Überwachungssoftware – Die wachsende Bedrohung durch digitales Stalking

Überwachungssoftware – wachsende Bedrohung durch digitales Stalking

In Deutschland sind jedes Jahr mehrere Hunderttausend Personen von Stalking betroffen – hiervon geht zumindest die Hilfsorganisation Weisser Ring aus. Eine Statistik des Vereins zeigt zudem, dass mehr als die Hälfte aller Stalker ehemalige Partner sind – zu 80 Prozent sind die Täter männlich. Das Leben spielt sich zunehmend online ab und meist befindet sich alles Wichtige auf dem Smartphone oder Tablet. Hieraus ergeben sich auch ganz neue Möglichkeiten für Täter, die ihre Partner oder Ex-Partner ausspionieren wollen. So genannte Spionage-Apps boomen bereits seit Jahren. Das traurige Ergebnis einer Online-Umfrage ergab nun: Deutschland belegt bei der Nutzung von Stalkerware den Spitzenplatz in Europa.

Was steckt hinter sogenannter Stalkerware?

Insbesondere innerhalb der Partnerschaft nimmt die Nutzung von Spionage-Apps enorm zu. Es handelt sich um ein digitales Instrument innerhalb einer missbräuchlichen Partnerschaft. Denn eine solche App ermöglicht eine Überwachung aus der Ferne und das rund um die Uhr und von überall. Mit der Stalkerware ist eine digitale Überwachung des gesamten Privatlebens ganz einfach über das Smartphone des Opfers möglich. Denn der Täter erhält Zugang zu sämtlichen Daten. Hierzu zählen zum beispielsweise Chats, Aktivitäten auf Sozialen Netzwerken, der Standort oder der Browserverlauf. Entsprechende Software zeichnet zudem häufig sämtliche Tastatureingaben auf. Die Software muss manuell auf dem Handy des Betroffenen installiert werden – ist allerdings kommerziell erhältlich. Ist die Spionage-App erst einmal auf dem Smartphone, wird sie von dem Opfer meist jedoch nicht wahrgenommen, da keinerlei App-Symbol oder ähnliches angezeigt wird.

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„Wir warnen unsere Kunden vor potenziellen Stalkerware-Apps auf ihren Geräten. Unsere neueste Bedrohungs-Telemetrie zeigt, dass die Nutzung dieser invasiven Technologie stetig zunimmt. Zwischen September 2020 und Mai 2021 stellte unser Forschungsteam einen 63-prozentigen Anstieg bei der Anzahl der mit Stalkerware infizierten Geräte fest – dies entspricht mehr als 250.000 kompromittierten Geräten“, erklärt Kevin Roundy, technischer Direktor und Stalkerware-Spezialist des Cyber-Sicherheit-Anbieters NortonLifeLock.

Online-Umfrage: „Digital stalking in relationships“

Gemeinsam mit verschiedenen Opferschutzvereinen und Hilfsorganisationen, gründete das Sicherheitssoftwareunternehmen Kaspersky vor zwei Jahren die „Koalition gegen Stalkerware“. Heute zählt die Koalition mehr als 40 Mitglieder. Den zweiten Jahrestag nahm Kaspersky zum Anlass, um eine Online-Umfrage mit über 21 000 Personen aus 21 Ländern durchzuführen. Aus Deutschland nahmen 1 000 Personen teil. Die Ergebnisse der Teilnehmer aus Deutschland zu der Frage, ob sie es akzeptabel finden, den Partner ohne dessen Zustimmung zu überwachen:

  • 78 Prozent finden es nicht akzeptabel
  • 9 Prozent finden es akzeptabel
  • 13 Prozent finden es unter bestimmten Umständen akzeptabel

Die Teilnehmer, welche die Überwachung ohne Zustimmung befürworten, nannten folgende Gründe als Rechtfertigung zur Nutzung einer Spionage-App:

  • 60 Prozent: Zweifel an der Treue des Partners
  • 66 Prozent: Sicherheit des Partners
  • 51: Verdacht, dass Partner in kriminelle Machenschaften verwickelt ist

„Es ist gefährlich, die Ausübung jeglicher Art von Kontrolle über einen Partner mit dem Verdacht auf Untreue zu rechtfertigen“, sagt Berta Vall Castelló, Research & Development Manager, WWP EN.

