Datendeal von Facebook – Unternehmen hatten Zugriff auf private Nutzerdaten

Datendeal von Facebook – Unternehmen hatten Zugriff auf private Nutzerdaten

Wieder einmal ist bekannt geworden, dass das soziale Netzwerk Facebook seine Nutzerdaten nicht sorgsam behandelt. Die US-amerikanische, überregionale Tageszeitung The New York Times (NYT) berichtet, Facebook habe großen Technologie-Unternehmen jahrelang den Zugriff auf Nutzerdaten ohne das Wissen und das Einverständnis seiner Nutzer gewährt. Die NYT verweist dabei auf interne Dokumente des Unternehmens Facebook. Insgesamt 150 Unternehmen, die meisten davon sind Tech-Unternehmen, darunter Online-Händler und Unterhaltungs-Websites, aber auch Automobilhersteller und Medienunternehmen, erhielten Zugriff auf Facebook-Nutzerdaten. Das Arrangement habe dem sozialen Netzwerk geholfen, neue Nutzer zu gewinnen, seine Werbeeinnahmen zu steigern und sich auf Internetseiten zu präsentieren.

Yahoo hatte Zugriff auf Facebook-Konten

Beispielsweise wurde der Datenaustausch mit Yahoo über eine offizielle Partnerschaft hinaus weitergeführt. Im Jahr 2011 hatten die beiden Unternehmen die Funktion „facebar“ auf der Website von Yahoo integriert. Damit sollten laut einer Pressemitteilung von Yahoo „die Freunde der Freunde in den Mittelpunkt gestellt und auf innovative Art und Weise der soziale Kontakt zu Inhalten geschaffen“ werden. Doch die Nutzer verwendeten dieses Feature nicht wie erhofft und es wurde bald wieder eingestellt. Dennoch habe Yahoo einen besonderen Zugriff auf die Daten von mehr als 80.000 Facebook-Nutzerkonten behalten. Yahoo sagte dazu, die Informationen seien nicht für Werbung verwendet worden. Wofür sie genutzt wurden, ist unklar.

Netflix und Spotify konnten private Nachrichten schreiben und löschen

Auch die Streamingdienste Netflix und Spotify konnten die Daten der Facebook-Nutzer einsehen. Die Unternehmen erhielten ebenfalls den Zugriff auf die Nachrichten von Nutzern, die anderen Nutzern Filme und Musikstücke des Streamingangebots empfohlen haben. Netflix hatte dadurch auch die Möglichkeit, private Facebook-Nachrichten zu senden, Nachrichten zu lesen, zu schreiben oder zu löschen. Das war auch nach der Deaktivierung des Features noch möglich. Netflix sagte dazu, das Unternehmen habe nicht gewusst, dass es eine so große Befugnis hatte. Auch Spotify, das noch immer eine solche Empfehlungsfunktion anbietet, sagte, dass es nichts von dieser besonderen Zugriffsmöglichkeit wisse.

Webdienste wie Bing und Rotten Tomatoes konnte Informationen einsehen

Mit einem Partnerprogramm namens „Instant Personalization“ versuchte Facebook auch andere Internetdienste an sein soziales Netzwerk zu binden, führt die NYT weiter aus. Beispielsweise erhielten die Suchmaschine Bing von Microsoft und die Website Rotten Tomatoes seit dem Jahr 2010 den Zugriff auf den Namen, das Geschlecht, Profilfotos und andere veröffentlichte Informationen der Nutzer. Waren die Nutzer bei Facebook angemeldet während sie eine dieser Internetseiten besuchten, wurde ihnen angezeigt, dass der Seite ihre Facebook-Daten übermittelt werden, damit die Ansicht personalisiert werden kann. Das geschah auf der Basis der Facebook-Nutzerdaten. Die Funktion wurde schließlich deaktiviert. Einige der Internetseiten hatten allerdings weiterhin den Zugriff auf die meisten dieser Nutzerdaten von Facebook.

„Personen, die Du vielleicht kennst“

Die Facebook-Funktion „Personen, die Du vielleicht kennst“ schlägt den Nutzern andere Facebook-Nutzer als Kontakt vor. Der Blog Gizmodo und andere Internetdienste berichteten, dass dieses Feature sogar Verknüpfungen zwischen den Patienten des selben Psychiaters, zerstrittenen Familienmitgliedern und Nutzern, die am selben Ort waren, empfahl. Die Vermutung liegt nahe, dass Facebook beispielsweise den Aufenthaltsort der Nutzer und ihre Nachrichten verfolgt, meint die NYT.

Nutzerdaten gegen Kontaktdaten getauscht

Bei manchen Kooperationen, wie beispielsweise mit Amazon, Yahoo und Huawei, teilte Facebook die Daten mit anderen Unternehmen und erhielt im Gegenzug die Kontaktdaten dieser Personen. Mit diesen Informationen entwickelte Facebook komplexere Freundesnetzwerke und zusätzliche Verbindungen. Das gehe ebenfalls aus den internen Dokumenten hervor.

Auch New York Times hatte Zugriff

Eines der neun in den Dokumenten genannte Medienunternehmen ist die New York Times selbst. Im Jahr 2008 hatte sie ein Feature entwickelt, mit dem Artikel an andere Facebook-Nutzer weiterempfohlen werden konnten. Seit dem Jahr 2011 gibt es diese Funktion nicht mehr. Bis in das Jahr 2017 hatte die NYT aber weiterhin Zugriff auf Freundeslisten bei Facebook. Die Zeitung habe aber nichts von dieser Möglichkeit gewusst und sie nicht verwendet, sagte eine Sprecherin der NYT.

Facebook: „keine Hinweise auf Missbrauch durch seine Partner“

Man habe keine Hinweise auf Missbrauch durch seine Partner gefunden, teilte eine Facebook-Sprecherin mit. Einige der größten Partner teilten mit, dass sie die Daten angemessen verwendet haben. Doch sie lehnten es ab, Details zu veröffentlichen. Das Unternehmen Facebook erklärte, es habe einige seiner Partnerschaften missverstanden, so dass der Zugang bestimmter Unternehmen auf die Nutzerdaten noch lange nach Beendigung der Funktionen bestand.

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