Handyverbot am Steuer – Verstoß rettet Ehepaar vor perfidem Trickbetrug

Handyverbot am Steuer – Verstoß rettet Ehepaar vor perfidem Trickbetrug

Das ordnungswidrige Telefonieren am Steuer hat ein älteres Ehepaar davor bewahrt, Trickbetrügern eine hohe Geldsumme zu übergeben. Aufgrund des Verstoßes gegen das Handyverbot während der Fahrt wurde das Paar von einer Polizeistreife kontrolliert. Hierdurch flog der heimtückische Betrug auf.

Was war geschehen?

Am 15. Februar wurden eine 73-jährige Autofahrerin und ihr 80-jähriger Beifahrer von einer Polizeistreife im niedersächsischen Barsinghausen angehalten, da die Fahrerin am Steuer mit ihrem Handy telefonierte. Seit Oktober 2017 wird für das Telefonieren während der Fahrt – ohne Headset oder Freisprechanlage – mit einem Bußgeld von 100 Euro und einem Punkt in Flensburg geahndet. In diesem Fall bewahrte das ordnungswidrige Verhalten das Ehepaar allerdings davor, eine hohe Summe Bargeld an Kriminelle auszuhändigen. Denn die Beiden waren auf dem Weg zu einer Geldübergabe mit vermeintlichen Amtsträgern. Als das ältere Ehepaar von dem Streifenteam angehalten wurde, gaben die beiden an, sich auf dem Weg nach Hildesheim zu befinden, um eine Kaution in Höhe von 110 000 Euro zu übergeben. Ihre Tochter habe einen tödlichen Verkehrsunfall verursacht und befände sich daher in Haft. Gegen die Zahlung einer Kaution würde die Tochter aus der Haft entlassen werden. Für den Trickbetrug gaben sich die Kriminellen am Telefon als Mitarbeitende der Staatsanwaltschaft aus.

Die Polizeibeamten konnten die Betrugsmasche aufdecken

Die vermeintliche Staatsanwaltschaft beendete sofort das Telefongespräch, nachdem einer der Polizeibeamten das Handy der 73-Jährigen an sich genommen hatte. Den Beamten gelang es, das arglose Ehepaar anschließend darüber aufzuklären, dass es sich um eine Betrugsmasche handle und sich die Tochter gar nicht in Haft befinde. Damit der Schwindel nicht auffällt, hatten die Kriminellen dem Ehepaar zuvor verboten, selbst Kontakt mit der Tochter aufzunehmen. Für die ahnungslosen Betroffenen stellte sich die Polizeikontrolle aufgrund des Verstoßes gegen das Handyverbot am Steuer demnach als Glücksfall heraus. Denn der 80-Jährige hatte einen Teil der vermeintlichen Kaution bar auf seinem Schoß. Im vergangenen Jahr bewahrte eine Polizeikontrolle aufgrund des Handyverbotsverstoßes ebenfalls einen Rentner davor, Kriminellen eine hohe Bargeldsumme zu übergeben. Auch hier wurde dem Mann vorgegaukelt, dass seine Tochter einen tödlichen Unfall verursacht habe und nur gegen die Zahlung einer Kaution aus der Haft entlassen werden. Obwohl die Beamten von einem Bußgeld wegen Verstoßes absahen, warnten sie den 81-Jährigen dennoch eindrücklich vor den Gefahren, die durch die Nutzung des Handys am Steuer entstehen. Während Handyfotos, Telefonieren ohne Headset sowie das Uhrzeitablesen während am Steuer verboten sind, ist das Laden oder Weiterreichen des Mobiltelefons erlaubt. Mittlerweile gibt es zahlreiche Urteile zur Handynutzung am Steuer.

Was steckt hinter der perfiden Betrugsmasche?

Diese Fälle, bei denen die Geldübergabe glücklicherweise noch verhindert werden konnte, sind jedoch bei Weitem keine Einzelfälle. Durch die Betrugsmasche mit den sogenannten „Schockanrufen“ werden ahnungslose Bürger immer wieder dazu gebracht, hohe Geldsummen an die Betrüger auszuhändigen. Der äußerst perfide Trick ist es hierbei, den Betroffenen vorzutäuschen, dass sich ein naher Angehöriger, häufig die eigenen Kinder, in einer absoluten Notsituation befinden. Häufig wird suggeriert, dass der Angehörige einen tödlichen Autounfall verursacht hat. Aber auch abgewandelte Szenarien sind denkbar. Um den Betroffenen gar keine Zeit dafür zugeben, den Betrug zu erkennen, werden diese von Beginn an dauerhaft am Telefon gehalten und massiv unter Druck gesetzt. Hierdurch wird auch verhindert, dass sich die Angerufenen bei den Verwandten direkt rückversichern. Die Kriminellen nutzen den Schockmoment und spielen mit den Ängsten der Betroffenen, bei denen es sich vermehrt um ältere Personen handelt. Hinter den Anrufen stecken allerdings weder Polizeibeamte noch die Staatsanwaltschaft oder andere Amtsträger, sondern organisierte Callcenter. Der Polizei Bayern gelang es kürzlich, einen Geldabholer festzunehmen. Doch die Kriminellen arbeiten äußerst professionell und entwickeln ihre betrügerischen Maschen stets weiter.

Wie kann man sich vor den Schockanrufen schützen?

Die Vorgehensweise bei den Schockanrufen ist immer gleich: Die Notlage eines nahestehenden Familienangehörigen wird vorgegaukelt und zu einer Geldzahlung aufgefordert. Die Polizei rät eindringlich dazu, stets misstrauisch zu sein, wenn Unfälle oder andere beunruhigende Sachverhalte in Zusammenhang mit einer Geldforderung geschildert werden. Der Druck, der auf die arglosen Betroffenen ausgeübt wird, ist so hoch, dass selbst Personen, die eigentlich über die Betrugsmasche aufgeklärt sind, dennoch in dieser vermeintlichen Notsituation das Geld an die Kriminellen übergeben.

„Die Angst, die bei diesen Anrufen geschürt wird, ist massiv. […] Es ist nicht steuerbar, was Gefühle mit einem machen“, betont der Leiter des Betrugsdezernats der Kriminalpolizei Karlsruhe, Helmut Geprägs.

Sobald man sich unter Druck gesetzt fühlt, sollte das Telefonat sofort beendet werden. Überdies sollten Betroffene den Angehörigen unter der ihnen bekannten Nummer direkt kontaktieren. Dies lässt den Schwindel meist bereits sofort auffliegen. Grundsätzlich sollten am Telefon niemals Auskünfte über finanzielle oder persönliche Verhältnisse gemacht werden. Bereits bei kleinsten Zweifeln sollte die Polizei informiert werden. Zudem ist es ratsam, eine Vertrauensperson einzubeziehen. In keinem Fall sollte Bargeld oder Wertsachen an unbekannte Personen übergeben werden. Auf der Webseite der polizeilichen Kriminalprävention wird ausführlich über den Telefonbetrug durch Schockanrufe aufgeklärt.

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