Datenschutz – Facebook nutzt 98 persönliche Infos für Werbung

Datenschutz - Facebook nutzt 98 persönliche Infos für Werbung

Lange ist klar, dass Facebooks Geschäftsmodell aus Werbung besteht – konkreter: aus interessen- und nutzerbezogener Werbung. Das heißt, jeder Nutzer sieht Anzeigen, die potenziell zu ihm passen oder ihn interessieren. Häufig genug sind diese Werbebotschaften sehr gezielt und treffsicher. Facebooks Wissen wird dabei stetig verbessert, sodass unpassende Luftbuchungen seltener werden. Das ist ein Segen für die Werbeindustrie, denn mit zielgruppengenauer Werbung verdient nicht nur Facebook, sondern auch der Werbende. Die Chancen auf Abschlüsse, Käufe oder Klicks steigen deutlich.

Die renommierte Tageszeitung Washington Post hat nun nach einer eigenen Werbekampagne die Informationsarten über Nutzer aufgelistet, die Facebook für eine möglichst optimale Werbeeinblendungen heranzieht. Das Ergebnis von 98 Datensätzen pro Nutzer zeigt, wie viel der Konzern über die Menschen bereits weiß. Einige Facebook-Nutzer dürften an der einen oder anderen Stelle nun erschrecken.

98 Informationen, die Nutzer aktiv oder passiv preisgeben

Ziemlich eindeutig ist, dass Facebook persönliche Daten wie Alter, Geschlecht und Heimatstadt, aber auch Bildungsabschluss oder den aktuellen Beruf aus den Angaben der Nutzer auslesen kann. Häufig von diesen nicht als "brisant" beachtet, aber in der Konsequenz des Netzwerks eine erstklassige Grundlage für das Schalten von Werbung sind weitere Angaben wie zum Beziehungsstatus. Singles bekommen andere Werbung als Verliebte und die andere Werbung als Verheiratete eingeblendet. Auch Eltern, Schwangere und bevorstehende Jubiläen werden erkannt. Schon etwas überraschender sind Daten über Motorradnutzung, Interesse am Autokauf, Schnäppchenangebote per Coupons, bestimmte Medikamente, Alkoholkonsum/-kauf und Lebens sowie vermutliche Lieblingsspeisen.

Richtig erschreckend ist aber, dass für Nutzer auch Informationen über das geschätzte Einkommen sowie die Wohnsituation (Haus, Grundstückgröße, Wohngegend) und bestehende Kredite vorliegen. Spätestens hier hört die Freude über passende Werbeeinblendungen auf. Da ist es kaum noch relevant, dass Nutzer von Online-Spielen, Freemailern, bestimmten Browsern, Konsolen oder Facebook-Payments ebenfalls gezielte Werbung eingeblendet bekommen. Natürlich sind auch genutzte Technologien und gebuchte Urlaubsreisen begehrte und gespeicherte Daten. Die wahre Stärke entwickeln diese 98 Datentypen aber in der Kombination, aus der sich sehr feine Werbeprofile erstellen lassen.

Facebook sammelt Daten auch außerhalb des Netzwerks

Die Auswertung der Washington Post bezieht sich auf die USA. Für Europa gibt es aber vergleichbare Datensätze. Diese erhebt Facebook unter anderem durch persönliche Angaben, Likes und Shares, behördliche Abfragen und aus gewerblichen Quellen. Nicht alles, was in den USA möglich ist, ist in Deutschland erlaubt. Aber es gibt hierzulande einige große Auskunfteien bzw. Bonitätsagenturen, die passende Daten weitergeben. Auch Abfragen bei Einwohnermeldeämtern sind inzwischen für Unternehmen möglich.

Facebook-Nutzern muss einfach klar sein: Ihre Daten sind der Preis für das Netzwerk. Mit jeder Aktivität wird ein Profil interessanter. Kommen noch externe Daten hinzu, mag sich der eine oder andere über passende Werbeanzeigen freuen. In Wahrheit aber trägt er zu Milliardengewinnen der Werbebranche bei. Und zukünftig werden diese Daten auch negativ nutzbar: zum Beispiel für Banken oder Versicherungen. Wer sich effektiv schützen will, sollte so wenig wie möglich auf Facebook agieren und seine persönliche Daten schützen. Sonst sieht er nicht nur passende Werbung, sondern bekommt zum Beispiel keine günstigen Versicherungstarif mehr.

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