Jugend-Hype Sexting – Missbrauch intimer Fotos und Videos

Sexting

Ganz „heimlich„ ist in der Kommunikation via Social-Media, WhatsApp, Snapchat und Internet ein neuer Hype entstanden: Sexting. Der Begriff setzt sich aus Sex und Texting zusammen. Gemeint ist damit das hemmungslose Flirten, bei dem die beiden Partner explizite Inhalte posten. Sexting geht aber über Textinhalte hinaus. Auch freizügige Fotos und sogar Videos gehören dazu. Während Erwachsene die Folgen ihres Handelns abwägen können, wird Sexting bei Jugendlichen und Kindern aber häufig zum Problem. Immer wieder kommt es zu Fällen, bei denen mehr oder weniger starker Druck des Freundes oder der Freundin Minderjährige dazu verleitet, nicht nur Textnachrichten, sondern aussagekräftige Fotos und Videos zu posten. In dem Moment verlassen diese Medien aber den Kontrollbereich der abgebildeten Personen. Leider postet ein Teil der Empfänger diese öffentlich im Internet, leitet sie in WhatsApp-Gruppen weiter oder verbreitet sie über andere Social-Media-Plattformen. Eine Publikationsspirale beginnt. Die Betroffenen werden dann an ihrer intimsten Stelle regelrecht bloß gestellt und müssen schlimmstenfalls Häme oder Massendruck von Klassenkameraden oder Freundescliquen über sich ergehen lassen. Die psychischen Folgen sind nicht nur in Einzelfällen verheerend.

Sexting: Ungenehmigtes Verbreiten der Fotos ist verboten

Neben der sozialen und psychischen Komponente von Sexting und seinen Folgen gibt es eine rechtliche Seite. Leider fühlen sich die Täter häufig in Sicherheit, weil Sie strafunmündig (unter 14 Jahren) sind, oder durch Druck auf die meistens ebenfalls minderjährige abgebildete Person glauben, Konsequenzen verhindern zu können. Allerdings gibt es eine Reihe von Straftatbeständen, die greifen und zumindest beim Schadensersatz und Anwalts- bzw. Prozesskosten ggf. auf die Eltern zurückfallen können. Zum einen ist §184 StGB von Bedeutung. Nach diesem Paragrafen droht eine Strafe bis zu einem Jahr Haft für das Verbreiten von Nacktfotos und -videos. Ist die abgebildete Person minderjährig, kann sogar § 184b StGB greifen, der sich mit Kinderpornografie befasst. Darüber hinaus ist auch ein Verstoß gegen das Urheberrecht möglich, ganz sicher liegt in den meisten Fällen aber ein Eingriff in höchstpersönliche Lebensbereiche nach § 201a StGB vor, womit insbesondere bei Jugendlichen solche Sexting-Aufnahmen beinhaltet sind.

Bei Sexting kennen Gerichte wenig Spaß

Entsprechend ist die Rechtssprechung bis auf Ausnahmen bisher eindeutig. Unter anderem haben das Landgericht Frankfurt am 20. Mai 2014 (Az.: 2-03 O 189/13) und aktuell das Amtsgericht Berlin-Charlottenburg (239 C 225/14) den Opfern Schadensersatz zugesprochen. Die Berliner Richter machten dabei unmissverständlich deutlich, dass der minderjährige Täter ausreichend Erfahrung im Bereich Social Media gehabt habe, um die Tragweite seiner Tat abzuschätzen. Sein Handeln habe dazu geführt, „die ungestörte sexuelle und persönliche Entwicklung der Klägerin zu beeinträchtigen“.

Sexting-Opfer können sich wehren

Opfer können und sollten sich wehren. Das gilt insbesondere für Kinder. Die EU-Initiative klicksafe.de bietet einen Überblick über die Handlungsmöglichkeiten. Dabei ist jedoch zu berücksichtigen, dass die Folgen daraus wiederum für die Betroffenen zum Spießrutenlaufen werden könnten. Daher ist es äußerst wichtig, dass Eltern ihre Kinder frühzeitig über Sexting aufklären und deutlich machen, dass keine Liebe der Welt so groß sein kann, freizügige Fotos oder Videos von sich zuzulassen oder aus der Hand zu geben. Denn sind solche Aufnahmen erst einmal verbreitet, lassen diese sich nicht mehr kontrollieren. Am Ende bedeutet das möglicherweise einen lebenslangen Schaden.

Hinterlasse jetzt einen Kommentar

Kommentar hinterlassen

E-Mail Adresse wird nicht veröffentlicht.


*


Die aktuellsten telespiegel Nachrichten
Malware - Minecraft-Mods klauen Nutzerdaten

Malware

Minecraft-Mods klauen Nutzerdaten

Minecraft-Fans luden vermeintliche Cheat-Tools für Launcher wie Oringo, Funnymap oder Porlar herunter – tatsächlich handelte es sich um getarnte Malware. Nach der Installation aktivieren die JAR-Dateien ein .NET-Stealer-Modul, das Minecraft-, Microsoft-, Discord- und Telegram-Accountdaten abgreift und über einen Discord-Webhook an die Angreifer sendet. […]

Schluss mit der Werbefreiheit – WhatsApp führt Werbeanzeigen ein

Schluss mit der Werbefreiheit

WhatsApp führt Werbeanzeigen ein

In der Rubrik „Aktuelles“ auf WhatsApp wird bald Werbung erscheinen. Nach jahrelangen Spekulationen ist es jetzt Gewissheit, dass der Meta-Konzern die Werbefreiheit des beliebtesten Messengers weltweit beendet. Bereits in den nächsten Monaten soll die Werbung erscheinen. […]

Endlich schnelles Internet im Zug? – Kooperation soll Netz verbessern

Endlich schnelles Internet im Zug?

Kooperation soll Netz verbessern

Ein neues Forschungs- und Entwicklungsprojekt, bei dem alle vier Netzbetreiber Deutschlands mit der Deutschen Bahn zusammenarbeiten, soll das Netz im Zug endlich deutlich verbessern. Denn bisher müssen Reisende meist auf schnelles Internet verzichten. Das soll sich in Zukunft ändern. […]

Bitcoins im Millionenwert – die jahrelange Suche auf der Mülldeponie

Bitcoins im Millionenwert

Die jahrelange Suche auf der Mülldeponie

Seit mehr als elf Jahren sucht ein Brite auf einer Mülldeponie nach seiner alten Festplatte. Denn auf dieser soll sich ein Vermögen in Höhe von aktuell mehr als 700 Millionen Euro befinden. Jetzt wird die Geschichte von Howell und seiner Suche nach der Bitcoin-Wallet sogar verfilmt. […]

Komfort-Features im Festnetz entfallen – Telekom streicht Funktionen

Komfort-Features im Festnetz entfallen

Telekom streicht Funktionen

Die Telekom streicht gleich mehrere Features aus ihrem Online-Telefoniecenter. Festnetz-Kunden können ab Mitte Juni nicht mehr auf bestimmte Komfort-Funktionen, wie beispielsweise die Blockierung einzelner Rufnummern oder den automatischen Rückruf zurückgreifen. […]