Widerrufsrecht im Handyshop – Untergeschobener, teurer Vertrag

Widerrufsrecht im Handyshop - Untergeschobener, teurer Vertrag

Für Verträge, die im Mobilfunk-Shop abgeschlossen werden, gilt kein Widerrufsrecht. Eine Unterschrift kann daher teuer werden – das zeigt der Fall des Monats Dezember der Verbraucherzentrale Niedersachsen. Eine 86-jährige Verbraucherin aus Göttingen wollte nur eine Auskunft einholen. Bekommen hat sie zwei neue Verträge, die sie gar nicht benötigt. Dennoch ist sie an die Mindestlaufzeit von 24 Monaten gebunden. Kosten insgesamt: 937 Euro.

Was ist passiert?

Nach der Umstellung auf Digitalfernsehen empfängt eine Verbraucherin aus Göttingen trotz Kabelvertrag zwei ihr wichtige Sender nicht mehr. Sie sucht Hilfe im Vodafone-Shop. Anstatt den Sendersuchlauf zu erklären, empfiehlt der Verkäufer neue Verträge für Telefon, Internet und TV. Angeblich könne sie damit günstiger als bisher alle gewünschten Programme empfangen. Die Kundin glaubt dem Verkäufer und unterschreibt. Wenig später erhält sie ein Paket mit neuer Hardware und beauftragt einen Elektriker für die Installation. Er startet den Sendersuchlauf – und das Problem ist gelöst.

Was ihr der Verkäufer ebenfalls verschwiegen hat: Für die Installation müssten in der gesamten Wohnung neue Kabel verlegt werden. Zudem ist ihr bestehender Telekomvertrag erst in 16 Monaten kündbar, die Kosten kommen also noch hinzu. Die Kundin schickt die originalverpackte Hardware zurück und bittet um Stornierung der Vodafone-Verträge – ohne Erfolg. Monatlich werden in den ersten zwei Jahren nun 37,80 Euro fällig. Ohne Kündigung erhöhen sich die Kosten im dritten Jahr sogar um monatlich 10 Euro. Hinzu kommt eine einmalige Bereitstellungsgebühr von 29,99 Euro.

Rechtliche Einordnung und Ergebnis der Beratung

„Da die Verträge im Shop unterschrieben wurden, hat die Kundin kein Widerrufsrecht, Vodafone muss sie also nicht stornieren“, erklärt Ilsemarie Luttmann, Beraterin der Verbraucherzentrale Göttingen. Allerdings sei die Art, wie die Verträge zustande gekommen sind, hier mehr als fragwürdig. Nach Einschalten der Verbraucherzentrale hat Vodafone auch sofort eingelenkt und die ungewollten Verträge storniert.

Tipps und Forderung der Verbraucherzentrale

Beratungen im Mobilfunk-Shop – egal bei welchem Anbieter – sind oft nicht zum Wohle des Kunden. „Verbraucher sollten hier sehr vorsichtig sein, sich nicht zu einem Vertrag drängen lassen und genau prüfen, was sie unterschreiben“, rät Luttmann. Noch besser sei es, die Unterlagen mit nach Hause zu nehmen und vor der Unterschrift in Ruhe zu prüfen.

Um untergeschobene und ungewollte Verträge im stationären Handel einzudämmen, fordern die Verbraucherzentralen ein 14-tägiges Widerrufsrecht auch für im Shop abgeschlossene Verträge einzuführen.

Hinterlasse jetzt einen Kommentar

Kommentar hinterlassen

E-Mail Adresse wird nicht veröffentlicht.


*


Die aktuellsten telespiegel Nachrichten
Mobilfunk-Monitoring – BNetzA ergänzt interaktive Karte um 1&1-Daten

Mobilfunk-Monitoring

BNetzA ergänzt interaktive Karte um 1&1-Daten

Auf der Mobilfunk-Karte der Bundesnetzagentur können Verbraucher die aktuelle Mobilfunkversorgung für ganz Deutschland einsehen. Die Daten der interaktiven Karte wurden jetzt auch um die des vierten deutschen Netzbetreibers 1&1 Mobilfunk GmbH erweitert. […]

Von 30 auf 14 Tage – Amazon verkürzt Rückgabefrist bestimmter Produkte

Von 30 auf 14 Tage

Amazon verkürzt Rückgabefrist bestimmter Produkte

Amazon verkürzt die Rückgabefrist für bestimmte Warengruppen von 30 auf 14 Tage. Kunden, die elektronische Produkte über den Online-Händler bestellen, sollten daher die Rückgabebedingungen in Zukunft genau im Blick haben. Andere Produkte können weiterhin 30 Tage lang zurückgegeben werden. […]

Angemessene Internetversorgung – BNetzA setzt erstmals Recht durch

Angemessene Internetversorgung

BNetzA setzt erstmals Recht durch

Erstmalig hat die BNetzA das Recht auf „schnelles“ Internet durch ein Verpflichtungsverfahren durchgesetzt. Ein Haushalt in Niedersachsen muss jetzt angemessen mit einem Internetdienst versorgt werden. Kritik zur verpflichtenden Erschließung von einzelnen Haushalten kommt vom Breko. […]

Mehr Privatsphäre – Signal ermöglicht Kontaktaufnahme per Nutzernamen

Mehr Privatsphäre

Signal ermöglicht Kontaktaufnahme per Nutzernamen

Signal führt Benutzernamen für alle User ein. Mit der neuen Funktion können sich die Nutzer in Zukunft miteinander vernetzen, ohne, dass sie hierfür ihre Telefonnummer teilen müssen. Bereits in den nächsten Wochen soll die Kontaktaufnahme per Nutzername in der Messaging-App für alle möglich sein. […]