20 Prozent der Befragten gaben zudem an, bereits einmal einen digitalen Missbrauch durch den eigenen Partner erlebt zu haben. Die Online-Umfrage wurde von Experten für häusliche Gewalt begleitet. Denn oftmals gibt es einen Zusammenhang zwischen dieser und der digitalen Überwachung des Partners oder Ex-Partners. Die Ergebnisse der Online-Umfrage aus Deutschland zeigen, dass 14 Prozent der Männer und 32 Prozent der Frauen bereits Gewalt oder Missbrauch in ihrer Partnerschaft erlebt haben.

Deutschland ist Europas Spitzenreiter

Aus der aktuellen Online-Umfrage von Kaspersky geht hervor, dass von Januar bis Oktober dieses Jahres weltweit 28 000 Nutzer von mobilen Endgeräten von Stalkerware betroffen waren – allein in Deutschland waren es 885. Zu den am stärksten betroffenen Ländern in Europa zählen neben Deutschland auch Italien und Großbritannien. Weltweit sind die Spitzenreiter Russland, Brasilien sowie die USA. Im Rahmen einer Studie von NortonLifeLock, die ebenfalls dieses Jahr durchgeführt wurde, konnten zudem folgende Erkenntnisse gesammelt werden:

  • 57 Prozent der 18-39-Jährigen befragten Deutschen geben an, dass sie schon einmal einen Partner online gestalked haben
  • 19 Prozent hiervon nutzten dafür das Wissen über das Passwort eines Gerätes oder Online-Zugangs

Erschreckend ist, dass 35 Prozent der 18-39-Jährigen zudem angeben, dass sie es als harmlos empfinden, dem eigenen Partner online hinterher zu spionieren. Von allen Befragten weltweit gaben 34 Prozent an, den Partner bereits schon einmal ohne dessen Wissen online überprüft zu haben.

Wie können Opfer Stalkerware erkennen?

Die „Koalition gegen Stalkerware“ hat ein YouTube-Video veröffentlicht, in welchem unter anderem beschrieben wird, wie Personen erkennen können, ob sie von entsprechender Spionage-Software betroffen sind. Hierzu zählt insbesondere die Überprüfung, welche Apps Berechtigungen auf Kamera, Mikro und Co. haben. Sollte eine unbekannte App entdeckt werden, kann dies ein Hinweis sein. Aber auch ein sehr hoher Datenverbrauch, eine schwache Leistung und ein hoher Akkuverbrauch können auf Stalkerware hinweisen. Besteht die Vermutung betroffen zu sein, sollte zunächst überlegt werden, wer einen Zugang zu dem Gerät hat zum Beispiel durch das Wissen des Passworts. Kaspersky empfiehlt Betroffenen jedoch davon abzusehen, die Software sofort zu entfernen. In vielen Fällen sei dies nicht möglich oder der Täter werde von der App darüber benachrichtigt. Zudem sollten immer sämtliche Beweise gesichert werden. Bemerkt der Täter, dass die Software entdeckt wurde, kann dies darüber hinaus ein Sicherheitsrisiko für das Opfer darstellen. Stattdessen empfiehlt die „Koalition gegen Stalkerware“, sich an örtliche Behörden und Hilfsorganisationen zu wenden. In Deutschland sind entsprechende Ansprechpartner zum Beispiel die Organisation Weisser Ring oder der Bundesverband Frauenberatungsstellen und Frauennotrufe, kurz bff. Diese Organisationen können den Opfern bei der Erstellung eines Sicherheitsplans zur Seite stehe.

Wie kann man sich vor der Installation von Spionage-Apps sichern?

Im veröffentlichten YouTube Video werden zudem Tipps gegeben, wie sich Personen davor schützen können, Opfer von Spionage-Apps zu werden. Hierzu zählen insbesondere:

  • Verwendung von starken Passwörtern
  • keine Weitergabe von Passwörtern an Dritte
  • Verzicht auf Face-ID oder Fingerabdrucksperre, da diese leicht umgangen werde können
  • regelmäßige Überprüfung der Apps, die sich auf dem Smartphone befinden
  • Installation einer Sicherheitssoftware, die entsprechende Apps erkennt
  • Sperre für Installation von Drittanbieter-Apps einrichten

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