Facebook – Datenschützer prüfen dauerhaftes Abhören

Facebook - Datenschützer prüfen dauerhaftes Abhören

Im Sommer 2016 gingen Vermutungen um die Welt, dass Facebook seine Nutzer abhört. Obwohl das Unternehmen dies in der Form bestritt, halten sich die Gerüchte noch immer. Nun hat sich der Datenschutzbeauftragte des Landes Hamburg eingeschaltet und prüft die Vorwürfe. Dies hat er gegenüber der Süddeutschen Zeitung bestätigt. Bis zum Ende des Jahres will der wegen des Firmensitzes für Facebook in Deutschland zuständige Datenschützer sich einen Überblick verschaffen. Sollten sich die Gerüchte bestätigen, drohen dem Unternehmen harte Sanktionen.

Gerücht: Facebook hört für personalisierte Werbung mit

Bis heute ist nicht klar, ob Facebook wirklich mithört oder nicht. Es gibt jedoch immer wieder Nutzermeldungen über Social-Media-Portale, dass sie Werbung eingeblendet sehen, nachdem sie mit Freunden über das beworbene Produkt gesprochen haben. Diese Art von personalisierter Werbung bringt Facebook deutlich mehr Einnahmen. Daher wäre der Schritt grundsätzlich logisch. Dabei soll das Unternehmen seine Nutzer dauerhaft über das Smartphone-Mikrofon abhören. Bei bestimmten Schlüsselbegriffen fasst ein automatischer Algorithmus und spielt passgenaue Werbung aus. Einer der Verantwortlichen bei Facebook hat jedoch erst kürzlich erklärt, dass sein Unternehmen derzeit und bisher nicht das Mikrofon genutzt habe, um personalisierte Werbung einzublenden.

Automatische Song-Erkennung

Hintergrund des Gerüchts ist, dass Facebook in Nordamerika eine automatische Erkennung von Songs implementiert hat, Hört ein Nutzer ein bestimmtes Lied, erscheint auf Facebook eine entsprechende Meldung. Dabei muss das Unternehmen zwangsläufig dauerhaft lauschen, was der Nutzer gerade hört. Ob das über einen technischen Zugriff direkt per App geht oder über das Mikrofon, spielt keine Rolle.

Abhören der Nutzer wäre ein Skandal, den keiner zu interessiert scheint

Sollte der Hamburger Datenschutzbeauftragte zu der Erkenntnis kommen, dass Facebook seine Nutzer tatsächlich abhört, wäre das ein handfester Skandal enormen Ausmaßes. Bisher scheinen sich sehr viele Nutzer für diese Dinge jedoch nicht zu interessieren. Sie gehen nach dem Motto vor: „Was ich nicht sehe, höre, rieche und erfassen kann, ist nicht gefährlich.“ Oder: „Dann bezahle ich eben mit meinen Daten, ich habe nichts zu verbergen.“

Dabei ist inzwischen völlig klar, dass die Datensammelwut und das potenzielle Abhören deutlich mehr als nur eine Optimierung der Werbeeinnahmen ist. Unternehmen wie Facebook, aber auch zum Beispiel Google erstellen schon heute aus gesammelten Daten Nutzerprofile, die sie teuer an Dritte verkaufen können. Sobald die Kunden beispielsweise Versicherungen oder ähnliche Institutionen sind, können Tätigkeiten, Gespräche und Klicks von Nutzern jedoch auch zu einer Prämienerhöhung führen – ein deutlicher Nachteil. Auch bekommen heute schon iPhone-Nutzer teilweise per personalisierter Werbung ein Produkt teurer angeboten als Android-Nutzer.

Ganz unabhängig davon, dass viele Nutzer der rigorose und unrechtmäßige Eingriff in die Privat- und Intimsphäre nicht zu kümmern scheint, gibt es also direkte fühlbare und nicht zu kontrollierende Nachteile. Aber nicht nur das. Ein Abhören im großen Stil wäre ein eklatanter Verstoß gegen geltende Gesetze. Dabei spielt es keine Rolle, ob Mitarbeiter direkt mithören oder eine künstliche Intelligenz auf Schlüsselwörter reagiert. Denn am Ende späht ein Unternehmen mit dieser Technik die Menschen zum eigenen Vorteil aus. Wenn der Staat so mit Bürgerdaten verfahren würde, wäre die Welle der Empörung mit größter Wahrscheinlichkeit gigantisch. Wenn ein Internetgigant seine Nutzer abhört, ist es diesen Nutzern scheinbar gleichgültig. Daher ist es gut, dass der Hamburger Datenschutzbeauftragte den Fall prüft. Ein Umdenken ist aber so oder so angemessen.

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