Emotet – gefährlicher Trojaner wirkt harmlos

Emotet - gefährlicher Trojaner wirkt harmlos

Emotet – so heißt ein Trojaner, der seit einigen Wochen verstärkt im Umlauf ist. Wie so häufig bei Schadprogrammen kommt er per E-Mail auf das eigene System. Das Vorgehen der Kriminellen ist dabei perfide. Denn eine täuschend echt wirkende E-Mail mit einem Anhang kommt in den Mailkasten. Der arglose Empfänger klickt den Anhang an. Trotz aller Vorsichtsmaßnahmen sind offenbar bereits Schäden in Millionenhöhe entstanden. Denn die gefährliche Malware dringt nicht nur auf privat genutzt Geräten in das System, sondern infiziert ganze Unternehmen. Auf eine entsprechende Gefahr weist inzwischen unter anderem das Bundesamt für Sicherheit in der Informationstechnik (BSI) hin.

Was macht Emotet so gefährlich?

Der Trojaner nutzt Adressbücher aus infizierten Accounts. Daher wirken E-Mails täuschend echt. Die Software liest Adressen aus, nutzt teilweise sogar korrekte Anreden oder neutralisiert diese gekonnt. So ist der Absender scheinbar echt. Auch der E-Mail-Text weckt Interesse. Häufig wird eine korrigierte Rechnung oder Korrektur im Anhang angekündigt oder es gibt einen Anhang zu einem Streitfall, wie mit einem bestimmten Kunden nun zu verfahren ist. Das Interesse des Empfängers ist geweckt. Er klickt auf den authentisch wirkenden Anhang. Bisher handelt es sich dabei fast immer um ein Word-Dokument. Es kann aber auch andere Varianten geben. Beim Word-Dokument folgt eine Abfrage, ob der Empfänger Makros zulassen will. Bestätigt er diese Abfrage, infiziert im Hintergrund Emotet den Rechner.

Experten sprechen von einem Spear-Angriff (Speerangriff), weil die E-Mails anders als beim Phishing nicht wahllos, sondern „gezielt“ adressiert zu sein scheinen. Das Ausmaß des Schadens ist jedoch so groß, dass einzelne Medien bereits plakativ von „Dynamit-Angriffen“ sprechen.

Nicht nur ohne Backup sind die Folgen von Emotet kritisch

Anfangs scheint alles ganz normal. Aber der Trojaner kann wesentliche Folgen haben:

  • Er liest das Adressbuch aus und schickt infizierte Mails an die Adressen.
  • Er lädt weitere Schadensprogramme nach.
  • Er liest Passwörter aus.
  • Er verschlüsselt den Rechner mit einer Erpressungssoftware.

Ohne Datensicherung ist es schwer, die Infizierung zu beseitigen. Die Folgen sind in der Wirtschaft teilweise so heftig, dass einzelne Unternehmen tagelang mit dem Wiederaufbau der IT beschäftigt sein sollen. Das BSI hat entsprechende Hilfestellungen bei einer Infizierung veröffentlicht (Anmeldung ist erforderlich).

Abwehrmaßnahmen gegen Emotet

Die größte Gefahr geht vom Nutzer aus. Denn ohne Klick auf den Anhang und – bisher – ohne Bestätigung für Makros geschieht nichts. Der Bundesdatenschutzbeauftragte Ulrich Kelber propagiert in einem Interview:

„Und gegen Angriffe schütze ich mich nicht nur technisch, sondern auch nach dem GMV-Prinzip – ich nutze also den gesunden Menschenverstand, bevor ich den Anhang einer Nachricht öffne.“

Allerdings sollte sich niemand leichtfertig in Sicherheit wiegen. Denn die Angriffe sind so gut gemacht, dass selbst erfahrene Nutzer zweimal hinsehen müssen. Daher sind neben dem Prüfen, ob Anhänge wirklich echt erscheinen bzw. tatsächlich vom Absender stammen, weitere Schutzmaßnahmen wie ein aktuelles Antivirenprogramm, eine Firewall sowie neueste Softwareversionen und regelmäßige Datensicherungen zwingend erforderlich.

Weitere Informationen

Aufgaben eines Datenschutzbeauftragten

Hinterlasse jetzt einen Kommentar

Kommentar hinterlassen

E-Mail Adresse wird nicht veröffentlicht.


*


Die aktuellsten telespiegel Nachrichten
Risiko durch „EvilVideo“ – schwerwiegende Sicherheitslücke bei Telegram

Risiko durch „EvilVideo“

Schwerwiegende Sicherheitslücke bei Telegram

Wer die Telegram-App auf seinem Android-Gerät verwendet, muss aufpassen. Aktuell gibt es eine schwerwiegende Sicherheitslücke, die von Cyberkriminellen ausgenutzt wird. In der neusten Version wurde diese bereits geschlossen, weshalb User ihre Anwendung so schnell wie möglich aktualisieren sollten. […]

Das neue Xiaomi Mix Flip – Foldable stellt Samsung-Geräte in den Schatten

Das neue Xiaomi Mix Flip

Foldable stellt Samsung-Geräte in den Schatten

Xiaomi hat sein erstes faltbares Smartphone auf den Markt gebracht. Dank einiger spektakulärer Features ist das neue Xiaomi Mix Flip ein echter Konkurrent für die neuen faltbaren Modelle von Samsung. Wann das Xiaomi-Foldable hierzulande auf den Markt kommt, ist allerdings bisher nicht bekannt. […]

Globale Computerstörung – weltweite IT-Panne mit „historischem Ausmaß“

Globale Computerstörung

Weltweite IT-Panne mit „historischem Ausmaß“

Ein Fehler in einem Software-Update hat heute zu Chaos an Flughäfen, der Schließung von Supermärkten sowie massiven Problemen in Krankenhäusern geführt. Die heutige globale IT-Panne hat weltweite Auswirkungen, deren Ausmaß sich erst noch zeigen wird. Ein Cyberangriff wird ausgeschlossen. […]

Glasfaserausbau – Hamburg übernimmt Hälfte des Netzbetreibers willy.tel

Glasfaserausbau

Hamburg übernimmt Hälfte des Netzbetreibers willy.tel

Die Stadt Hamburg will den Ausbau des Glasfasernetzes schneller vorantreiben. Hierzu ist sie jetzt eine Kooperation mit dem privaten Netzbetreiber willy.tel eingegangen. Durch die Übernahme von 49,9 Prozent des Unternehmens sollen in den nächsten Jahren zahlreiche weitere Haushalte versorgt werden. […]

Zahlungsaufforderung per SMS – Urteil: Forderungen können zulässig sein

Zahlungsaufforderung per SMS

Urteil: Forderungen können zulässig sein

Nicht jede Zahlungsaufforderung per SMS ist Spam. Das OLG Hamm hat entschieden, dass Mahnungen per SMS zulässig sein können. Dies ist dann der Fall, wenn die Forderung berechtigt ist und die Nachricht tagsüber beim Empfänger eingeht. Geklagt hatte der vzbv gegen ein Inkassounternehmen. […]