Handy am Steuer – Pilotprojekt auf deutschen Autobahnen gestartet

Handy am Steuer – Pilotprojekt auf deutschen Autobahnen gestartet

Obwohl in Deutschland gemäß § 23 Absatz 1a StVO die Benutzung von Smartphones, Handys, Tablets und anderen elektronischen Geräten am Steuer verboten ist, halten sich viele Verkehrsteilnehmer nicht daran. Doch bereits ein kurzer Blick auf das Smartphone kann im schlimmsten Fall tödlich enden. Mit dem Pilotprojekt „Überwachung Handyverbot“ sollen Verstöße auf deutschen Autobahnen nun geahndet werden.

Verstöße gegen das Handyverbot sind alltäglich

Verstöße gegen das Handyverbot am Steuer passieren im Straßenverkehr ständig. Viele Verkehrsteilnehmer nutzen ihr Smartphone am Steuer, um zu telefonieren, zu chatten, kurz eine Nachricht zu lesen oder ein Bild anzuschauen. Dabei gilt in Deutschland ein Verbot der „Benutzung von elektronischen Geräten, die der Kommunikation, Information oder Organisation“ dienen. Telefoniert werden darf ausschließlich mit einer zulässigen Freisprecheinrichtung und fester Verankerung. Bisher war es allerdings schwierig, entsprechende Verstöße zu ahnden. Mit der neuartigen Software „Monocam“ soll dies jetzt geändert werden.

Was steckt hinter dem Pilotprojekt „Überwachung Handy“?

In den Niederlanden, wo die neuartige Software „Monocam“ entwickelt wurde, ist der Blitzer bereits regulär in Betrieb. „Monocam“ erkennt per Livestream, wenn ein Fahrzeugführer zum Tablet, Handy oder einem anderen Gerät greift. Die Software achtet hierzu auf den Fahrerbereich und eine entsprechende Handhaltung. Wird ein Verstoß registriert, so wird automatisch ein Foto gemacht. Anschließend werten die Polizei sowie ein Computer die Aufnahmen aus, da nicht alle Fotos eindeutig sind. Die hochauflösenden Kameras können zu jeder Tageszeit und bei jeder Wetterlage zum Einsatz kommen. Gemeinsam mit Datenschutzbeauftragten wurde ein Schild vereinbart, dass auf den Einsatz des neuartigen Blitzers hinweist. Autofahrer werden mit einem großen Schild auf dem „Überwachung Handyverbot“ steht gewarnt. Auf dem Schild ist zudem ein Kamera-Symbol. „Ziel ist die Vision Zero: null Verkehrstote bis 2050“, so der rheinland-pfälzische Innenminister Roger Lewentz über das Pilotprojekt. In Trier startete das Pilotprojekt im Juni. Insgesamt drei Monate war die Software hier im Einsatz. Anschließend wurden die neuartigen Blitzer drei Monate in Mainz an der A60 eingesetzt. Hier konnten bei dichtem Verkehr allein in einer Stunde 20 Verstöße von der hochauflösenden Kamera registriert werden.

Welche Strafe droht bei einem Verstoß gegen das Handyverbot?

Wer bei dem Verstoß gegen das Handyverbot am Steuer überführt wird, dem droht seit Oktober 2017 ein Bußgeld in Höhe von 100 Euro und einen Punkt in Flensburg. Sollte es durch die Nutzung des elektronischen Geräts zu einer Sachbeschädigung kommen, liegt das Bußgeld bei 200 Euro. Es gibt zwei Punkte in Flensburg und zudem einen Monat Fahrverbot. Doch das Bußgeld scheint viele Verkehrsteilnehmer nicht von der Smartphone-Nutzung abzuhalten.

Weshalb ist die Handynutzung am Steuer so gefährlich?

Auch während der Autofahrt wollen viele nicht auf ihren ständigen Begleiter verzichten. Obwohl fast täglich von schweren oder sogar tödlichen Unfällen, ausgelöst durch ein Smartphone zu lesen ist, greifen viele immer wieder zu den elektronischen Geräten. Experten schätzen, dass die Ablenkung durch ein Handy oder ähnliches elektronisches Gerät mittlerweile bei jedem dritten Unfall und jedem zehnten Unfall mit Verletzten die Ursache ist. Es ist davon auszugehen, dass mittlerweile mehr Menschen bei Unfällen, die durch Smartphones ausgelöst werden, sterben als bei Alkoholunfällen.

„Viele Maßnahmen haben in den vergangenen Jahrzehnten große Erfolge für die Verkehrssicherheit gebracht – vom Sicherheitsgurt und der entsprechenden Gurtpflicht über den Airbag und Systeme wie ABS und ESP bis hin zu besserer Straßenplanung und verbessertem Rettungswesen. […] das wachsende Problem der Ablenkung am Steuer droht den Abwärtstrend bei der Zahl der Verkehrstoten aufzuhalten oder womöglich sogar umzukehren“, sagt DEKRA Vorstandsmitglied Clemens Klinke.

Eine Studie von ADAC und ÖAMTC aus dem Jahr 2020 zeigt, dass allein beim Lesen einer WhatsApp-Nachricht durchschnittlich 14-Mal der Blick von der Straße abgewendet wird. Dies entspricht insgesamt 140 blind gefahrener Meter. Von einem Drittel der Teilnehmer wurde während des Lesens die Mittellinie überfahren, sodass die Teilnehmer teilweise 35 Meter auf der falschen Straßenseite unterwegs waren. Laut der Polizei Ulm ist ein Fahrer, der für fünf Sekunden auf sein Smartphone schaut, bereits 70 Meter im Blindflug unterwegs.

„Man muss sich die Frage stellen: Wer von uns würde als Autofahrer freiwillig während der Fahrt auch nur für fünf Sekunden die Augen schließen? Das täten ganz sicher die allerwenigsten. Während der Fahrt auf das Smartphone zu schauen, ist dagegen für viele ganz normal. Dabei ist der Effekt im Grund derselbe“, betont Klinke.

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