Urteil des BGH – Internetauktionshaus haftet bedingt für Markenrechtsverletzung

Urteil des BGH - Internetauktionshaus haftet bedingt für Markenrechtsverletzung
Bundesgerichtshof in Karlsruhe

Der Sachverhalt, der dieser Entscheidung des Bundesgerichtshof zugrunde liegt, wurde bereits vor einigen Jahren zum ersten Mal vor einem deutschen Gericht verhandelt. Nun hat der BGH seine auch damals getroffene Entscheidung bestätigt. Das beklagte Internetauktionshaus könne für Markenrechtsverletzungen in seinen Auktionen verantwortlich gemacht werden, jedoch nicht im vollem Umfang.

Das Online-Auktionshaus Ricardo.de bietet seinen Mitgliedern ein ähnliches Auktionsformat wie eBay an. Die Mitglieder können ihre Waren zum Verkauf anbieten und andere Mitglieder können sie kaufen. Das Auktionshaus selbst dient dabei als Plattform und lässt sich dieses durch eine Verkaufsprovision bezahlen. Auf der Plattform wurden Uhren angeboten, die Plagiate der bekannten Marke ROLEX waren. Sie wurden auch ausdrücklich unter Bezeichnungen wie `Edelreplika´, `perfekt geklont´, `Imitat´, `Nachbildung … vom Original nicht zu unterscheiden´ als solche angeboten. Der Inhaber der Marke ROLEX klagte gegen den Betreiber des Online-Auktionshauses. Er forderte Unterlassung und Schadensersatz.

Vor dem Landgericht Köln wurde der Klage im wesentlichen stattgegeben, in der Berufung vor dem Oberlandesgericht Köln wurde sie abgewiesen. Schon damals entschied daraufhin der Bundesgerichtshof, dass der Markeninhaber gegenüber dem Internet-Auktionshaus keinen Schadensersatzanspruch hat. Wenn aber der über seine Plattform erfolgte Handel mit der gefälschten Ware geschäftlich gewesen sei (Voraussetzung für eine Markenrechtsverletzung) und wenn das Auktionshaus zumutbare Möglichkeiten gehabt habe, die Markenrechtsverletzung zu unterbinden, hätte es das tun müssen.

Eine Kontrolle aller per automatisch eingestellter Auktionen auf seiner Plattform hätte dem Online-Auktionshaus zwar nicht zugemutet werden können. Als ihm aber die Markenrechtsverletzung bekannt wurde, hätte der Betreiber das Angebot unverzüglich sperren müssen und weitere solcher Angebote verhindern müssen. Ob die für diese Entscheidung nötigen Voraussetzungen bestanden hatten, müsse das Oberlandesgericht entscheiden, an das der Fall zurückgewiesen wurde. (Urteil vom 11.03.2004, Aktz. I ZR 304/01) Nachdem das Oberlandesgericht daraufhin dem Unterlassungsbegehren im Wesentlichen stattgegeben hatte, bekräftigte der Bundesgerichtshof seine damalige, inzwischen vier Jahre alte Entscheidung.

Bundesgerichtshof, Aktz: I ZR 73/05 vom 30. April 2008

Weitere Informationen

Gerichtsurteile Internet

Hinterlasse jetzt einen Kommentar

Kommentar hinterlassen

E-Mail Adresse wird nicht veröffentlicht.


*


Die aktuellsten telespiegel Nachrichten
Schnelles Internet - Wie weit hängt Deutschland beim Netzausbau zurück?

Schnelles Internet

Wie weit hängt Deutschland beim Netzausbau zurück?

Menschen in Deutschland haben inzwischen ein offizielles Recht auf schnelles Internet. Was das bedeutet und woran die Verzögerungen liegen, haben wir hier zusammengefasst. Vor allem in ländlichen Regionen gibt es nach wie vor Probleme, die nur stückweise angegangen werden. […]

Programmfehler „Acropalyse“ – Inhalte können wiederhergestellt werden

Programmfehler „Acropalyse“

Inhalte können wiederhergestellt werden

Screenshots, die mit dem Pixel-Tool Markup bearbeitet und zugeschnitten wurden, ließen sich aufgrund eines Bugs wieder vollständig herstellen. Mittlerweile ist die potenzielle Sicherheitslücke geschlossen – aber auch das Snipping-Tool von Microsoft weist ein entsprechendes Problem auf. […]

Abzocke mit „Amazon-Paletten“ – Verbraucherzentrale warnt vor Betrug

Abzocke mit „Amazon-Paletten“

Verbraucherzentrale warnt vor Betrug

Mit vermeintlichen Schnäppchen locken Betrüger arglose Verbraucher in eine Falle und ziehen ihnen das Geld aus der Tasche. Die Ware erhalten die Kunden nie. Die Verbraucherzentrale Sachsen warnt aktuell vor der Betrugsmasche mit angeblichen „Amazon-Paletten“. […]

Illegale Streaming-Plattform – Ermittlern gelingt Schlag gegen Streamzz

Illegale Streaming-Plattform

Ermittlern gelingt Schlag gegen Streamzz

Der Alliance for Creativity and Entertainment ist ein Schlag gegen die beliebte illegale Streaming-Plattform Streamzz gelungen. Die Ermittler konnten die Seite offline nehmen, auf der mehr als 75 000 Filme illegal angeboten wurden. Betrieben wurde die Plattform aus Deutschland. […]

Gerichtsurteil – Tastendruck-Abofalle im Festnetz ist rechtswidrig

Gerichtsurteil

Tastendruck-Abofalle im Festnetz ist rechtswidrig

Das Oberverwaltungsgericht NRW hat entschieden, dass ein Abo-Dienst, der über das Drücken einer Tastenkombination im Festnetz abgeschlossen wird, rechtswidrig ist. Grund ist ein Verstoß gegen die Preistransparenz und das Wettbewerbsgesetz sowie eine rechtswidrige Rufnummernnutzung. […]