Google – Chrome zeigt Internetadressen gekürzt an

Google - Chrome zeigt Internetadressen gekürzt an

Zehn Jahre ist der Browser Chrome von Google inzwischen alt. Zum Geburtstag hat das Unternehmen den seit einigen Jahren dominierenden Programm zum Surfen eine neue Versionsnummer geschenkt: 69. Darin sind einige Neuerungen enthalten. Unter anderem eine, die aktuell hitzig diskutiert wird. Denn Chrome zeigt „unnötige“ und „triviale“ Bestandteile der Internetadresse nicht mehr an. Bisher lässt sich dies noch nicht für alle URLs bestätigen. Es ist nicht der erste Versuch, auf Domains anders darzustellen.

Was ist eine URL?

Google greift mit dieser Änderung der Anzeige in die URL-Systematik ein. URL steht für Uniform Resource Locator, also eine einheitliche Anzeige einer Webadresse. Der typische Aufbau findet von rechts nach links statt:

  • Hinter der Domain kommt nach einem Slash die Adresse einer einzelnen Seite auf einem Webprojekt. Diese kann sehr lang oder verschachtelt sein. Gute Adressen sind jedoch kurz. Zum Beispiel: /impressum.
  • Davor steht die Domainendung (Top-Level-Domain). Für Deutschland beispielswiese „.de“.
  • Davor ist der Domainname zu finden. Zum Beispiel: „telespiegel“
  • Davor können beliebig viele durch Punkt getrennte Subdomains angeführt sein. Typisch ist das „www.“, aber auch ein „m.“ für Mobile Webseitenversionen. Auch eine Kombination wie „www.m.“ ist möglich.
  • Davor befindet sich das Protokoll wie zum Beispiel „ftp://“ (für Dateiserver), „http://“ (für Webseite) oder „https://“ (für verschlüsselte Webseiten).

Chrome zeigt die Domains nicht mehr korrekt an

Google zeigt im Chrome ab 60 teilweise bestimmte Bestandteile der Adresse nicht mehr an. Zum Beispiel fallen „m.“ für mobile Versionen oder das vorangestellte „www“ in der Anzeige weg. Das soll dem Nutzer helfen, sich besser zu orientieren. Allerdings ist dies umstritten. Denn zum einen handelt es sich um das Ausblenden eines internationalen Standards. Zum anderen blendet Chrome Teile der Adresse aus, die zur Orientierung sogar wichtig sein können. Zum Beispiel können unter einer Adresse mit und ohne vorangestellten „www“ zwei völlig verschiedene Webseiten zu finden sein. Durch das Ausblenden von solchen Teilen wird sogar Missbrauch erleichtert, da der Nutzer den volle Pfad der Webseite und damit mögliche Phishing-Angriffe nicht mehr so leicht erkennt. Die Kritik ist entsprechend ungewöhnlich heftig.

Wer keine gekürzte Anzeige möchte, findet in Chrome eine Einstellungsmöglichkeit. Dort muss „Omnibox UI Hide Steady-State URL Scheme and Trivial Subdomains“ auf „disabled“ gestellt werden. Diese Option ist jedoch nur testweise integriert und könnte in der Zukunft wegfallen. Firefox und andere Alternativen zeigen die URLs nach wie vor korrekt an.

Google hat bessere Alternativen nicht genutzt

Alternativen wären einfach gewesen. So könnte der Chrome-Browser den Domainnamen fett darstellen, was eine sehr leichte Orientierung ermöglicht. Oder fremde, den normalen Buchstaben ähnelnde Sonderzeichen werden farbig markiert. Zudem hat Google selbst einen jahrelangen Fehler noch immer nicht in den Griff bekommen. Denn das deutsche „ß“ im Domainnamen wird automatisch auf die Domain mit „ss“ im Namen umgeleitet, obwohl es sich um zwei völlig verschiedene Webadressen (und Betreiber) handelt.

Google will URL abschaffen

Google versucht seit mehreren Jahren immer wieder, die URL „abzuschaffen“. Führende Verantwortliche halten diese für unübersichtlich, fehleranfällig und „blöd“. Durch die Marktmacht könnte das sogar Stück für Stück gelingen. So testete das Unternehmen vor Kurzem, in den mobilen Suchergebnissen auf die Darstellung der ULR ganz zu verzichten. Auch im Chrome gab es vor vier Jahren schon einen entsprechenden Versuch, der nach heftiger Kritik eingestellt wurde. Mit der Webseitentechnologieerweiterung AMP versucht das Unternehmen zudem, Newsseiten an sich zu binden – wobei eine andere URL angezeigt wird, die im Chrome ebenfalls wegfallen könnte. Dass Google zumindest gern eine Alternative zur Domainauthentifizierung hätte, macht ein Bericht bei wired.com deutlich.

Update 14.09.2018:

Die Kritik der User hat Auswirkungen gezeigt: „Nachdem wir das Feedback der Community erhalten haben, haben wir beschlossen, die Änderungen in Chrome 69 für Desktop und Android zurückzunehmen“, schreibt Chrome-Produktmanagerin Emily Schlechter in einem Bug-Report.

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