Reparatur-Test – Nur ein Handy lässt sich auch von Laien reparieren

Reparatur-Test – Nur ein Handy lässt sich auch von Laien reparieren

Wenn bei einem Tablet oder Smartphone der Bildschirm oder Akku kaputtgeht, stehen Verbraucher vor der Frage: reparieren oder ein neues Gerät kaufen? Da für den Bau der Geräte zahlreiche Rohstoffe verwendet werden, die sich nur durch einen hohen Aufwand gewinnen lassen, spielt hierbei auch die Nachhaltigkeit eine große Rolle. Die Stiftung Warentest fand nun jedoch heraus, dass es für Laien bei den meisten Smartphones und Tablets nahezu unmöglich ist, diese selbst zu reparieren.

Wie wurde getestet?

Insgesamt wurden 13 Geräte getestet, darunter neun Smartphones und vier Tablets von verschiedenen Herstellern. Der Neupreis der getesteten Geräte lag dabei zwischen 200 und weit über 1 000 Euro. Folgende Kriterien wurden bei dem Test berücksichtigt:

60 % reparaturfreundliche Bauweise

  • Welcher Aufwand muss aufgebracht werden, um das Gerät zu reparieren?
  • Welche Werkzeuge werden benötigt, um das Gerät zu öffnen, den Akku zu wechseln und das Display zu tauschen?
  • Welche Sicherheitsaspekte gibt es im Umgang mit den Lithium-Ionen-Akkus: wie ist der Akku befestigt? Gibt es ein starres Kunststoffgehäuse oder nur eine weiche Hülle?

40 % Informationen und Ersatzteile

  • Welche Informationen über die Reparatur werden vom Hersteller bereitgestellt?
  • Welche Ersatzteile werden für private Nutzer angeboten?
  • Gibt es eine reparaturfreundliche Garantieregelung?

Welche Ergebnisse konnte die Stiftung Warentest feststellen?

Die Ergebnisse des Tests sind ernüchternd: lediglich eines der Geräte schnitt im Test „sehr gut“ ab und lässt sich demnach auch von einem Nichtfachmann leicht reparieren. Hierbei handelt es sich um das Fairphone 3. Für den Wechsel des Displays wurde für dieses Gerät beispielsweise nur ein einziger Schraubendreher benötigt, der dem Smartphone beiliegt. Acht unterschiedliche Werkzeuge waren hingegen bei dem iPhone 11 für einen Bildschirmtausch notwendig. Generell schnitten alle anderen getesteten Smartphones von Samsung, Sony, Apple, Huawei, Motorola und OnePlus mit „ausreichend“ ab. Auch die Tablets von Huawei und Samsung konnten nur ein „ausreichend“ erzielen. Noch schlechter schnitten Tablets von Apple und Microsoft ab, die mit „mangelhaft“ bewertet wurden.

Was sind die größten Hürden bei der Reparatur?

Der Test zeigte, dass dem privaten Nutzer bei der Reparatur des Smartphones oder Tablets zahlreiche Hürden in den Weg gelegt werden. Schon allein das Öffnen des Gehäuses stellt bei vielen Geräten eine richtige Herausforderung dar. Bei den meisten Handys und Co. sind die einzelnen Bauteile mit Kunststoff fest miteinander verklebt. Die einzelnen Teile lassen sich in vielen Fällen ausschließlich durch Erhitzen voneinander lösen. Lediglich das Fairphone 3 wies keine Klebeverbindung auf. Beim Surface Tablet von Microsoft konnte der verklebte Akku selbst durch Erhitzen nicht ausgebaut werden – eine chemische Lösung musste zum Einsatz kommen.

Ersatzteile oft nur von Drittanbietern

Doch nicht nur das Öffnen stellt Nichtfachmänner vor ein Problem. Eine weitere Erschwerung der Selbstreparatur ist, dass die Hersteller zum Großteil keine Original-Ersatzteile für private Nutzer zur Verfügung stellen. Weiterhin erhalten diese häufig auch keine Reparaturanleitung durch den Hersteller. Aus diesen Gründen sind Personen, die ihr Gerät selbst reparieren möchten, auf sowohl auf Teile als auch auf Informationen zur Reparatur von Drittanbietern angewiesen. Wie gut die Qualität solcher Ersatzteile von Drittanbietern ist, kann im Vorfeld häufig nur schwer festgestellt werden. Auch in diesem Punkt überzeugte lediglich das Fairphone 3, für welches Reparaturanleitung sowie Ersatzteile auch für private Nutzer verfügbar sind.

Warum sollte ein Smartphone, Tablet und Co. repariert statt neu gekauft werden?

Insbesondere Akku und Display gehen sowohl bei Tablets als auch bei Smartphones am häufigsten kaputt. Verbraucher sollten jedoch davon absehen, das defekte Gerät sofort durch ein neues zu ersetzen. Denn vor allem bei der Produktion des Chips sowie des Displays wird eine enorme Menge Energie verbraucht. Die Produktion erzeugt zudem eine hohe CO₂-Emission. Für die Umwelt ist es deshalb besser, wenn Handys und Tablets so lange wie möglich verwendet werden. Das Thema Nachhaltigkeit spielt auch beim Hersteller des Fairphone 3 eine wichtige Rolle, der das Smartphone als besonders nachhaltig bewirbt. Wird das Testergebnis betrachtet, kann der Nachhaltigkeit dieses Geräts nur zugestimmt werden. Der Nachhaltigkeitsaspekt bei den anderen getesteten Geräten ist zweifelhaft, denn je höher der Reparaturaufwand ist, desto größer ist die Verlockung für den Nutzer, sich einfach ein neues Smartphone oder Tablet anzuschaffen.

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