben dem LKA Baden-Württemberg waren zudem das LKA Sachsen, die Generalstaatsanwaltschaft Bamberg, das Bundeskriminalamt und Europol an dem Schlag gegen das Betrüger-Netzwerk beteiligt. Insgesamt wurden 20 Personen festgenommen. Die Ermittler stellten außerdem Schriftstücke und Datenträger sowie Bargeld und Vermögenswerte in Höhe von einer Million Euro sicher.

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