Unter Druck – EU-Kommission setzt Deutschland letzte Frist für Vorratsdatenspeicherung

EU-Kommission setzt Deutschland Ultimatum für Vorratsdatenspeicherung

Eigentlich sollen auch hierzulande die Telekommunikationsanbieter die Verbindungsdaten nahezu aller ihrer Kunden für sechs Monate archivieren. Die Speicherung der Telekommunikationsdaten wurde im Jahr 2006 in einer EU-Richtlinie festgelegt. (telespiegel-News vom 16.12.2005) Die Umsetzung hätte eigentlich bis zum bis zum 15. September 2007, spätestens aber zwei Jahre später erfolgen sollen. Das in Deutschland im Jahr 2008 beschlossene, nationale Gesetz wurde im März 2010 von dem Bundesverfassungsgericht gestoppt. Es sei verfassungswidrig und alle bisher gesammelten Daten müssten gelöscht werden, erklärten die Richter in Karlsruhe. (telespiegel-News vom 02.03.2010)

Seitdem wird erneut um eine Regelung gerungen. Inzwischen wurde Deutschland zwei mal verwarnt, die Richtlinie umzusetzen. Nun hat die EU-Kommission eine letzte Frist gesetzt. Nur noch vier Wochen hat Deutschland Zeit, die Vorratsdatenspeicherung einzuführen. So lautet das Ultimatum. Für den Fall, dass diese Frist ohne eine Einführung verstreiche, werde die Europäische Kommission vor den Europäischen Gerichtshof ziehen. Das könnte für Deutschland mit Strafgeldern enden, bis zu 50.000,- € pro Tag, die letztlich von dem Steuerzahler getragen werden müssten. Bundeskanzlerin Angela Merkel forderte die zuständigen Minister zu einer raschen Einigung in dem seit Monaten andauernden Streit um eine Neuregelung auf.

Update vom 27.04.2012

Bisher konnte keine Einigung erzielt werden, der Bundesinnenminister Hans-Peter Friedrich (CSU) und die Justizministerin Sabine Leutheusser-Schnarrenberger (FDP) streiten sich seit langem über die Umsetzung der Richtlinie. In der letzten Nacht ist die Frist der EU abgelaufen, die nun mit einer Klage gegen Deutschland droht. Die Strafzahlungen, die der Europäische Gerichtshof gegen Deutschland verhängen kann, könnten 32,5 Millionen Euro betragen, errechnete das Innenministerium.

Update vom 31.05.2012

Die EU-Kommission hat heute ein Verfahren wegen Vertragsverletzung gegen Deutschland ein.

Weitere Informationen

Fehlerhafte Telefonrechung – Ratgeber

Hinterlasse jetzt einen Kommentar

Kommentar hinterlassen

E-Mail Adresse wird nicht veröffentlicht.


*


Die aktuellsten telespiegel Nachrichten
Nach 28 Jahren ist Schluss – MetaGer künftig nur noch kostenpflichtig

Nach 28 Jahren ist Schluss

MetaGer künftig nur noch kostenpflichtig

Nach mehr als 28 Jahren endet eine Ära des deutschen Suchmaschinen-Urgesteins MetaGer. Grund hierfür ist, dass Yahoo sämtliche Verträge gekündigt hat, weshalb eine Werbefinanzierung und damit eine kostenlose Nutzung nicht mehr möglich ist. […]

Hackerangriff auf Radiosender – Cyberkriminelle fordern Lösegeld

Hackerangriff auf Radiosender

Cyberkriminelle fordern Lösegeld

Cyberkriminelle haben es auf den Münchner Radiosender Geretsried abgesehen und sämtliche Musikdateien verschlüsselt. Der Sender muss aktuell ein Notband laufen lassen. Die geforderte Lösegeldsumme, um wieder Zugriff auf die Dateien zu erhalten, will der Sender jedoch nicht zahlen. […]

Comeback für ausrangierte Smartphones – Informationskampagne der VZ

Comeback für ausrangierte Smartphones

Informationskampagne der VZ

Smartphones werden ständig durch neue Modelle ersetzt. Die alten Handys landen dann in Schubladen. Im Rahmen einer Info-Kampagne fordern die Verbraucherzentralen dazu auf, ausrangierte Handys stattdessen fachgerecht zu entsorgen oder zu spenden. Das spart Geld und wertvolle Ressourcen. […]

Großflächige Handyüberwachung – wie ist die Rechtsgrundlage der Maßnahme?

Großflächige Handyüberwachung

Wie ist die Rechtsgrundlage der Maßnahme?

2020 wurde eine großflächige Handyüberwachung von Telefónica-Mobilfunkkunden durchgeführt. Die Rechtsgrundlage für eine solche Maßnahme ist bis heute umstritten. Experten fordern daher den Gesetzgeber dazu auf, das sogenannte „IP-Catching“ endlich deutlich zu regeln. […]

Urteile des EuGH - Milliardenstrafe gegen Google und Apple verhängt

Urteile des EuGH

Milliardenstrafe gegen Google und Apple verhängt

Der EuGH hat zwei Urteile gegen zwei Internetriesen gefällt. Google muss 2,4 Milliarden Euro Strafe zahlen, Apple steht vor 13 Milliarden Euro Steuernachzahlung. Die Entscheidungen verdeutlichen die strengen Wettbewerbsvorschriften und Steuerregulierungen der EU gegen Tech-Giganten. […]