Zweierlei Maß – Amazon verbietet anreizbasierte Bewertungen

Amazon verbietet anreizbasierte Bewertungen

Wer kennt das nicht: Auf der Suche nach einem Geschenk oder einen Produkt landet der Suchende bei einem Online-Shop und sieht viele Bewertungen. Um einen Eindruck von den Kundenmeinungen zu bekommen, liest er diese und kauft danach (oder nicht) den angebotenen Artikel. Da Produkttests und Rezensionen dadurch immer wieder kaufentscheidend sein können, hat sich eine ganze Branche darauf spezialisiert, möglichst viele und möglichst gute Bewertungen zu generieren. Dazu locken Agenturen und Verkäufer mit Gutscheinen und anderen Vergünstigungen. Bisher stand das – obwohl rechtlich in der Grauzone – im Einklang mit den Nutzungsbedingungen der meisten Shops. Amazon prescht nun vor und unterbindet diese „anreizbezogenen“ Bewertungen. Allerdings nicht für sich selbst.

Anreizbezogene Bewertungen ab sofort untersagt

Amazon ist in der Vergangenheit wenig gesprächsbereit gewesen, wenn es um Verstöße gegen die Nutzungsbedingungen ging. Konten von Verkäufern wurden einfach geschlossen. Das droht nun auch Amazon-Verkäufern, die sich nicht das Verbot halten. Verboten sind ab sofort Rezensionen bzw. Bewertungen, für die ein Verkäufer oder Dritter Gutscheine, Waren oder Geld (eine Bezahlung wäre ohnehin rechtlich verboten) zur Verfügung stellt oder die im Rahmen von Kampagnen, Gewinnspielen oder Rabattaktionen stattfinden oder von Personen stammen, die eng mit dem Verkäufer in Kontakt stehen. Ausgenommen vom Verbot sind jedoch beispielsweise Buchrezensionen, bei denen der Verlag Rezensenten das Buch zur Verfügung stellt. Die Abgrenzung zu anderen Produktrezensionen dürfte jedoch schwierig sein.

Damit fällt das Geschäftsmodell der organisierten Bewertungen bei Amazon komplett in sich zusammen. Betroffen sind viele Anbieter und Agenturen, die sich auf entsprechenden Bewertungsspam spezialisiert hatten. Amazon bietet seinen Käufern somit in der Summe etwas objektiviere Bewertungen. Allerdings nimmt der Handelsriese sein eigenes Rezensentensystem aus. Für Vine-Rezensionen gelten diese Regelungen nicht.

Bewertungen in Shops: Genau hinsehen!

Der Schritt von Amazon ist überfällig, denn das Geschäftsmodell der beauftragten und in irgendeiner Weise vergüteten Rezensionen ist für Käufer nachteilig. Sie können nicht auf ehrliche Bewertungen hoffen. Dabei ist es relativ einfach, denn viele beauftragte Bewertungen lassen sich entlarven. Kaufinteressierte sollten daher immer genau hinsehen: Stimmen Anzahl, Länge und Note der Bewertungen zum Produkt? Werden Nachteile als unbedeutend dargestellt oder beschönigt? Stammen die Bewertungen von verifizierten Käufern? Sind viele Rezensionen relativ ausführlich? Gibt es nur Höchstnoten? Das alles kann ein Hinweis auf Bewertungen durch einen Anreiz des Verkäufers sein. Wer hier umsichtig mit gesundem Menschenverstand agiert, fällt nicht auf „gekaufte“ Bewertungen herein.

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