Urteil des BGH – Heimliche Online-Durchsuchung vorerst nicht erlaubt

Urteil des BGH - Heimliche Online-Durchsuchung vorerst nicht erlaubt

Der Plan war, die Festplatten jedes mit dem Internet verbunden Computers online durchsuchen zu dessen Inhalt speichern zu können. Dafür sollte dem Bundeskriminalamt (BKA) der sogenannte Bundestrojaner zur Verfügung stehen, eine legale Software nach Art der herkömmlichen Spyware. Sie sollte über das Internet auf die Computer der Verdächtigen verbracht werden und eine heimliche Online-Durchsuchung der enthaltenen Daten ermöglichen. Verdächtige wären vor allem Zeitgenossen, die Terrorakte planen und durchführen könnten. Die Online-Durchsuchung sollte somit insbesondere der Terrorbekämpfung dienen. Ob sie jedoch rechtlich einwandfrei ist, musste der Bundesgerichtshof (BGH) in Karlsruhe heute entscheiden.

Zur Zeit, so erklärten die Richter, reiche die Gesetzesgrundlage nicht für die geplante Online-Durchsuchung aus. Vor allem sei eine Durchsuchung ein Unterfangen, das nur mit Wissen des Besitzers der zu durchsuchenden Sache, in diesem Fall der Computer-Festplatte, durchzuführen ist. Dieses ist in der Strafprozessordnung verankert, die somit keine heimliche Online-Durchsuchung zulässt. Zudem könne die Online-Durchsuchung auch nicht mit einer Telefonüberwachung verglichen werden. Schließlich seien die zu durchsuchenden Daten nicht mehr unterwegs, sondern bereits auf der Festplatte gespeichert und damit nicht mehr Teil der Kommunikation. Außerdem gäbe es für diese und die Wohnraumüberwachung sehr hohe Hürden. Für die heimliche Online-Razzia fehle also noch die erforderliche Ermächtigungsgrundlage. Um die Online-Durchsuchung durchführen dürfen zu lassen, müsste also zunächst die nötige Rechtsgrundlage geschaffen werden.

Bundesgerichtshof in Karlsruhe, Aktz.: StB 18/06

Mehr Informationen

Sicherheit im Internet
Gerichtsurteile – Internet

Hinterlasse jetzt einen Kommentar

Kommentar hinterlassen

E-Mail Adresse wird nicht veröffentlicht.


*


Die aktuellsten telespiegel Nachrichten
Achtung, Betrug – so können KI-Fake-Anrufe enttarnt werden

Achtung, Betrug

So können KI-Fake-Anrufe enttarnt werden

Betrügerische Anrufe und Nachrichten sind aufgrund des Einsatzes von Künstlicher Intelligenz immer schwieriger zu erkennen. Um sich dennoch vor den betrügerischen Absichten zu schützen, hilft eine Frage, die bei einem vermeintlichen Hilfeanruf gestellt werden kann. […]

Unzulässige Internet-Sportwetten – Spieler können Einsatz zurückfordern

Unzulässige Internet-Sportwetten

Spieler können Einsatz zurückfordern

Spieler können ihre im Internet verlorenen Wetteinsätze von ausländischen Anbietern zurückfordern. Nämlich dann, wenn der Anbieter der Online-Sportwetten zu diesem Zeitpunkt keine gültige Lizenz für Deutschland hatte. Dies hat der Bundesgerichtshof entschieden. […]

Glasfaseranschlüsse – BNetzA veröffentlicht Leerrohrentgelte-Entwurf

Glasfaseranschlüsse

BNetzA veröffentlicht Leerrohrentgelte-Entwurf

Die Telekom muss Wettbewerbern den Zugang zu sogenannten Leerrohren ermöglichen, um zusätzliche Bauarbeiten zu vermeiden. Wie viel das Unternehmen für die Nutzung durch die Konkurrenz erhält, steht bislang noch nicht fest. Jetzt hat die zuständige Behörde einen Kompromiss vorgeschlagen. […]

Adaptive Timeout-Funktion – längere Akkulaufzeit bei Android 15

Adaptive Timeout-Funktion

Längere Akkulaufzeit bei Android 15

Ein neues Feature, das mit Android 15 kommen soll, könnte die Akkulaufzeit von Android-Geräten erheblich verlängern. Entdeckt wurden Hinweise auf „adaptive Timeout“ auf der zweiten Developer Preview. Das neue Betriebssystem soll bereits in einigen Monaten erscheinen. […]